Plan ging schief

Mossad wollte Nazi Eichmann in Bad Aussee schnappen

Österreich
15.01.2011 18:38
Ein israelisches Kommando wollte den NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann 1949 aus Österreich entführen. Das geht aus Akten der Organisation Gehlen hervor, des Vorläufers des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), wie "Spiegel Online" am Samstag berichtete. Damals ging das Gerücht um, Eichmann besuche seine Frau in Bad Aussee. Doch der in Norddeutschland untergetauchte Verbrecher erschien nicht. Die Entführung gelang somit nicht.

Auf dem Flugplatz Salzburg wartete den Unterlagen zufolge bereits eine gecharterte Maschine, um Eichmann nach Israel zu bringen. Die Verhaftung sollten Mitglieder der österreichischen Sicherheitspolizei übernehmen. Israels Konsul in Wien übergab einem leitenden Beamten 50.000 Schilling für die Fahndung und setzte eine Million Schilling auf das Ergreifen des ehemaligen "SS-Obersturmbannführers" und Leiters des "Judenreferats beim Reichssicherheitshauptamt" aus.

Der Hinweis auf Eichmann stammte demnach von Josef Adolf Urban, einem dubiosen Informanten der Österreicher, der zugleich mit dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und mehreren Geheimdiensten kooperierte. Urban behauptete, Mitarbeiter Eichmanns gewesen zu sein. Nach 1945 galt er lange als Kopf eines Netzwerks von Alt-Nazis in Österreich und Süddeutschland und erzählte, er habe "die Flucht Eichmanns organisiert".

BND kannte Eichmanns Aufenthaltsort schon lange
Bereits vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass der BND wohl schon Jahre vor der Verhaftung Eichmanns dessen Aufenthaltsort kannte. Der "Bild"-Zeitung zufolge wusste der deutsche Geheimdienst schon seit 1952, wo sich der SS-Mann aufhielt - behielt die Information aber für sich, ebenso wie die CIA.

Erst 1958 soll der BND einen US-Agenten über Eichmanns Flucht nach Argentinien informiert haben. Das geht aus CIA-Dokumenten hervor, die 2006 freigegeben wurden. Tatsächlich versteckte sich Eichmann, der die Judentransporte in die Vernichtungslager organisiert hatte, unter dem falschen Namen Ricardo Klement in Argentinien. Auch Frau und Kinder holte er heimlich aus Österreich zu sich. Nach seiner Entführung durch den israelischen Geheimdienst Mossad 1960 wurde Eichmann nach Jerusalem gebracht und nach einem Prozess hingerichtet.

Auch der israelische Historiker Tom Segev berichtete in seiner kürzlich erschienen Biografie über Simon Wiesenthal über zwei gescheiterte Festnahmeversuche Eichmanns in Altaussee, der erste bereits 1947. Am 31. Dezember 1949 war nach Darstellung Segevs Wiesenthal mit sieben Geheimpolizisten im Ausseerland und sollte beim Zugriff dabei sein. Er hatte auch einen jungen Mitarbeiter aus Israel mitgebracht. Der verplapperte sich allerdings im Trubel der Silvesternacht im Hotel "Erzherzog Johann", wo er mit Wiesenthal untergebracht war. Die Nachricht, dass Israelis in Aussee waren, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Eichmann wurde gewarnt und konnte entkommen.

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