„Ich hab mich sterben gesehen!“ Und dann fängt die junge Kindergartenpädagogin am Montag im Wiener Gerichtssaal zu weinen an. Man möchte es ihr gleichtun. Denn vor ihr stand ein Mann mit einem Messer. „Sie ist eine Satanin, man muss doch die Kinder schützen vor so jemandem.“ Just ein Vierjähriger rettete sie vor einem Geisteskranken. Dieser kommt in eine geschlossene Anstalt.
Er ist groß, kräftig, 37 Jahre alt - und war einst Wirtschaftsinformatiker. Ehe er an paranoider Schizophrenie erkrankte. 2014 wurde er erstmals behandelt, türmte immer wieder aus Einrichtungen und nahm auch seine Medikamente nicht: „Die machen mich krank.“
Sie hat dort nichts verloren. Sie ist mit Satan im Bunde. Das geht ja nicht mit unschuldigen Kindern.
Der Angeklagte über die Kindergärnterin
Er ist überzeugt von einem „göttlichen Auftrag.“ Mit Engelswesen sei er im Kontakt, „gegen die Erscheinungen hab ich nichts, die sind ja positiv.“ Auch wenn sie ihm befohlen hätten, die Kindergartenpädagogin zu töten: „Sie hat dort nichts verloren. Sie ist mit Satan im Bunde. Das geht ja nicht mit unschuldigen Kindern. Die müssen gerettet werden.“
Es war nicht sein erstes Erscheinen im Kindergarten in Wien. Dem Leiter sagte er, dass „die Kinder vom Satan verleitet“ werden. Eine Anzeige bei der Polizei brachte - genau nichts. Man könne nichts tun ...
„Ich habe nur noch laut zu schreien begonnen“
Und dann überwand er den Zaun, stand plötzlich in der schmalen Küche des Raumes, wo die Kindergartenpädagogin gerade das Frühstück der Kinder bereitete. Ein Auskommen? Unmöglich. Er zückte ein Messer, kam immer näher. „Ich habe nur noch laut zu schreien begonnen“, so die Kindergärtnerin.
Ich hab so Angst gehabt, dass er ihm die Kehle aufschlitzt. Ich hätte das Kind nicht retten können.
Das Opfer im Prozess
„Sie wirkte plötzlich menschlich“
Und sie sah einen Vierjährigen kommen. „Ich hab so Angst gehabt, dass er ihm die Kehle aufschlitzt. Ich hätte das Kind nicht retten können“, weint sie. Doch er drehte um: „In dem Moment hatte ich Zweifel, sie wirkte plötzlich menschlich.“ Der Kindergarten-Leiter verfolgte ihn bis zur nahen Bahnstation und hielt ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Wenn ich jetzt gehen kann, lege ich mich aufs Sofa, warte auf die nächste Botschaft von Gott oder den Engeln und vollende mein Werk.
Der Angeklagte im Prozess
„Diese Tötung ist notwendig“
Doch er würde „es noch immer tun“, sagte er jetzt zum Richter im Wiener Landesgericht. „Wenn ich jetzt gehen kann, lege ich mich aufs Sofa, warte auf die nächste Botschaft von Gott oder den Engeln und vollende mein Werk. Sonst fühlt sich ja niemand zuständig dafür.“ Mord sei das dann keiner, „denn das ist ein Verbrechen, aber diese Tötung ist notwendig“.
Der Mann wird in eine geschlossene Anstalt eingewiesen. Ob bei ihm Therapien greifen, ist zweifelhaft ...
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