"Die Sammelklage ist zulässig", freut sich VKI-Rechtsexperte Peter Kolba am Donnerstag in einer Presseaussendung. "Nun wird sich das Handelsgericht Wien endlich mit unseren Vorwürfen gegen den AWD in der Sache beschäftigen müssen". Der VKI wirft der AWD vor, AWD-Kunden beim Kauf von Immofinanz- und Immoeast-Aktien systematisch falsch beraten zu haben. Kolba zeigt sich optimistisch, dass die Schadenersatzansprüche der Teilnehmer an den Sammelklagen nun bei Gericht durchgesetzt werden können.
40 Millionen Euro Streitwert
Der VKI hat im Juni 2009 eine erste Sammelklage gegen AWD eingebracht. Inzwischen hat der VKI mit Unterstützung des deutschen Prozessfinanzierers Foris "mangels Gesprächsbereitschaft des AWD" weitere vier Sammelklagen und einige Musterprozesse bei Gericht anhängig gemacht. In Summe geht es um rund 2.500 Geschädigte und einen Streitwert von rund 40 Millionen Euro.
Der AWD hat bisher vor allem die Zulässigkeit der Sammelklage bestritten und mit allen Mitteln bekämpft. Das Handelsgericht Wien hatte am 16. November 2009 die erste Sammelklage für zulässig und sich als zuständig erklärt. Das Gericht ging auch davon aus, dass diese Entscheidung nicht anfechtbar sei. Der AWD hat dennoch Rekurs erhoben und ist damit nun beim Oberlandesgericht Wien abgeblitzt, so der VKI.
AWD-Kunden systematisch falsch beraten?
Der geltend gemachte Anspruch auf Schadenersatz fußt im Wesentlichen auf zwei Begründungen: So geht der VKI davon aus, dass die AWD-Kunden mit System falsch beraten wurden. Zudem wisse man jetzt, dass die Depotbank von Immofinanz und Immoeast - die Constantia Privatbank - die satten Spesen für die Aktienkäufe (bis zu fünf Prozent der Kaufsumme) "1:1" an den AWD zurückgeleitet habe.
VKI und Foris sind aber - bei Angeboten seitens des AWD Österreich oder des AWD Deutschland oder auch der wirtschaftlichen Eigentümerin Swiss Life - jederzeit auch gesprächsbereit für eine rasche außergerichtliche Lösung, so Kolba.
AWD will OGH anrufen
Der Finanzdienstleister will sich weiterhin gegen die gegen ihn gerichteten Sammelklagen wehren und plant nun in dieser Sache auch den Oberster Gerichtshof (OGH) anzurufen. Die aktuelle Entscheidung des OLG Wien habe leider nicht die erhoffte Klarheit über die Frage der Zulässigkeit oder Unzulässigkeit der Sammelklage in Fällen der vermeintlichen fehlerhaften Anlageberatung gebracht, so AWD am Donnerstag in Reaktion auf die Zurückweisung eines Rechtsmittels des AWD.
Die Bestätigung der Zulässigkeit der Sammelklage durch das OLG Wien besage im Übrigen nichts über die Richtigkeit der vom VKI erhobenen Vorwürfe gegen AWD, so der Finanzdienstleister, der den Vorwurf der systematischen Fehlberatung erneut zurückweist.
Der Finanzdienstleister findet es aus rechtsstaatlicher Sicht bedenklich, dass eine so wichtige Frage wie die Entscheidung über die Zulässigkeit der "Sammelklage" des VKI keiner Überprüfung durch eine übergeordnete Instanz zugänglich sein soll. "AWD wird daher prüfen, inwieweit zu dieser Frage der OGH angerufen werden kann und sollte diese Prüfung positiv ausfallen das entsprechende Rechtsmittel ergreifen", heißt es in einer AWD-Mitteilung.
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