373.000 Zahnbürsten

414 Mio. Plastikteile auf Kokosinseln angeschwemmt

Wissenschaft
19.05.2019 13:40

Vor zwei Jahren hat Jennifer Lavers von der University of Tasmania mit einem Bericht über eine entlegene unbewohnte Südseeinsel, auf der Unmengen von Plastikmüll gefunden wurden, für Aufsehen gesorgt. Bis zu 670 Plastikteile pro Quadratmeter bedecken dort die Strände - die größte gemessene Plastikmülldichte der Welt. Nicht viel besser sieht auf den zu Australien gehörenden Kokosinseln aus, die laut einer Studie der Forscherin mit geschätzten 414 Millionen Plastikabfällen übersät sind (siehe Video oben).

Die Dichte der an den Stränden der Kokosinseln (sie werden auch als Keelinginseln bezeichnet; Anm.) ist zwar geringer als jene auf Henderson Island (Bild unten), doch das Gesamtvolumen übersteigt die 38 Millionen Stücke mit einem Gesamtgewicht von 17 Tonnen, die auf der pazifischen Insel gefunden wurden, um ein Vielfaches.

373.000 Zahnbürsten und 970.000 Schuhe
Laut Angaben von Lavers, die ihre Forschungsergebnisse im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht hat, sind die Strände der Kokosinseln mit 238 Tonnen Kunststoffteilen übersäht - darunter 970.000 Schuhen und 373.000 Zahnbürsten. Dabei leben auf den Kokosinseln im Indischen Ozean, die gut 2100 Kilometer vor der Nordwestküste Australien liegen, nur rund 600 Menschen.

Sieben der insgesamt 27 Inseln hat Lavers mit einem Forscherteam genauer unter die Lupe genommen. Der Großteil des angeschwemmten Mülls - mehr als 95 Prozent - war Plastik. Holz, Glas oder Textilien fanden in Wissenschaftler nur in geringen Mengen. Bei einem Viertel der Teile handelt es sich demnach um Zahnbürsten, Einmalbesteck, Trinkhalme und -flaschen, Plastiksackerl und Lebensmittelverpackungen.

„Im Gegensatz zu Henderson Island, wo die meisten identifizierbaren Abfälle mit dem Fischen zu tun hatten, handelte es sich bei dem Kunststoff auf den Kokosinseln hauptsächlich um Einwegartikel wie Flaschenverschlüsse und Trinkhalme sowie eine große Anzahl von Schuhen und Riemen“, sagte Lavers. Nur den kleineren Teil des Mülls fanden die Forscher an den Oberflächen der untersuchten Strände, der größte Teil - rund 93 Prozent - sind ihren Angaben zufolge in den ersten zehn Zentimetern darunter verborgen.

Mikroplastik bereitet Forschern große Sorgen
Dabei handelt es sich vor allem um Mikroplastik, das den Forschern auch die meisten Sorgen bereitet, denn - wenn überhaupt - werde zumeist nur sichtbarer Müll entfernt. Wie man die kleinen Plastikteilchen, von den man nicht weiß, wie sie sich auf die Tierwelt auswirken, aus dem Sedimentgemisch herausfiltern könne, ohne die darin lebenden Lebewesen zu schädigen, sei unklar, so die Wissenschaftler. Die Ergebnisse der Studien würden zeigen, dass man das Ausmaß der Vermüllung bis dato dramatisch unterschätzt habe, schreiben die Forscher. 

Laut einer bei der Eröffnung des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos im Jänner 2016 vorgestellten Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung gelangen Jahr für Jahr mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in die Meere - das entspricht einer Lkw-Ladung Plastikmüll pro Minute. Bis 2050 werde mehr Plastikmüll in den Ozeanen der Welt schwimmen als Fische, so die düstere Prognose der Autoren der Studie.

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