"Der Kameramörder" stellt zwei Paare in den Mittelpunkt, die rund um Ostern ein paar Tage gemeinsam verbringen. Die ruhige Szenerie wird durch ein im Internet auftauchendes Video gestört, in dem Nachbarskinder in der Nähe des Hauses gequält werden. Schritt für Schritt verändert sich die Welt der vier Personen, immer mehr zeigt sich, wie brüchig die Fassaden sind. Irgendwann verdächtigt jeder jeden - und die Polizei den undurchsichtigen Zyniker Heinrich (Lust), der auf Snuff-Videos, also die filmische Aufzeichnung von Morden, steht.
Manches in diesem Film wirkt so konstruiert wie das Designerhaus mitten im paradiesischen Idyll am Neusiedlersee, in dem sich die ehemaligen Freunde fast den ganzen Film über aufhalten. Die Sprache ist vor allem zu Beginn sehr künstlich, das Kinder-Thema omnipräsent, die Atmosphäre nie sonderlich entspannt. Doch mit jedem neuen Verdacht - sei es ein aufgetauchter roter Gummistiefel, seien es tote Katzen oder eine versteckte Kamera - weicht die Offensichtlichkeit der Konstruktion ein wenig und steigt die Anspannung in der Gruppe - und im Publikum.
"Es ist sehr erfreulich, wie die Leute in den Sitzen kleben und dem Film gebannt folgen", sagte Autor Glavinic nach der Uraufführung und dem Regiepreis für Pejo in Budapest. Und tatsächlich packt einen die Inszenierung recht bald, hält einen in unsicherer Schwebe und hinterlässt das Gefühl, dass jederzeit etwas Grobes passieren könnte. Aus dem Drama wird ein Thriller, der ganz den Genre-Konventionen vergleichbarer US-Vorbilder folgt.
Regisseur wollte "Erwartungshaltung brechen"
Dass man schließlich trotzdem etwas unbefriedigt aus dem Kino geht, hängt wohl auch damit zusammen, dass Pejo nicht das geringste Interesse zeigt, diesen Konventionen am Ende auch nachzugeben. "Man geht mit einer gewissen Erwartungshaltung rein, aber diese wollte ich auch brechen", erzählt Pejo. "Der Film handelt auch davon, was in unseren Köpfen vorgeht" - und funktioniert über diese emotionale Verquickung quasi auch als Spiegel der Gesellschaft.
Für Andreas Lust stand die Eingesperrtheit beim "Kameramörder" im krassen Gegensatz zur wortlosen läuferischen Dynamik bei "Der Räuber". "Das war eine komplett andere Welt", meinte Lust. "Alles, was ich mir an Text im 'Räuber' aufgespart habe, bin ich im 'Kameramörder' doppelt losgeworden." Die österreichisch-schweizerisch-ungarische Koproduktion sei jedenfalls auch eine "einprägsame Erfahrung" und aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten am ungarischen Set auch ziemlich unvergesslich gewesen.
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