Arnold Schwarzenegger:

„In Österreich bin ich definitiv kein Veganer“

Adabei
13.09.2020 06:00

Am Donnerstag finden in Wien der Austrian World Summit und der Climate Kirtag statt: Denn der Klimawandel macht in Coronazeiten keine Pause! Wir baten Gastgeber Arnold Schwarzenegger zum Gespräch.

„Krone“: Die Covid-19-Pandemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Wie sieht derzeit der Alltag im Schwarzenegger-Haushalt aus?
Arnold Schwarzenegger: „Ich habe mir meine Routine bewahrt, sodass mein Leben gar nicht so anders aussieht. Ich wache auf, lese die Zeitungen und checke meine E-Mails, fahre Fahrrad, hebe Gewichte, frühstücke, und dann beginne ich mit meiner Arbeit und meinen Meetings. Wenn man genau hinsieht, bemerkt man natürlich Unterschiede: Statt beim Venice Beach im Gold’s Gym Gewichte zu heben, stemme ich zu Hause Gewichte. Statt auswärts zu essen, frühstücke ich zu Hause. Statt in meinem Büro laufen meine Meetings über Zoom und FaceTime. Und das bedeutet, dass manchmal ,Whiskey‘ und ,Lulu‘, mein Mini-Pony und mein Mini-Esel, an meinen Besprechungen teilnehmen. Meine Hunde unterbrechen mein Training.“

Das klingt, als ginge es Ihnen sehr gut. Wie sehen Sie die Situation für andere Menschen?
„Ich muss sagen, dass ich mich unglaublich glücklich schätzen kann. Wenn ich mich in der Welt umsehe, sehe ich Menschen, die mit ungeheurem Leid zu kämpfen haben. Wenn ich also auf mein Leben schaue, fühle ich mich vor allem verpflichtet, auf jede erdenkliche Weise zu helfen. Deshalb habe ich eine Million Dollar für persönliche Schutzausrüstung für Krankenschwestern und Ärzte gespendet und unserem Nachmittagsprogramm After-School All-Stars geholfen, sich an die Krise anzupassen, damit sie weiterhin 100.000 Familien mit Nahrungsmitteln versorgen können. Ich denke, dass wir alle, die das Glück haben, Möglichkeiten finden sollten, etwas zurückzugeben, denn so viele unserer Nachbarn leiden und brauchen unsere Hilfe.“

Was bedeutet das Virus für Ihre Arbeit für mehr Klimaschutz?
„Ich denke, der Kampf für eine saubere Umwelt ist dringender denn je. In diesem Moment nehmen Regierungen auf der ganzen Welt Fördergelder in die Hand, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Wir haben eine gewaltige Chance - investieren wir dieses Geld in den Status quo, oder bauen wir die sauberen Energiewirtschaften und -projekte der Zukunft auf. Wenn die Regierungen das Geld jetzt in den Wiederaufbau investieren, müssen wir dafür sorgen, dass sie es als Anreiz für eine sauberere Zukunft einsetzen. Einige Unternehmen werden die Krise leider nicht überstehen, und wir müssen diesen Arbeitnehmern helfen, Arbeitsplätze in der Wirtschaft der Zukunft zu finden. Dauerhafte, sinnvolle Arbeitsplätze.“

Am 17. September findet Ihr Klimagipfel, der Austrian World Summit, in Wien statt. Was können wir dort erwarten?
„Ich werde die Staats- und Regierungschefs der Welt, die auf unserem Austrian World Summit zusammenkommen, bitten, dafür zu sorgen, dass sie in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit investieren. Kalifornien investiert seit Jahren in die Zukunft, und aus diesem Grund erhalten wir 50% des Risikokapitals für grüne Technologien in den Vereinigten Staaten, obwohl wir nur 12% der Bevölkerung sind. Aus diesem Grund sind wir die Heimat von Apple und Tesla. In die Zukunft zu investieren ist der einzige Weg, den wir gehen können. Ich möchte, dass jedes Land, das unsere Konferenz sieht, versteht, dass es beim Wiederaufbau die Entscheidung treffen sollte, besser wiederaufzubauen, anstatt nur den Status quo wiederherzustellen.“

