„Krone“-Kommentar

Das Letzte, was wir gebraucht hätten

Medien
06.04.2020 07:17
(Bild: kmm)

Heute beginnt nun die vierte Woche der Einschränkungen unseres gewohnten Lebens. „Die Maßnahmen“ - so nennt die Regierung die von vielen als beengend empfundene Begrenzung der öffentlichen Räume und der Möglichkeiten im Alltag. Die staatlich verordneten Erlässe zur Eindämmung der Epidemie schlagen sich auf Wirtschaft und Gemüt nieder. Manche verlieren das Zeitgefühl, andere vergessen ihre Manieren. Ungewissheit wird zur Ungeduld, die Anspannung führt zu Fehlern.

So haben am Wochenende ein Ministerbüro und der unvermeidbare Nationalratspräsident mit unbedachten Äußerungen erhebliche Verwirrung gestiftet. Solche Pannen sind behebbar und wären vermeidbar, wenn die einen ihre Pläne besser prüfen und andere für diese Periode des großen Schlamassels bitte einfach schweigen würden.

Ernster sind eher die Veränderungen in der Gesellschaft. Wenn etwa Aufmerksamkeit zur Kontrolle, Achtsamkeit zum Denunziantentum wird.

Ein Beispiel besonderer Niedertracht hat am Samstag ein quietschbunter und mit viel öffentlichem Geld geförderter Online-Kanal geliefert. „Video zeigt: Auch Kogler noch ohne Maske im Supermarkt +++ FPÖ zeigt sich empört.“

Das ist einer jener speziellen Exzesse, die in einer Phase der globalen zivilisatorischen Kränkung durch eine kaum beherrschbare Infektion die Abgründe des Menschen offenlegen. Das ist das Letzte, was wir in dieser Zeit der Prüfungen gebraucht hätten. Aber die Zeit der Krise schafft Klarheit für die Zukunft.

Claus Pándi, Kronen Zeitung

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