Zu schwer, zu unterschiedlich, zu teuer, zu aufwendig - wenig schmeichelhaft klingt der Rechnungshofbericht zum Thema Zentralmatura. In vielen Punkten heißt es für Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP): „Bitte nachsitzen!“ Vor allem die stark schwankenden Durchfallquoten und der Gendergap in Mathematik bereiten Kopfzerbrechen.
Es sind stolze 42 Empfehlungen, die der Rechnungshof in dem mehr als 100 Seiten starken Bericht an das von Heinz Faßmann geführte Bildungsministerium übermittelt. Und die lassen auf eine mangelnde Analyse seitens des Ministeriums selbst schließen. Immer wieder verweist man im Bericht darauf, dass Zahlen oder Analysen zu Fragen im Haus am Minoritenplatz zum Zeitpunkt der Prüfung nicht oder nur mangelhaft vorlagen.
Kopfzerbrechen bereiten den Prüfern (untersucht wurde der Zeitraum 2014 bis 2018) vor allem folgende Punkte:
In Mathematik schwanken die Durchfallquoten vor Kompensationsprüfungen (AHS: 10,5 bis 23,2 Prozent, BHS 9,1 bis 19,7 Prozent). Verantwortlich: zu unterschiedliche Schwierigkeitslevel.
Mädchen schnitten in Mathe deutlich schlechter ab als ihre männlichen Mitschüler.
Die Korrektur und Beurteilung der Klausuren ist ein wesentlicher Schwachpunkt. 51 Prozent reichen bei einer Schularbeit, um sie positiv abzuschließen. Nicht aber bei der Zentralmatura (57 Prozent in Mathematik, 60 Prozent in Fremdsprachen).
Weiters bemängelt werden die inhaltliche Beurteilung durch Prüfer und die Lagerung der Klausurhefte, um den Zugriff durch Unbefugte zu unterbinden. Auch die hohen Kosten für Fächer mit wenigen Maturanten stehen in der Kritik.
Zentrale Korrektur der Arbeiten empfohlen
Der RH gibt folgende Empfehlungen: Das Ministerium solle „langfristig“ die Möglichkeit einer zentralen Korrektur der Klausuren im Auge behalten, heißt es in dem Bericht, für den exemplarisch die Jahre 2014 bis 2018 in den Bundesländern Kärnten und Oberösterreich geprüft wurden. Das wäre insbesondere dann zweckmäßig, wenn die Klausuren flächendeckend IT-gestützt verfasst würden. Von schriftlichen Kompensationsprüfungen erhofft der RH sich wiederum „ein höheres Maß an Standardisierung, Vergleichbarkeit und Objektivität“ und weniger organisatorischen Aufwand. Weniger Aufwand soll auch der Vorschlag bringen, „langfristig“ an den AHS und BHS bei der Überprüfung der Grundkompetenzen in der Mathematik dieselben Aufgaben einzusetzen.
Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Prüfer auch bei der Erstellung der Prüfungsaufgaben: Der aufwendige Prozess der Erstellung solle auf „das unbedingt erforderliche Ausmaß“ beschränkt werden. Das Ministerium solle sich außerdem einen Überblick über die Zahl der entwickelten Aufgaben seit Einführung der Zentralmatura verschaffen, anstelle der pro Schuljahr benötigten 715 Aufgaben wurden mehr als 1000 beauftragt. Außerdem solle geprüft werden, ob Aufgaben neu aufbereitet werden können.
Minister muss „nachsitzen“
Obwohl die Ferien in Teilen Österreichs gerade beginnen, heißt es für den Minister erst einmal „nachsitzen“. Analysen der Fehlentwicklungen werden empfohlen.
Stefan Steinkogler, Kronen Zeitung und krone.at
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