Sie betonen immer - und besonders bei Ihrem jährlichen Klimagipfel Austrian World Summit - dass jeder Einzelne Teil der Lösung sein kann. Was ist Ihr persönlicher Beitrag?
„Ich habe Plastikflaschen, -becher und -utensilien in meinem Haus verboten, auch für Partys. Ich habe alle unsere Glühbirnen durch LEDs ersetzt. Ich habe meine Hummer-Autos auf Biodiesel, Strom und Wasserstoff umgestellt. Ich fügte zu Hause Sonnenkollektoren hinzu. Ich habe die Hälfte meines Rasens durch falsches Gras ersetzt, um Wasser zu sparen. Ich esse 80 % weniger Fleisch. Ich habe alle meine Geräte durch energieeffiziente Geräte ersetzt. Und in letzter Zeit habe ich mir zweimal überlegt, ob ich Dinge aus Übersee kaufen soll, und versucht, wann immer ich kann, in den Vereinigten Staaten zu kaufen. Nicht nur um Arbeitsplätze in Amerika zu erhalten, sondern auch weil die Lieferketten der Frachtschiffe die größten Umweltverschmutzer der Welt sind. Die Frage ist immer: Wollen Sie Teil der Lösung oder Teil des Problems sein? Ich möchte Teil der Lösung sein.“

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Ich habe Plastikflaschen, -Becher und -Utensilien in meinem Haus verboten, auch für Partys. Ich habe alle unsere Glühbirnen durch LEDs ersetzt.

Arnold Schwarzenegger

Vor einiger Zeit haben Sie Ihre Ernährung auf überwiegend vegane Ernährung umgestellt, was hat das ausgelöst?
„Ich esse 80 % weniger Fleisch als früher. Aber ich würde mich nie als Veganer bezeichnen. Ich habe mit meinen Ärzten darüber gesprochen, weil ich dieses angeborene Herzproblem habe. Und wissen Sie was? Mein Cholesterinspiegel ist so stark gesunken. Ich bin gesünder als je zuvor, und ich habe nicht an Kraft verloren. An den meisten Tagen beginne ich mit Haferflocken und Beeren und Nüssen, dann nehme ich einen Salat mit einem Gemüse Burger zum Mittagessen und eine Gemüsesuppe zum Abendessen. Aber hin und wieder werfe ich alles aus dem Gleichgewicht und esse ein leckeres Steak.“

Essen Sie auch vegan, wenn Sie in Österreich sind?
„In Österreich bin ich definitiv kein Veganer. Wenn ich in Österreich bin, ernähre ich mich zu 80 Prozent von Schnitzel und Kaiserschmarren.“

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In Österreich bin ich definitiv kein Veganer. Wenn ich in Österreich bin, ernähre ich mich zu 80 Prozent von Schnitzel und Kaiserschmarren.

Arnold Schwarzenegger

Worauf müssen wir uns jetzt konzentrieren, wenn es darum geht, den Kampf gegen die Klimakrise fortzusetzen?
„Zunächst einmal müssen wir sicherstellen, dass sich alle Länder der Welt auf ihre Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen konzentrieren und diese erreichen. Und die meisten von ihnen erreichen sie nicht, was den zynischen Teil in mir dazu bringt zu sagen: ,Typisch Politiker, die halten Versprechen nicht.‘ Aber die hoffnungsvolle Seite in mir sagt, dies sei der perfekte Zeitpunkt, um sich auf den Wiederaufbau zu konzentrieren, der weltweit nach der Pandemie stattfindet. Wir können nicht zulassen, dass die Welt den Status quo wiederaufbaut. Es ist an der Zeit, den Wiederaufbau besser zu gestalten. Und wir müssen uns darauf konzentrieren, besser zu kommunizieren, sodass alle sich einbringen, anstatt nur auf die Politiker zu warten. Wir sollten von unten nach oben arbeiten, während die politischen Führer von oben nach unten arbeiten. Jeder von uns kann Teil der Lösung sein und unsere Zukunft mit sauberer Energie zu einer unaufhaltsamen Bewegung machen.“

Stefan Weinberger, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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