Publikumsliebling

„Dancing Stars“: Andi Ogris als Sieger der Herzen

Adabei
11.10.2020 06:00

Ex-Kicker Andi Ogris (56) hat bei „Dancing Stars“ längst gewonnen. Nachdem er in den letzten drei Jahren erst seine zwei jüngeren Brüder, dann den Vater, schließlich auch noch seinen Job und während Corona alle Ersparnisse verlor, ist er jetzt wieder dick da.

Wenn Andi Ogris im engen Dress im Ballroom steht, wirkt er eher, als hätte er den Fußball verschluckt, den er früher tanzen ließ. Hüftkick, Hüftkick und eine Beinarbeit, mit der er sich eher selbst im Wege steht und einem starken Mittelfeld, vor allem um die Hüften. Ogerl lässt die Kugel rollen. Und den Schmäh. Nicht unbemüht, aber etwas tapsig.

Das machte den früheren Austrianer und 63-fachen Nationalspieler zum Start-Ziel-Star der Herzen. Ach ja, es geht um die ORF-Show „Dancing Stars“, bei der man sonst bei der Hälfte der Kandidaten nicht immer weiß, wer der Promi und wer der Profi ist. Die exaltierte Jurorin Sarkissova schmachtete ihn an: „Sie sind unglaublich süß!“, während Moderator Eberhartinger eine Erklärung wusste: „Wenn der Elefant springt, gibt’s Applaus.“

Der seit Mittwoch 56-Jährige lässt sich zum „Krone“-Gespräch ins Sofa fallen, hüstelt und zieht an einer seiner 15 Zigaretten täglich: „Ich wollte einfach etwas machen, das ich überhaupt nicht kann.“ Das scheint gelungen. „Und ich sehe es als meine letzte Chance, wieder zu einem halbwegs akzeptablen Körper zu kommen.“ Dabei sieht er sich auf einem guten Weg: „Der Gürtel geht schon ein Loch weiter zu. Hoppi, da tut sich was! Ich glaub, wir haben gar keine Waage daheim.“

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Die Vesi ist ein wahrer Glücksfall. Sie hat eine Engelsgeduld.

Andreas Ogris

Seine 27-jährige bulgarische Tanzpartnerin Vesela ist halb so alt wie er und ein Viertel so schwer und hat die größte Gaudi mit ihm. 2,5 Stunden wird täglich trainiert, dazu PR- und Probentermine. Ein Ganztagsjob. „Die Vesi ist ein wahrer Glücksfall. Sie hat eine Engelsgeduld. Takt? Rhythmus? Ich höre das wirklich nicht und muss mir meine Einsätze an den Textstellen merken.“ Tanzerfahrung hat er null: „Ich hab es früher nur nach fünf Bier in der Disco zu einem Nabelpresser gebracht. Aber das kann jeder Stocki, mit Tanzen hat das nichts zu tun.“

Dass er das Lachen nicht verlernt hat, ist ein kleines Wunder. Hinter ihm liegt keine einfache Zeit. Nach seinem Karriereende gründete er erst gemeinsam mit Freunden eine Baufirma („Ich bin gefahren und habe Baustellen kontrolliert“), aus der er aber wieder ausstieg. Danach dasselbe mit einem Wett-Café im Wiener Prater. Resümee: „Ich bin lieber Gast als Wirt.“

Vor drei Jahren verlor er seinen jüngeren Bruder Ernst („Er hatte einen Spitalskeim eingefangen“), ein Jahr später seinen anderen jüngeren Bruder in Folge eines Herzinfarkts, im Vorjahr den Vater. Seine Mama war schon davor gestorben.

Ogerls weg zum Arbeitsamt
Schließlich erhielt er im März 2019 auch noch die Kündigung bei seinem Herzens- und Stammverein Austria, nachdem er dort 9 Jahre lang täglich um 7 Uhr früh im Büro saß und als Trainer mit UEFA-Lizenz den Aufstieg seiner „Young Violetts“ in die nächsthöhere Spielklasse geschafft hatte. Man würde keine Weiterentwicklung der Mannschaft sehen, hieß es lapidar. Seine Spieler sind mittlerweile Stützen der Kampfmannschaft. „Der Ogerl war ihnen zu kritisch“, plaudern Insider.

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Natürlich ist einem das ein klein wenig unangenehm. Aber so geht es ja vielen.

Andreas Ogris

Der nächste Weg führte ihn zum Arbeitsamt: „Natürlich ist einem das ein klein wenig unangenehm. Aber so geht es ja vielen.“ Aufgefangen haben ihn sein bester Buddy Herbert Prohaska (65) und seine Familie. „Am schwierigsten war, dass ich mit meiner Zeit nichts anzufangen wusste. Mein Glück waren meine Frau, meine Tochter und meine Enkelin. Sie haben mich zum Kinderdienst und zum Einkaufen eingeteilt. Rückblickend hat mir die Pause gut getan. Ich kam zum Nachdenken und zur Ruhe. Negatives verdräng ich.“

Der „Dancing Star“ ist seit 30 Jahren mit seiner Michi verheiratet. Er lernte sie zufällig am Flughafen kennen. Sie als Verkäuferin im Duty Free Shop und Schulfreundin seiner Frau, mit der er in Scheidung lebte. Er am Flug zu einem Spiel. „Nach der Rückkehr habe ich eine rote Rose hinter meiner Windschutzscheibe gefunden“, erinnert sie sich: „Dabei war er überhaupt nicht mein Typ. Die roten Haare. Naja. Aber er ist so ein lieber Kerl, batzweich und hat einen super Schmäh.“ Nach einem Jahr wurde geheiratet. Familie bedeutet ihm bis heute alles.

Umgeben nur von Frauen
Michi, Tochter Natascha, die achtjährige Enkelin Anna, Tanzpartnerin Vesela. „Bitte nicht die Schwiegermutter vergessen und eine Tante gibt es auch noch. Gott sei Dank hab ich den Schwiegersohn. Denn an Sonntagen geht es bei uns zu wie im Ganslstall.“

Der Ogerl wohnt im Gemeindebau und fährt einen Zwergerl-Smart mit Installateur-Aufschrift von einem Freund. Gel in den Haaren, Porsche und Louis-Vuitton-Tascherln braucht er nicht. Mit seiner Michi eröffnete er kurz nach Karriereende einen Frisiersalon. Mittlerweile sind es fünf in Wien und NÖ. Mit 25% ist er (sehr) stiller Teilhaber. Seine 80er-Jahre-Frisur schneidet ihm Tochter Natascha, nachdem sich Michi in jungen Jahren einmal mit einem viel zu kurzen Cut für seine nächtlichen Eskapaden revanchiert hatte. „Bei meiner Tochter sehe ich nachher wenigstens so aus, wie ich will. Für die Experimente meiner Frau haben wir den Schwiegersohn.“

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Durch Corona sind alle Ersparnisse in die Firma geflossen. Das Geld ist weg.

Andreas Ogris

Der nächste Rückschlag kam mit dem Lockdown. Kein Einkommen, hohe Kosten. „Wir haben beschlossen: Gekündigt wird keiner. Unsere Mitarbeiter gehören zur Familie. Alle Ersparnisse sind in die Firma geflossen. Das Geld ist weg. Wenn es hart wird, bin ich einfach Sportler. Da muss ich immer wieder aufstehen.“

Edda Graf, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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