Interview

Tennisplatz statt Bodensee

Vorarlberg
03.05.2020 09:26

Tennisplatz statt Bodensee: Lukas Marberger bespielt mit seiner „komitee eventservice marberger gmbh“ schon seit elf Jahren die MS Sonnenkönigin. Nun übernimmt er die Club-Gastronomie des TC Dornbirn.

Schon früh wusste der gebürtige Tiroler, dass er in der Gastronomie- und Veranstaltungsbranche seine Berufung finden würde. Die Coronakrise stellt ihn nun vor unerwartete Herausforderungen. Aber er hat schon ein neues „Ass im Ärmel“, wie der der „Krone“ verraten hat.

Wie geht es Dir in der derzeitigen Situation?

Die Krise hat die gesamte Eventbranche schwer getroffen, so auch mich. Alle geplanten Veranstaltungen wurden abgesagt. Die Hauptsaison auf der MS Sonnenkönigin geht ja von April bis Ende Oktober, das heißt, der gesamte Jahresumsatz ist weggefallen. Das ist für mich persönlich natürlich ein schwerer Schlag.

Was bedeuten die Krise und die damit verbundenen Maßnahmen für Dich?

Auf der Sonnenkönigin ist von einem Tag auf den anderen die Geschäftsgrundlage weggebrochen. Wie es weitergeht, wird sich weisen. Zum Glück habe ich schon im Winter angefangen, mir ein zweites Standbein aufzubauen - damals ist der Tennisclub Dornbirn mit dem Angebot auf mich zugekommen, die Gastronomie zu übernehmen. So konnte ich auch den Traum verwirklichen, mein eigenes Lokal zu betreiben. Das Restaurant wird gerade renoviert und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es ist eine schöne und weitläufige Anlage mit einer sonnigen Terrasse, direkt an der Dornbirner Ache. Willkommen sind nicht nur Clubmitglieder, sondern alle, die sich gerne in gemütlicher Atmosphäre treffen wollen - mit kleiner, aber feiner Küche und dem einen oder anderen guten Tröpfchen. Die Zusammenarbeit mit dem TC macht sehr viel Spaß und ich habe ein gutes Gefühl, dass das ein schönes Projekt wird. Wir haben einiges geplant und hoffen, dass wir alles dann auch umsetzen können, sobald wieder etwas „Normalität“ eingekehrt ist. Am 18. Mai werden wir eröffnen.

Touristen bleiben dieses Jahr voraussichtlich großteils aus, es sind nur kleine Events möglich. Glaubst Du, dass sich für große Eventlocations und andere Betreiber in der Gastronomie ein „Hochfahren“ überhaupt rentiert?

Das wird jeder einzelne Betreiber für sich selbst entscheiden müssen. Aber es dürfte schwierig werden, weil noch nicht absehbar ist, ob Touristen zum Beispiel aus Deutschland und der Schweiz überhaupt zu uns kommen dürfen. Ich kann mir vorstellen, dass viele im Sommer gar nicht aufmachen oder einfach ein sehr reduziertes Programm fahren werden.

Mit welchen Herausforderungen muss sich die Branche konkret auseinandersetzen?

Bei den meisten, so auch bei mir, fallen die kompletten Umsätze weg. Trotzdem müssen weiterhin hohe Kosten getragen werden. Eine Planung ist zudem unmöglich, da niemand weiß, wie sich die Lage mit dem Virus entwickeln wird. Wir hängen derzeit also mehr oder weniger komplett in der Luft.

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Viele in der Gastronomie haben innerhalb sehr kurzer Zeit ihr Angebot umgestellt und ausgesprochen flexibel auf die Krise reagiert.

Lukas Marberger

Wird die Veranstaltungsbranche Deiner Meinung nach genügend unterstützt?

Man muss ehrlich sagen, dass die Hilfe alles andere als unbürokratisch und unkompliziert ist. Aber ich mache auch die Erfahrung, dass sich die Vorarlberger Wirtschaftskammer sehr bemüht, die Unternehmer bestmöglich zu unterstützen und die Vorgaben aus Wien umzusetzen. Auf jeden Fall ist diese Krise für alle Beteiligten eine Mammutaufgabe.

Wie lange werden die Konsequenzen der Coronakrise zu spüren sein?

Ich denke, es wird sehr lange dauern, bis sich die Eventbranche wieder erholt, weil auch die Lage mit dem Virus noch völlig unklar ist. Es heißt ja, dass erst ein Impfstoff die „Erlösung“ bringen wird - aber niemand weiß, wann ein solcher auf den Markt kommt.

Glaubst Du, dass sich die Gastro- und Eventszene durch Corona nachhaltig verändern wird?

Ja, ziemlich sicher. Gerade in der Eventbranche und in der Nachtgastronomie wird es viele „aufstellen“. Aber was ich positiv sehe: Viele Gastronomen haben innerhalb sehr kurzer Zeit ihr Angebot umgestellt und flexibel auf die Krise reagiert - ich denke da an Take-aways, Lieferservices usw. Das hat auch gezeigt, was mit etwas Kreativität eigentlich alles möglich wäre.

Was fasziniert Dich an der Gastronomie?

Für mich war von klein auf klar, dass die Gastronomie „meines“ ist. Ich liebe gutes Essen und Trinken, Events zu organisieren, Gäste zu bewirten, sie mit einem erstklassigen Service zu verwöhnen und in Gesellschaft zu feiern und zu genießen.

Welche Hoffnungen hast Du an die Zukunft?

Dass wir erstens gesund bleiben, denn das ist das Wichtigste. Zweitens, dass wir wieder aufstehen und die Lehren aus dieser Krise ziehen. Und irgendwann in geselliger Runde mit einem guten Gläschen Wein anstoßen, zurückschauen und sagen können: „Es war schwer, aber wir haben diese Krise gemeinsam gut gemeistert.“

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