Aufruhr in der Ukraine

Ministerin aus Solidarität ebenfalls in Quarantäne

Ausland
21.02.2020 14:02

Wegen der gewaltsamen Proteste ihrer Landsleute gegen 72 Menschen, die aus der vom Coronavirus besonders befallenen chinesischen Metropole Wuhan in die Ukraine ausgeflogen wurden (siehe Video oben), begibt sich nun die ukrainische Gesundheitsministerin Sorjana Skalezka ebenfalls in die Quarantäneeinrichtung, wo sich die Heimkehrer zwei Wochen lang aufhalten müssen. „Ich werde die nächsten 14 Tage mit ihnen verbringen, in den gleichen Räumlichkeiten, unter den gleichen Bedingungen“, versicherte Skalezka. „Ich hoffe, dass meine Anwesenheit die Menschen in Nowi Sanschary und im Rest des Landes beruhigt“, betonte die Ministerin.

Zugleich äußerte die Gesundheitsministerin ihre Erschütterung über „die Panik und die Ablehnung“, die sich in den Übergriffen auf die China-Heimkehrer zeigten. „Diese Menschen sind unsere Landsleute“, schrieb Skalezka auf Facebook. „Wir leben im selben Land und müssen uns um ihre Gesundheit und Sicherheit kümmern.“ Die in die Ukraine ausgeflogenen Ausländer stammen größtenteils aus Lateinamerika.

Neun Polizisten verletzt, 24 Personen festgenommen
Dutzende Demonstranten hatten sich am Donnerstag vor dem Sanatorium in der Kleinstadt Nowi Sanschary gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Mit Hunderten Beamten löste die Polizei Ansammlungen von Menschen auf, die versucht hatten, die Zufahrt der Busse mit den aus der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan herausgeholten Menschen zu blockieren. Die Demonstranten entzündeten mehrere Feuer und zerschlugen mindestens drei Scheiben der Busse. Die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine berichtete unter Berufung auf einen Polizeivertreter von 24 Festnahmen. Laut einer Polizeimitteilung wurden neun Polizisten und ein Anrainer verletzt.

Keiner der Isolierten zeigte bei Untersuchungen durch chinesische und ukrainische Ärzte Symptome der Atemwegserkrankung Covid-19, die von dem neuartigen Virus ausgelöst wird. Staatschef Wolodymyr Selenskyj rief zu Solidarität mit den Ausgeflogenen auf. „Wir sind alle Menschen und Ukrainer“, sagte er. Innenminister Arsen Awakow begab sich zum Ort der Proteste. „Lasst uns Leute sein, die ein wenig wohlgesonnener und großmütiger sind“, sagte er. Auch Ministerpräsident Olexii Gontscharuk kündigte einen Besuch in Nowi Sanschary an. Zahlreiche ukrainische Bürger verurteilten in Online-Netzwerken die Übergriffe und sprachen den China-Heimkehrern ihre Unterstützung aus.

Gefälschte E-Mails sorgen für Panik
Der ukrainische Geheimdienst SBU teilte inzwischen mit, dass aus dem Ausland gefälschte E-Mails verschickt worden seien, in denen angeblich das ukrainische Gesundheitsministerium über Coronavirus-Infektionen im Land informiere. Tatsächlich gebe es in der Ukraine bisher allerdings keine einzige nachgewiesene Infektion mit dem Virus.

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