Für harten Lockdown

Merkel: Sonst „letztes Weihnachten mit Großeltern“

Ausland
09.12.2020 11:36

Die Infektionszahlen in Deutschland steigen: München hat mittlerweile eine höhere durchschnittliche Sieben-Tages-Fallzahl als Wien, Wissenschaftler blicken mit Sorge auf die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage. Von der Kanzlerin abwärts diskutiert die Politik Maßnahmen, um eine sprunghafte Zunahme der Infektionen nach den Festtagen abzuwenden. Ein Lockdown direkt nach den Weihnachtsfeiertagen wird immer wahrscheinlicher.

Die neuesten Zahlen aus Deutschland zeigen, dass einige Regionen unseres Nachbarlandes mittlerweile höhere Infektionszahlen aufweisen als etwa Wien. Während die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz - also die durchschnittlichen täglichen Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner - in Wien laut Daten der AGES bei 171,8 liegt, hat man in München am Dienstag laut Informationen des Robert-Koch-Instituts einen Wert von 202,1 erreicht.

Merkel rät zu hartem Lockdown nach Weihnachten
Die Politik arbeitet an Maßnahmen, um die besorgniserregend hohe Zahl möglichst schnell wieder zu senken. Kanzlerin Angela Merkel trat am Mittwoch in einer Generaldebatte im Deutschen Bundestag erneut für einen härteren Lockdown ein. Sie verwies auf Empfehlungen der Wissenschaft, jetzt die Kontakte weiter drastisch zu senken, und halte es daher für richtig, die Geschäfte nach Weihnachten bis mindestens 10. Jänner zu schließen und auch den Unterricht an den Schulen zu minimieren.

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Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin Deutschlands

In einem emotionalen Appell rief Merkel dazu auf, in der Pandemie-Bekämpfung auf die Wissenschaft zu hören. Sie forderte mit Blick auf die aktuellen Zahlen nachdrücklich, die Weihnachtsferien um weitere drei Tage auf den 16. Dezember vorzuziehen. Die Wissenschaft flehe geradezu darum, vor Weihnachten, bevor man Oma und Opa sehe, eine Woche der Kontaktreduzierung zu ermöglichen, sagte Merkel. „Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun“, sagte Merkel.

Die deutsche Kanzlerin bezeichnete die Empfehlungen der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina für Geschäftsschließungen und eine Verlängerung der Weihnachtsferien bis zum 10. Jänner als richtig und verteidigte den Kurs, bei der Pandemie-Bekämpfung der Wissenschaft zu folgen. Europa stehe heute, wo es stehe, wegen der Aufklärung und dem Glauben an die Wissenschaft.

Auch NRW-Chef Laschet für Lockdown
Für einen Lockdown direkt nach den Feiertagen ist auch Merkels Parteikollege und Ministerpräsident des größten deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet. Er plädiert für einen Konsens aller Bundesländer. Die Länder sollten sich darauf vorbereiten, nach den Weihnachtstagen bis zum 10. Jänner alles herunterzufahren, „damit wir dann mit niedrigeren Werten schnell wieder auch ins normale Leben zurück können“, sagte er am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“: „Wir müssen eine Lösung gemeinsam finden.“ Jede Entscheidung eines Bundeslandes habe Wechselwirkungen auf die Nachbarländer.

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Die Zeit nach den Feiertagen ist eine ideale Zeit für einen Lockdown.

Helmut Dedy, Deutscher Städtetag

Bildungseinrichtungen ohnehin zu, viele haben Urlaub
Zuvor hatte sich auch der Deutsche Städtetag für einen härteren Lockdown nach Weihnachten starkgemacht. „Die Zeit nach den Feiertagen ist eine ideale Zeit für einen Lockdown“, sagt Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der „Saarbrücker Zeitung“. Schulen und Kindergärten seien zu, es gebe Betriebsferien, viele Menschen hätten Urlaub „und shoppen muss man nach Weihnachten auch nicht unbedingt“.

Wegen der hohen Infektions- und Todeszahlen könnten zudem die von Bund und Ländern beschlossenen Weihnachts- und Silvesterlockerungen nicht mehr aufrechterhalten werden.

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