Ganz ohne Fallschirm!

TU Wien lässt Sonden unversehrt 75 km tief fallen

Wissenschaft
13.03.2019 12:16

Studenten der Technischen Universität (TU) Wien ist es gelungen, Messsonden aus 75 Kilometern Höhe unversehrt zur Erde fallen zu lassen - und das ganz ohne Fallschirm. Gelungen ist dies mithilfe von Flügeln, die die Sonden - ähnlich wie bei Ahornsamen - in Rotation versetzen und abbremsen. Die Auswertung der Daten habe nun den Erfolg des Projekts belegt, teilte die TU am Mittwoch mit.

Beim Projekt „Daedalus“ hat das Space Team der TU Wien mit Kollegen der Universität Würzburg im Rahmen des internationalen „Rexus/Bexus“-Programms zur Förderung studentischer Weltraum-Initiativen zusammengearbeitet. Dabei werden jedes Jahr Raketen mit von Studenten entwickelten Instrumenten und Experimenten vom Raumfahrtzentrum Esrange bei Kiruna in Schweden aus gestartet.

Ziel der Studenten ist es, ein Gerät zu entwickeln, mit dem man günstig und einfach meteorologische Daten sammeln kann - speziell in einer Höhe von 70 bis 80 Kilometern. Dorthin gelangen keine Wetterballons mehr und mit Satelliten lässt sich dieser Bereich der Atmosphäre nur schlecht erfassen.

Die Natur als Vorbild genommen
Für die Grundidee des Messgeräts haben sich die Studenten die Natur als Vorbild genommen, konkret Ahornsamen. Fallen diese vom Baum, trudeln sie wie kleine Propeller langsam zu Boden. Auch die drei röhrenförmigen, 40 Zentimeter langen Sonden sollten, nachdem sie von der Rakete ausgeworfen wurden, ihre Flügel (siehe Bild unten) ausklappen und möglichst langsam zur Erde zurückkehren.

Die Flügel der Sonde, die ihren Flug zur Erde abbremsen (Bild: TU Wien Space Team)
Die Flügel der Sonde, die ihren Flug zur Erde abbremsen

Der Start erfolgte am 4. März in Kiruna in Nordschweden und nach Auswertung der Daten freuen sich die Studenten, „dass unser Experiment plangemäß verlaufen ist“, so Christoph Fröhlich, Präsident des Space Teams. Die drei Sonden wurden in einer Höhe von 75 Kilometern ausgeworfen und erreichten im freien Fall eine Spitzengeschwindigkeit von 800 Metern pro Sekunde (2880 km/h, also mehr als die doppelte Schalgeschwindigkeit). Durch den Luftwiderstand und die Rotation wurden sie dann abgebremst und prallten schließlich mit etwa 25 Metern pro Sekunde (90 km/h) am Boden auf.

Der Start der Rakete „Rexus 23“ (Bild: MORABA/Thomas Schleuß)
Der Start der Rakete „Rexus 23“
(Bild: DLR (CC-BY 3.0))

Sonden mittels GPS-Signal gefunden
Mittels GPS-Signal konnten die Sonden etwa 33 Kilometer von der Startrampe entfernt wieder gefunden und geborgen werden. „Bis auf einige Flügel, die vermutlich durch Kontakt mit Bäumen bei der Landung abgebrochen sind, blieben die Sonden unversehrt“, sagte Fröhlich. Und offensichtlich hat der naturinspirierte Bremsmechanismus korrekt funktioniert: „Die Daten zeigen, dass die Sonden wie geplant in einer stabilen Rotation abgebremst wurden.“

Die Sonden könnten in Zukunft mit weiteren Sensoren für wissenschaftliche Experimente ausstattet werden, heißt es seitens des Space Teams, das bereits eine Nachfolgemission plant.

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