Das einzig Positive am Ranking, das heuer nach verbesserten Kriterien erstellt wurde und dadurch schon allein methodisch bedingt Platzverschiebungen erwarten ließ, ist der Vorstoß einer zweiten heimischen Uni in die Top 200. Die Universität Innsbruck hat es auf den 187. Platz geschafft und dabei gleich die Uni Wien überholt, die von Platz 132 im Vorjahr auf 195 abgesackt ist.
Top-Uni in dem Ranking, das zu den drei renommiertesten jährlichen Hochschulstudien zählt, ist Harvard, gefolgt vom California Institute of Technology und dem Massachusetts Institute of Technology. Top-Bildungsland ist damit nach wie vor die USA, die gleich die ersten fünf Plätze stellt sowie 72 Unis unter die 200 Top-Unis bringt. Interessant: Die staatlichen Unis wie beispielsweise in Kalifornien (Berkeley, UCLA) sind dabei ebenso vertreten wie die finanziell besser ausgestatteten Privatuniversitäten.
Großbritannien hat mit Oxford und Cambridge (ex aequo auf Platz sechs) und dem Imperial College London (neun) drei Unis unter den Top Ten. Beste kontinentaleuropäische Universität ist die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich auf Platz 15, beste deutsche die Uni Göttingen auf Platz 43. Die höchstplatzierte asiatische Uni ist die Universität Hongkong auf Platz 21.
Österreich im Ländervergleich hinter Türkei
In einer Länder-Rangliste würde die USA klar auf Platz eins liegen, gefolgt von Großbritannien, Deutschland und Kanada. China (Platz acht) hat bereits Japan (zehn) überholt, obwohl Hongkong (Platz elf) extra gewertet wurde. Österreich käme hinter der Türkei auf Platz 21. "Die Ranglisten zeigen deutlich, dass Investitionen in das Hochschulwesen zu Weltklassenuniversitäten führen, die in der Lage sind, das Interesse der besten Studenten und Lehrkräfte zu wecken. China, Südkorea und Kanada, die das Hochschulwesen als wirtschaftlichen Antriebsfaktor erachten und deshalb stark in diesen Bereich investieren, werden nach der neuen Methode hoch eingestuft", hieß es von den Studienautoren. Die neue Bewertungsmethode legt demnach übrigens weniger Wert auf Ruf und Erbe als in früheren Jahren und gewichtet stärker die drei Elemente Forschung, Unterrichtstätigkeit und Wissensvermittlung.
Das Bild des neuen "Times"-Rankings entspricht auch in etwa jenem der anderen großen Uni-Rankings: Auch die Rangliste der Shanghai Jiao Tong University sieht Harvard bzw. die US-Unis an der Spitze und die beste österreichische Universität (Uni Wien) gerade noch unter den Top 200. Das Ranking des ehemaligen "Times"-Partners QS sieht Cambridge noch vor Harvard, zeigt aber auch eine starke US-Dominanz und sieht die Uni Wien auf Platz 143.
Rektor: Mit besserer Betreuung "locker unter den Top 100"
Die miesen Platzierungen der Uni Wien bei den heurigen Hochschulrankings erklärt sich Rektor Georg Winckler mit den verschlechterten Rahmenbedingungen vor allem aufgrund der wachsenden Studentenzahlen. Die neueste Ausgabe des "Times Higher Education World University Rankings" habe man zwar noch nicht umfassend analysieren können, bereits im vergangenen Jahr habe sich aber gezeigt, dass man bei den Forschungsindikatoren keineswegs schlechter geworden sei. Vielmehr hätten vor allem die Betreuungsverhältnisse bessere Plätze gekostet.
"Seit 2004 haben wir um 30 Prozent mehr Studenten. Dem steht ein Anstieg des Personals von zehn, höchstens 15 Prozent gegenüber und ein Anstieg des realen Budgets um nicht einmal fünf Prozent", so Winckler. "Die Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert. Und das Times-Higher-Education-Ranking präsentiert uns die Rechnung dafür." Und: "Wenn wir die Student-Staff-Ratio (Studenten pro Lehrkraft, Anm.) wie die besten deutschen Unis hätten, wären wir zuletzt locker unter den Top 100 gewesen."
Nachteile für Wien ortet Winckler allerdings auch bei den Erhebungsmethoden der Rankings. Das "Times"-Ranking scheine sich entgegen den Erwartungen neuerdings stärker am Shanghai-Ranking auszurichten, das Winckler als "knallhart naturwissenschaftlich-technisch" bezeichnet, und erfasse die Leistungen der Geisteswissenschaften nicht im entsprechenden Ausmaß. Die Uni Wien habe in den vergangenen Jahren in diesem Bereich deshalb immer deutlich höhere Plätze bekommen.
Heimische Universitäten agieren nicht als Einheit
Generell seien bei solchen Uni-Rankings jene Hochschulen erfolgreich, welche die entsprechenden Rahmenbedingungen haben und denen es gelungen sei, institutionelle Strategien in Forschung und Lehre zu entwickeln, so Winckler. Als Beispiel nannte er Harvard, das als Einheit gesehen werde und nicht als Summe einzelner Einrichtungen wie der Harvard Law School.
Demgegenüber werden in Österreich die Universitäten oft "zu sehr als Ansammlung von Wissenschaftern und Studenten gesehen und nicht als Institution, die eine eigene Identität hat". Dies sei auch eine Folge des Umstands, dass sie lange nur eine nachgeordnete Dienststelle des Ministeriums gewesen sei.
Innsbrucker Rektor: Einsparungen mindern Erfolgschancen
Karlheinz Töchterle, Rektor der Universität Innsbruck, zeigte sich am Donnerstag zunächst einmal erfreut über das Ranking: "Es ist ein großer Erfolg für die Universität Innsbruck, dass wir unter den weltweit besten 200 Universitäten sind. Besonders erfreulich ist dabei, dass wir die beste österreichische Universität sind. Das Ranking spiegelt das wider, was sich in den vergangenen Jahren immer häufiger angedeutet hat: Die Universität Innsbruck ist in Österreich top und wird auch international wahrgenommen."
Ähnlich wie sein Kollege Winckler fügt Töchterle jedoch hinzu: "Ob wir diese gute Platzierung halten oder auch noch ausbauen können, wird deshalb davon abhängen, ob die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die österreichischen Universitäten in den nächsten Jahren nachhaltig verbessert werden. International wird hier deutlich mehr investiert. Sollten die Budgeteinsparungen wie geplant auch für die Hochschulen kommen, dann werden wir künftig geringe Chancen haben, international erfolgreich zu sein."
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