Trauer um Gerhard Weis

„Österreich verliert innovativsten Medienmacher“

Medien
27.07.2019 14:36

Der ehemalige ORF-Generalintendant Gerhard Weis ist am Freitag im Alter von 80 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben. Mit Weis verliert Österreich einen großen, besonnenen Denker und zukunftsweisenden Medienmanager, der Radio und Fernsehen des Landes wesentlich geprägt hat. Der ORF selbst sowie zahlreiche bekannte Persönlichkeiten zeigen sich über sein Ableben tief betroffen.

„Ohne Gerhard Weis wäre der ORF heute nicht einer der erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Sender Europas. Er war ein Kämpfer für einen starken ORF und hat sich immer aufrecht für zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit voller Energie eingesetzt. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie“, zeigt sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz tief betroffen. Weis hatte für den ORF Info-, Kultur- und Wissenschaftssäulen errichtet, auf denen das ORF-Programm heutzutage noch ruht und war bis zuletzt Vorsitzender des Kulturbeirats von ORF III Kultur und Information gewesen.

Ludwig: „Persönlichkeit mit Weitblick“
Auch zahlreiche Politiker trauern um den ehemaligen Generalintendanten. Bürgermeister Michael Ludwig verband mit Weis eine persönliche Freundschaft. „Gerhard Weis war eine große Persönlichkeit mit journalistischem und gesellschaftspolitischem Weitblick. Er hat die Medienlandschaft in unserem Land nachhaltig geprägt und sich Zeit seines Lebens auch für gesellschaftsrelevante Themen in der Berichterstattung eingesetzt. Mit ihm verlieren wir einen großen Medienmanager, einen, der zukunftsweisende Entwicklungen vorangetrieben und stets innovative Ideen im Sinne des Publikums realisiert hat“, so Ludwig.

Weis, der unter anderem mit dem Großen Silbernen Verdienstzeichen für Verdienste um die Stadt Wien und dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet wurde, würde als „Architekt und Baumeister des modernen ORF“ in Erinnerung bleiben: „Wir verlieren mit Gerhard Weis einen großen Bürger unserer Stadt. Meine tief empfundene Anteilnahme gilt seiner Familie und den Angehörigen.“

Van der Bellen: „Bedeutende Person“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Weis auf Twitter als „aufrechten Menschen“ und „innovativen ORF-Generalintendanten“.

Schönborn: „Journalist mit Haltung“
Kardinal Christoph Schönborn nannte den Verstorbenen einen „leidenschaftlichen Journalisten“, der „aus seiner christlichen Überzeugung nie einen Hehl gemacht“ habe: „Gerhard Weis stand für Journalismus mit Haltung.“

Drozda: „Große Verdienste erworben“
Bestürzt über das Ableben des ehemaligen ORF-Generalintendanten zeigt sich auch SPÖ-Medien- und Kultursprecher Thomas Drozda: „Gerhard Weis war einer der innovativsten Medienmacher des Landes und hat sich große Verdienste um die Weiterentwicklung des ORF erworben.“ Der SPÖ-Mediensprecher erinnerte daran, dass es Weis gelang, im ORF Qualitäts- und Breitenanspruch erfolgreich miteinander zu verbinden. „Die österreichische Medienlandschaft verliert einen großen Medienmacher, aber auch eine große Persönlichkeit“.

Hofer: „Österreich verliert großen Medienmanager“
„Tief betroffen“ zeigt sich FPÖ-Bundesparteiobmann und Klubobmann Norbert Hofer: Mit Gerhard Weis verliert Österreich einen großen Medienmanager. Er hat in seiner 30-jährigen Karriere in verschiedensten Spitzenfunktionen die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks maßgeblich geprägt. Ein großer Verdienst ist die in seiner Zeit als Generalintendant vorangetriebene Modernisierung des Unternehmens und die Entwicklung von mutigen und erfolgreichen TV-Formaten. Mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden", ließ Hofer wissen.

Jenewein: „Berichterstattung geprägt“
FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein bezeichnet Weis als eine „der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte des ORF“: „Gerhard Weis hat über Jahrzehnte die journalistische Berichterstattung in der TV-Information und die Programmarbeit in Fernsehen und Radio maßgeblich geprägt (…) In seiner Zeit als Generalintendant hat er die Weiterentwicklung des ORF von der Rundfunkanstalt zu einem modernen öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen ganz entscheidend vorangetrieben“.

Blümel: „Starke Stimme des öffentlichen Rundfunks“
Auch der Landesparteiobmann der ÖVP Wien würdigt Weis: „Gerhard Weis hat durch seine 30-jährige Karriere den ORF wie kein Zweiter gekannt und in unterschiedlichen Funktionen nachhaltig geprägt“, so Blümel. „Weis war gleichermaßen Fernsehmacher und Medienmanager. Eine Kombination, die nicht nur neue, innovative Sendeformate hervorgebracht hat, sondern auch den ORF modernisiert und in das 21. Jahrhundert geführt hat. Als Bildungsbürger waren ihm die Vermittlung von Wissenschaft und Kultur im Fernsehen ein besonderes Anliegen.“

Medienminister Alexander Schallenberg würdigte Weis als „großen Vordenker“, der „maßgeblich an der stetigen Weiterentwicklung des österreichischen Rundfunks beteiligt“ gewesen sei.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) erklärte, Weis habe über Jahrzehnte hinweg den ORF und seine wichtige Rolle in der Gesellschaft geprägt. 

Meinl-Reisinger: „Verlieren engagierten Bürger“
Auch NEOS-Klubobfrau Meinl-Reisinger gedenkt Weis: "Gerhard Weis hat den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geprägt, wie kaum jemand anderer durch die Stärkung von Information, Wissenschaft und Kultur im ORF-Programm, neue Fernsehformate und die Einführung eines fremdsprachigen Programms. Wir verlieren nicht nur einen innovativen Medienmanager, sondern einen engagierten Bürger, dem die Unabhängigkeit des Rundfunks und die Vermittlung von Kunst und Kultur ein großes Anliegen waren.“

Vita
Der Wiener startete seine journalistische Karriere 1958 bei einer Zeitung. 1967 kam der „strukturelle Frühaufsteher“ als Innenpolitik-Redakteur zum ORF, war Ressortleiter und später Intendant für das erste Fernsehprogramm sowie Leiter der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit, Koordination und Unternehmensplanung“. Auch als Chefredakteur war er tätig, trieb die Regionalisierung und „Verösterreicherung“ voran und sorgte für tiefgreifende Änderungen, indem er etwa Radio Wien ummodellierte, Ö1 zum meistgehörten Kultur- und Informationssender Europas umgestaltete und Ö3 erfolgreich auf den dualen Radiomarkt vorbereitete. 1998 wurde der nunmehrige Generalsekretär zum ORF-Generalintendant gewählt.

In seiner Amtszeit (1998 - 2001) als Generalintendant hat Weis das öffentlich-rechtliche Profil des ORF gestärkt: Information, Wissenschaft und Kultur wurden im Fernsehen ausgebaut, die Marktanteile gehalten. Im Radio blieben die Marktanteile trotz privater Konkurrenz ebenfalls auf hohem Niveau, und mit FM4 wurde ein neues vorwiegend fremdsprachiges Jugendkulturradio aus der Taufe gehoben. „Die Barbara Karlich Show“, „Die Millionenshow“ oder „Taxi Orange“ waren einige der Fernsehformate, die ab 1998 unter Weis auf Sendung gingen. Der ORF gedenkt Weis am Samstag mit Nachrichtensendungen und Journalen der ORF-Radios.

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