Innerhalb von zwei Wochen haben Studenten an der Universität Wien zweimal Vorlesungen des FPÖ-Historikers Lothar Höbelt durch lautstarke Aktionen gestört. Nach dem Protest am Dienstag, bei dem im Hörsaal mit „Nazis raus“-Rufen die Entlassung Höbelts gefordert worden war, preschte FPÖ-Chef Norbert Hofer vor und meinte am Mittwoch, „die linken Krawallmacher“ seien „von der Uni zu verweisen“. Ähnlich hatte sich zuvor der Generalsekretär der Freiheitlichen, Christian Hafenecker, geäußert, der sich nach dem „Skandal der Sonderklasse“ ebenfalls für Sanktionen gegen die „Radaubrüder“ aussprach.
Hofer echauffierte sich am Mittwoch in einer Aussendung: „Universitäten sind Orte der freien Rede. Dieses Grundrecht wurde von radikalen Linken nun schon zum zweiten Mal torpediert. Aus meiner Sicht muss die Universitätsleitung handeln und die Randalierer der Universität verweisen.“ Die FPÖ nimmt die Attacken mit dem Segen der Österreichischen Hochschülerschaft auch zum Anlass, einen Demokratiegipfel für die Universitäten sowie ein Bekenntnis der Rektoren zur Freiheit von Wissenschaft und Lehre zu fordern.
Hofer will Diskussion über Polizeischutz für Professoren
„Um die Sicherheit der Professoren und Lehrveranstaltungsteilnehmer zu gewährleisten, wird die FPÖ parlamentarische Anfragen an die Bildungsministerin und den Innenminister einbringen. Da auch die gewaltbereite Antifa bei diesen Attacken mit dabei ist, muss auch darüber diskutiert werden, ob ein Polizeischutz künftig erforderlich ist oder nicht“, so Hofer weiter.
Hafenecker befürchtet nach „unwürdigem Schauspiel Schlimmes“
Deutliche Worte fand noch am Dienstagabend auch Hafenecker, der die Beteiligten der Protestaktion als „Linksextremisten“, „Radaubrüder“ und „Chaotengruppe“ bezeichnete. „Es ist nicht hinzunehmen, einen untadeligen Vortragenden wie Professor Höbelt als Nationalsozialisten zu diffamieren“, so der FPÖ-Generalsekretär. Dass sich bisher weder die ÖVP noch die Grünen zu diesem „unwürdigen Schauspiel“ geäußert hätten, lasse für eine etwaige türkis-grüne Regierungsbeteiligung „Schlimmes befürchten“.
Hafenecker vermutet nämlich, dass „bei einer drohenden grünen Regierungsbeteiligung durchaus damit zu rechnen ist, dass derartige Attacken in Hörsälen auf Professoren, die nicht die Diktionen der Linksautonomen teilen, in Zukunft noch öfter stattfinden“.
„Nazis raus“-Sprechchöre im Hörsaal
Die Protestierenden wiederum bekundeten am Dienstag mit Plakaten und „Nazis raus“-Sprechchören ihren Unmut darüber, dass der umstrittene Professor Höbelt weiter an der Uni unterrichten darf. Wie bei einer ähnlichen Protestaktion vor zwei Wochen forderten die Studenten die sofortige Entlassung Höbelts. „Es ist ein Skandal, dass Höbelt noch an der Uni Wien unterrichten darf“, beschwerte sich Noah Scheer, Präsident der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen.
Demonstranten: „Kein Platz für rechtsextremes Gedankengut an Unis“
Die Demonstranten stoßen sich daran, dass Höbelt vor wenigen Tagen bei der FPÖ-nahen Herbstakademie zum Thema „Volk“ gemeinsam mit als rechtsextrem eingestuften Personen wie etwa Götz Kubitschek aufgetreten ist - und trotzdem seine „kruden Thesen“ an der Uni verbreiten darf, teilten sie mit. Die Höbelt-Gegner sehen akuten Handlungsbedarf und betonen: „Rechtsextremes Gedankengut und Holocaust-Verharmlosung dürfen keinen Platz an Hochschulen haben.“
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