Keine Entspannung
Drosten hat „schlimmste Befürchtungen“ für Sommer
Der Sommer 2020 ist in Deutschland - wie auch bei uns - in Bezug auf Corona-Neuinfektionen relativ entspannt gewesen. Dass sich die Kurve auch heuer automatisch abflachen wird, ist aber laut dem deutschen Virologen Christian Drosten nicht zu erwarten. Er habe „schlimme Befürchtungen“, was heuer im Frühjahr und Sommer passieren werde. Im „Worst Case“ könne es sogar täglich 100.000 neue Fälle in Deutschland geben - was mehr als eine Verfünffachung des aktuellen Werts bedeuten würde. Die Impfung könnte skurrilerweise einen negativen Einfluss haben.
Warme Temperaturen alleine helfen nicht, die Kurve flach zu halten - in Südafrika, wo gerade Sommer ist, ist die Zahl an Neuansteckungen hoch. „Dass wir 2020 einen so entspannten Sommer hatten, hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass unsere Fallzahlen im Frühjahr unter einer kritischen Schwelle geblieben sind“, so Drosten.
Der Virologe zeichnet daher ein düsteres Bild für die Urlaubssaison - er rechne erst im Herbst mit einer Verbesserung der Corona-Situation, erklärte er gegenüber dem Magazin „Spiegel“. Er denke vielmehr, dass es sich heuer im Sommer in Deutschland ähnlich verhalten könnte wie 2020 in Spanien, wo die Zahlen nach Lockdown-Ende wieder angestiegen waren.
„Es muss gelingen, die Mutation in Schach zu halten“
Die Mutation aus Großbritannien erschwere die Situation - die Variante B.1.1.7. ist weitaus infektiöser als das Ursprungsvirus. Laut Drosten müsse es unbedingt gelingen, diese Mutation in Schach zu halten. „Ich glaube, dass jetzt noch die einmalige Gelegenheit besteht, die Verbreitung dieser Variante bei uns zu verhindern oder zumindest stark zu verlangsamen.“
Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden.
Virologe Christian Drosten
Die Reproduktionszahl R zu senken, sei besonders wichtig. Aktuell liege diese in Deutschland bei 0,9 - bei diesem Wert halbieren sich die Infektionszahlen erst in einem Monat, das reiche nicht aus. Bei einem Wert von 0,7 wird eine Halbierung der neuen Fälle bereits in einer Woche erreicht.
Impfung könnte skurrilerweise negativen Einfluss haben
Die Impfung könnte skurrilerweise einen negativen Einfluss haben. „Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden“, so Drosten. Doch ohne strenge Maßnahmen drohe ein Corona-Sommer, in dem sich viele Menschen innerhalb kürzester Zeit infizieren.
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