Karikaturen als Motiv

Terror in Paris: 9 Verdächtige in Haft, Geständnis

Ausland
26.09.2020 19:24

Nach dem brutalen Angriff mit einem Fleischerbeil auf zwei Journalisten vor dem früheren Sitz der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ in Paris befinden sich mittlerweile neun Verdächtige in Polizeigewahrsam - darunter der nunmehr geständige mutmaßliche Haupttäter, ein 18-jähriger Pakistaner, sowie einer seiner Brüder. Die blutige Attacke wird als „islamistische Terrortat“ eingestuft - das Terrornetz Al-Kaida hatte wegen der erneuten Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen des Magazins mit einem Anschlag gedroht. Paris steht nach dem Vorfall unter Schock.

Opfer des Angriffs sind ein Mann und eine Frau, die für die Produktionsfirma Première Lignes arbeiten. Eine der Mitarbeiterinnen der Agentur, die eine Dokumentation über die Anschläge auf die „Charlie Hebdo“-Redaktion im Jahr 2015 mitproduziert hat, war Zeugin des neuerlichen Angriffs: „Die beiden Kollegen haben vor dem Gebäude eine Zigarette geraucht. Dann habe ich Schreie gehört“, sagte die Frau, die anonym bleiben wollte. „Ich bin ans Fenster gegangen und habe einen meiner Kollegen blutüberströmt gesehen. Er wurde von einem Mann mit einem Hackbeil verfolgt.“

„Das ist eine neue blutige Attacke auf unser Land“
Der Mann und die Frau wurden schwer verletzt, sind nach Regierungsangaben aber nicht in Lebensgefahr. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen „Mordversuchs im Zusammenhang mit einer terroristischen Tat“ und „Bildung einer Terrorgruppe“ ein. „Es ist die Straße, in der ,Charlie Hebdo‘ saß, es ist die Vorgehensweise der islamistischen Terroristen, eindeutig, es gibt wenig Zweifel, das ist eine neue blutige Attacke auf unser Land“, sagte Innenminister Gerald Darmanin im TV.

Mohammed-Karikaturen „nicht ertragen“
In der Nähe des Tatorts wurde ein 18-Jähriger festgenommen, der als Hauptverdächtiger gilt - er soll die Tat inzwischen gestanden haben. Er übernehme „die Verantwortung für seine Tat“, hieß es am Samstag aus Ermittlungskreisen. Als Motiv habe er die erneute Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen durch „Charlie Hebdo“ genannt, die er „nicht ertragen“ habe.

Hauptverdächtiger zunächst „ohne Anzeichen einer Radikalisierung“
Die Polizei war im Großeinsatz, die Umgebung des Tatorts wurde abgeriegelt. Bei einem in der Nähe des Tatorts gefundenen Hackmesser handelt es sich mutmaßlich um die Tatwaffe. Der Hauptverdächtige stammt nach ersten Erkenntnissen aus Pakistan. Laut Darmanin traf er vor drei Jahren als Minderjähriger in Frankreich ein. Nach Angaben früherer Jugendbetreuer zeigte er „keine Anzeichen einer Radikalisierung“.


Fünf Männer bei Razzia in Unterkunft festgenommen

Wenig später wurde ein 33-jähriger Algerier in Gewahrsam genommen, dessen mögliche Verbindungen zum Hauptverdächtigen geprüft würden, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Er wurde in der Nacht auf Samstag wieder freigelassen. Fünf weitere Männer wurden bei der Durchsuchung einer mutmaßlichen Unterkunft des Hauptverdächtigen in Pantin im Département Seine-Saint-Denis festgenommen, wie AFP aus Justizkreisen erfuhr. Der achte Festgenommene ist ein früherer Mitbewohner des Pakistaners, am Samstag wurden zudem ein Bruder des Hauptverdächtigen und ein Bekannter in Gewahrsam genommen.

„Charlie Hebdo“-Redaktion arbeitet an geheimem Ort
Bei dem Anschlag auf die Satirezeitung im Jänner 2015 hatten zwei Islamisten zwölf Menschen kaltblütig ermordet, darunter einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Derzeit läuft in Paris der Prozess gegen mögliche Hintermänner. Dies war der Anlass für die Neuauflage der Karikaturen. Seit dem Anschlag arbeiten die Mitarbeiter von „Charlie Hebdo“ an einem geheimen Ort unter Polizeischutz. Sie bekundeten am Freitag auf Twitter „ihre Unterstützung und Solidarität mit ihren ehemaligen Nachbarn“ und den Opfern „dieser niederträchtigen Attacke“.

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Frankreichs Premierminister Jean Castex sagte bei einem Besuch am Tatort, der Staat werde unermüdlich weiter „gegen den Terrorismus“ und „für die Pressefreiheit“ kämpfen.

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