Talk nach Ampel-Wirbel

„Herr Luger, sind Sie ein schlechtes Vorbild?“

Oberösterreich
06.09.2020 07:00

Weiterhin bleibt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) dabei, dass Corona-„Gelb“ für seine Stadt Willkür sei und die Realität schärfere Maßnahmen gar nicht rechtfertige. Im Interview geht’s auch darum, welche Vorbildwirkung das auf die Bürger hat.

„Krone“: Herr Bürgermeister, sind Sie durchs Verweigern verschärfter Corona-Maßnahmen ein schlechtes Vorbild? Für all die Menschen, denen man Eigenverantwortung und Vorsicht eintrichtert?
Klaus Luger: Nein, das sehe ich völlig anders. Die Reaktion auf die Ampel ist deswegen so harsch und sie bleibt auch 24 Stunden später aufrecht, weil die vier bekannten Kriterien für die Einfärbelung alle auf Grün sind. (Luger führt das im Detail aus). Und man stuft uns trotzdem gelb ein. Das ist für mich Willkür, zumal andere Kriterien, die es angeblich auch noch gibt, der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Deswegen wehre ich mich. Weil das erst recht zur Verunsicherung der Bevölkerung führt.

Und das Argument, „im Zweifel lieber auf der sicheren Seite sein“, zieht hier nicht, weil es ja bei Ihnen keinen Zweifel gibt, dass Linz eh auf der sicheren Seite sei?
Das ist so. Das ist absolut meine Position. Und ich lasse mich auch nicht in das Eck der Corona-Verweigerer drängen, wie es derzeit offenbar die Bundesregierung versucht. Im Gegenteil: Mitte/Ende Juni, als tatsächlich häufiger Fälle aufgetreten sind, vor allem durch den Pfingstkirchen-Cluster, habe ich gemeinsam mit dem Landeshauptmann die Linie mitgetragen, in Oberösterreich und damit auch Linz entgegen anderen Bundesländern die Maßnahmen zu verschärfen. Das erschien mir damals als angemessen, verhältnismäßig und korrekt - ganz anders, als es jetzt ist. Heute sind es nicht einmal mehr nur 59 Covid-Erkrankte Menschen in Linz (wie Freitag), sondern 56. Da braucht man doch nicht zusätzliche Maßnahmen setzen, die wir vorher nicht hatten!

Aber viele Menschen wissen eh schon nicht mehr, was in Sachen Corona-Schutz gerade gilt und was nicht. Sorgt es da nicht für noch mehr Verunsicherung, wenn man eine Gelb-Einstufung des Bundes justament nicht umsetzt?
Nein, die Verunsicherung kommt ja daher, dass der Bundeskanzler mit dem Finger auf Linz zeigt, weil der Herr Bundesgesundheitsminister sagt: „Vorsicht, Risiko!“, und gleichzeitig aber wir in Linz und auch der Landeshauptmann sagen, es ist Corona-mäßig absolut sicher in dieser Stadt. 56 Infizierte, kein Cluster, keiner auf der Intensivstation. Und dann sagen die Leute, was stimmt denn jetzt? Das ist mein Vorwurf, primär an den Herrn Anschober, dass er mit dieser Gelb-Färbelung erst recht den Eindruck von Unsicherheit erweckt. Die Fakten für Linz sind aber absolut auf Grün!

Wie erklären Sie sich dann diese, wie Sie sagen, Willkür?
Ich glaube nicht, dass es um Parteipolitik geht. Es geht um was anderes, was noch schlimmer ist: Dass diese Bundesregierung seit circa zwei Monaten in Sachen Corona voll auf Linie der Selbstdarstellung, der Ankündigungspolitik und des Polit-Marketings ist.

Zuletzt hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober angekündigt, regionaler zu differenzieren, auch innerhalb von Bezirksgrenzen: „Dort, wo der Bedarf da ist. Das kann ein halber Bezirk sein oder auch drei Gemeinden“, sagte Anschober und betonte, dies sei bisher schon das Ziel gewesen.

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