Die Stadt stelle mit der Formulierung "Sind Sie dafür, dass es in Wien für sogenannte 'Kampfhunde' einen verpflichtenden Hundeführschein geben soll?" eine populistische Suggestivfrage, beklagte Wuff-Verleger Gerald Pötz. Dann könne man gleich fragen: "Soll man Kriege verbieten?" Anstatt die Bevölkerung aufzuklären, werde von der Stadt Hetze und ein Auseinanderdividieren der Hundehalter betrieben, so Pötz bissig. Man wolle eine Zweiklassengesellschaft aus Guten und Bösen schaffen.
Problem "psychopathischer Hundehalter"
Dabei werde das Treiben der schwarzen Schafe unter den Hundehaltern durch einen Führschein auch noch legitimiert: "Ein soziologisches Problem psychopathischer Hundehalter lässt sich so nicht lösen." Stattdessen solle die Leinen-, Maulkorb- und die Chippflicht kontrolliert werden, um die Vergehen in einer Datenbank zu speichern. Schließlich seien in Wien geschätzte 45.000 Hunde nicht gemeldet. Und so verteilt die Forumsgemeinde des Wuff nun 100.000 Flugblätter. "Denn Gefährlichkeit kann immer nur am Individuum festgemacht werden und nicht an einer ganzen Rasse - auch nicht bei Hunden", so Pötz.
Alle Details rund um die Volksbefragung: siehe Infobox!
Auch beim Tierschutzhaus gleicht das derzeitige Verhältnis zur Stadt eher dem von Hund und Katz. Schließlich zeigen sich bereits die Vorboten des dräuenden Pflichtführscheins. 130 von rund 360 Hunden im Vösendorfer Tierheim gehören einer der Rassen an, die sich auf der von Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) erstellten Indexliste finden. Jetzt schon müsse man wöchentlich ein bis zwei Hunde mehr als sonst aufnehmen - weil die Politik mit der Propagierung einer unsinnigen Maßnahme das zu Unrecht schlechte Image der betroffenen Hunde weiter verstärke, so Pressesprecher Alexander Willer.
"Bestimmte Rassen" werden diskriminiert
Wenn es einen Pflicht-Hundeführschein gebe, müsse dieser für alle gelten. "In der jetzigen Form diskriminiert es bestimmte Rassen", so Willer. Dabei habe man im Tierschutzhaus viele Angsthasen unter den betroffenen Rassen. Durch das Wiener Konzept und das am 1. Jänner in kraftgetretene niederösterreichische Gesetz steige in kleineren Tierheimen die Gefahr, dass derartige Rassen nun eher getötet würden, da man davon ausgehe, sie ohnedies nicht mehr vermitteln zu können - wogegen sich das Tierschutzhaus dezidiert wende. Allerdings merke man, dass sich potenzielle Interessenten zurückhielten.
Auch die Tierärztekammer entzündete ihre Kritik an der Frage, ob man Gefährlichkeit an bestimmten Rassen festmachen könne. Des "Pudels Kern" ist für die ÖTK, dass es per se keine gefährliche Rasse gebe, sondern Verhaltensauffälligkeiten und Aggression von Haltungsbedingungen, Gesundheitszustand und Erziehungsmängel abhingen. "Das Festmachen der Gefährlichkeit von Hunden an Rassemerkmalen oder ihrem optischen Erscheinungsbild ist wissenschaftlich nicht zu belegen und deshalb, wie auch der 'Kampfhunde-Führschein', abzulehnen", hieß es.
Auch sei der Hundeführschein ausdrücklich kein Ersatz für eine fundierte Ausbildung bei einem Hundesportverein oder -trainer. Insofern sei die Fragenerläuterung bei der Volksbefragung, "Der Hundeführschein ist eine fundierte Ausbildung für Hundehalter", irreführend. Dieser stelle nur eine Momentaufnahme des Zusammenspiels zwischen Halter und Hund innerhalb einer simulierten Prüfungssituation dar, so Maurizio Colcuc, Präsident der Wiener Landesstelle der ÖTK.
Die fünf Themen der Volksbefragung
Von 11. bis 13. Februar 2010 ist das Volk in Wien am Wort. Abgestimmt werden kann zu den Themen 24-Stunden-Betrieb der U-Bahnen an Wochenenden, Wiedereinführung der "Hausmasta", flächendeckender Ausbau von Ganztagsschulen, verpflichtender Hundeführerschein für bestimmte Hunderassen und Einführung einer City-Maut.
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