Als Held gefeiert

Ceuta: Polizist rettet Flüchtlingsbaby aus Meer

Ausland
20.05.2021 07:32

Inmitten der Flüchtlingskrise, die sich derzeit vor den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla abspielt, ist ein spanischer Polizist zum großen Helden mutiert. Bilder von dem Beamten der Guardia Civil, die ihn mit einem aus dem Meer geretteten zwei Monaten alten Baby zeigen, gehen um die Welt. Laut spanischen Medien geht es dem Kind gut.

Das Baby sei am Dienstag von der im Wasser treibenden Mutter auf dem Rücken getragen worden, erzählte der Polizist Juan Francisco Valle dem Radiosender Cope am Mittwoch. „Wir haben uns das Baby geschnappt, es war eiskalt, völlig blass, es hat sich überhaupt nicht bewegt ...“, erinnerte er sich. „Ganz ehrlich, ich wusste nicht, ob es noch am Leben oder schon tot war.“ Der erfahrene Beamte räumte ein, der Einsatz sei „schon ein bisschen traumatisch“ gewesen. Oft habe man nicht erkennen können, was die schwimmenden Migranten auf dem Rücken getragen hätten - „ob Rucksäcke oder Kleidung, oder vielleicht kleine Babys“.

Rekordansturm auf Exklaven
Nach zwei chaotischen Tagen mit der Ankunft von mehr als 8000 Migranten innerhalb von nur 36 Stunden am Montag und Dienstag hatte sich die Lage in Ceuta am Mittwoch deutlich beruhigt. Die Zahl der schnell wieder nach Marokko abgeschobenen Menschen belief sich zuletzt auf circa 5600, wie die Regierung in Madrid mitteilte.

Für die Massenabschiebungen erntete Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sanchez viel Kritik. Menschenrechtsgruppen wiesen die Express-Abschiebungen als illegal zurück. Die Opposition warf dem Sozialisten „Schwäche“ vor. Die rechtspopulistische Partei Vox meinte, Sanchez habe eine „Invasion“ und „einen Angriff auf Spanien“ zugelassen. Bei seiner Ankunft in Ceuta war Sanchez am Dienstagabend von etwa 50 Demonstranten heftigst beschimpft worden, sein Fahrzeug bekam sogar einige Tritte und Schläge ab.

Umstrittene Massenrückführungen
Sind die Massenrückführungen ohne vorherige Prüfung des Anrechts auf Asyl überhaupt rechtmäßig? Das ist nicht ganz klar. Zwar gibt es seit 1992 ein bilaterales Abkommen mit Marokko, das solche Schnellabschiebungen von illegalen Einwanderern grundsätzlich ermöglicht. Diese müssen aber eigentlich direkt an der Grenze erfolgen, und nicht erst, wenn Migranten schon länger auf spanischem Boden sind. Hier gibt es Interpretationsspielraum.

Zudem gibt es Gesetze, eine Entscheidung des Verfassungsgerichts in Madrid sowie ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das im Februar 2020 eine Klage zweier im Jahr 2014 schnell abgeschobener Migranten gegen Spanien zurückwies, auf die sich Madrid beruft. Von den Abschiebungen am Dienstag und Mittwoch waren aber auch Migranten betroffen, die ganz offensichtlich minderjährig waren und für die diese Gesetze und Urteile alle nicht greifen. Diese seien freiwillig zurückgekehrt, beteuert Madrid.

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