Renate Christ in OÖ:

Die Zeit, die Erwärmung zu stoppen, wird knapp

Oberösterreich
16.12.2019 19:00

„Das Zeitfenster, die Erwärmung zu stoppen, schließt sich bald“, sagt Renate Christ. Die Klimaexpertin, die aus Sierning stammt, erhielt für ihre Arbeit am Klimabericht der UN im Jahr 2007 den Friedensnobelpreis. Für die „Krone“ kommentiert sie die gerade zu Ende gegangene Klimakonferenz in Madrid.

„Krone“: Die große Wende, um die Klimaerwärmung zu stoppen, kommt und kommt nicht. Was hätten Sie sich von Madrid erwartet?
Renate Christ: Vor allem technische Lösungen. Damit meine ich wirkungsvolle Instrumente für das Emissionshandelsmodell, Geld für Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern, Geld für Schäden. Die großen Entscheidungen stehen erst nächstes Jahr an, da wird es um die nationalen Beiträge zur Erreichung des Klimaschutzziels nach dem Pariser Abkommen gehen.

„Krone“: Was müssen alle Länder, auch Österreich tun?
Renate Christ: Jeder muss einen nationalen Plan vorlegen, und zwar über die maximalen Anstrengungen zur Emissionsminderung.

„Krone“: Ist der Politik bewusst, was Nichtstun bedeutet?
Renate Christ: Nein, ich erwarte mir von der Politik den „Call for Action“. Was momentan am Tisch liegt, reicht bei weitem nicht aus, da steuern wir auf eine Erwärmung von 3 bis 4 Grad zu.

„Krone“: Ist die Öllobby wirklich so mächtig?
Renate Christ: Ja, sie ist stark, fossile Verbrennung ist ihr Businessmodell. Nicht nur Öl, auch Kohle ist eines der größten Probleme. Wir haben globalen Lobbyismus.

„Krone“: Müssen nicht China und die USA Klima schützen?
Renate Christ: Alle, auch Europa, es hat seinen Wohlstand in den letzten 100 Jahren auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe aufgebaut. Es gibt eine historische Verantwortung. Und wir sollten auch Vorbild sein.

„Krone“: Sind Sie zuversichtlich?
Renate Christ: Ja, denn die Bürgermeister vieler Städte und Gemeinden, Teile der Wirtschaft und die Jugend ziehen immer mehr an einem Strang. Da tut sich viel.

„Krone“: Wo haben Sie Folgen des Klimawandels erlebt?
Renate Christ: Ich war viel in Afrika. Oft fielen Regenzeiten aus. Als es endlich regnete, rannten die Leute weinend auf die Straße. Das werde ich nie vergessen. Uns ist die Abhängigkeit vom Regen nicht bewusst.

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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