Kanzler im Interview

Kurz: „Verstehe den Frust der Tiroler sehr gut“

Tirol
11.02.2021 07:47

Fast jeden Tag ereilt die Tiroler Bevölkerung eine neue Hiobsbotschaft rund um Corona-Maßnahmen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im „Krone“-Interview über Gerüchte, sein Verhältnis zu Landeshauptmann Günther Platter und die Drohungen Richtung Wien.

„Krone“: Herr Bundeskanzler, wann kommen Sie auf Urlaub zu uns?
Sebastian Kurz: Hoffentlich bald wieder. Ich verbringe jedes Jahr meinen Urlaub in Tirol, bin daher nicht nur immer wieder dienstlich, sondern auch privat in diesem Bundesland und genieße das jedes Mal sehr. Ich leide wie viele Tiroler darunter, dass der Wintertourismus derzeit nicht möglich ist. Doch ich hoffe sehr, dass wir im Sommer zur Normalität zurückkehren können.

Spaß beiseite: Jeden Tag ereilt Tirol eine neue Hiobsbotschaft, dabei sind wir von den Inzidenzzahlen gesehen auf einem guten Weg.
Den Frust vieler Menschen verstehe ich sehr gut und es ist nachvollziehbar, dass von Tag zu Tag die Ungeduld und die Müdigkeit größer wird und dass viele das Wort Corona nicht mehr hören können. Ich sehne den Tag herbei, wo diese ganze Pandemie ein Ende hat. Tirol ist derzeit das Bundesland mit der niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenz in ganz Österreich, was ein großer Erfolg ist. Gleichzeitig ist Tirol von der südafrikanischen Mutation betroffen. Niemand ist verantwortlich dafür, dass es diese Variante gibt. Niemand hat sich ausgesucht, dass sie ausgerechnet im Bezirk Schwaz auftritt. Das ist keine Schuld-, sondern eine Sachfrage. Es ist möglich, diese Variante einzudämmen.

Deshalb auch das neue Paket für den Bezirk Schwaz?
Das halte ich für einen sehr guten Schritt und ich bin froh über diese Initiative des Landes Tirol und des Schwazer Bürgermeister. Breitflächige Testungen sind der richtige Ansatz.

Haben wir in Tirol zu spät agiert? Warum haben Sie nicht früher eingegriffen?
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Mutationen sind erst in den letzten Tagen immer konkreter geworden. Grundsätzlich ist es nicht unüblich, dass Mutationen auftreten. In den letzten Tagen hat sich mehr und mehr herauskristallisiert, dass die britische Variante gut von der Impfung abgedeckt ist, die südafrikanische Variante hingegen zumindest bei einem Impfstoff schlechter.

Ist bekannt, wer verantwortlich ist für die Einschleppung dieser Mutation?
Natürlich ist es immer gut zu wissen, wie Mutationen nach Österreich eingeschleppt wurden. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es in den meisten Fällen schwer ist, das herauszufinden. Viele Gerüchte, die im Umlauf sind, erweisen sich im Nachhinein als falsch. Insbesondere was die Südafrika-Mutation betrifft. Es muss nicht gesagt sein, dass sie direkt aus Südafrika eingeschleppt wurde. Sie ist in mehreren Ländern aufgetreten. Keine Region hat Schuld daran, wenn sie betroffen ist. Wichtig ist, gemeinsam zu verhindern, dass sich diese Mutation ausbreitet. Denn wenn das in diesem Fall passiert, heißt es zurück an den Start und wir würden das Drama, das wir bisher erlebt haben, nochmals erleben müssen.

Zitat Icon

Keine Region hat Schuld daran, wenn sie von der Südafrika-Mutation betroffen ist. Wir müssen sie gemeinsam aufhalten.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)

Kriselt es bei der Kommunikation zwischen Kanzler Kurz und Tirols Landeshauptmann Platter?
Nein, das stimmt so nicht. Wir arbeiten gut zusammen. Die letzten Tage waren natürlich eine Herausforderung für alle Beteiligten.

Was sagen Sie zu den jüngsten Drohungen und Aussagen seitens Tirols in Richtung Wien - Stichwort Rülpser?
Hier sind viele Emotionen im Spiel, manchmal vielleicht sogar zu viele. In der Sache sind wir uns aber alle einig: Es ist nötig, dass wir als Republik Österreich und alle Bundesländer - insbesondere internationale und tourismusstarke Bundesländer - möglichst schnell die Pandemie besiegen.

Sie haben vor Monaten vom „Licht am Ende des Tunnels“ und erst vor Kurzem von einem „normalen Sommer 2021“ gesprochen. Haben Sie Ihre Meinung geändert?
Diesen Ausblick halte ich nach wie vor für realistisch. Wir haben immer gewusst, dass der Herbst und der Winter hart werden. Die Mutationen sind zusätzlich herausfordernd, aber ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir bis zum Sommer in weiten Teilen wieder zur Normalität zurückkehren können. Entscheidend ist, dass sich die südafrikanische Variante nicht ausbreitet.

Ihr eindringlicher Appell an die Tiroler Bevölkerung?
Meine große Bitte ist es, all das, was wir im Moment gemeinsam durchstehen müssen, auch zu ertragen. Denn je konsequenter wir jetzt agieren, desto größer ist die Chance, dass wir ab dem Sommer wieder normal leben können.

Haben Sie noch weitere Verschärfungen für Tirol in der Schublade liegen?
Nein. Wir sind in gutem Austausch mit den Tiroler Verantwortlichen und die gesamte Situation wird natürlich täglich evaluiert.

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