Festakt am Heldenplatz

100 Jahre Republik: Haus der Geschichte eröffnet

Österreich
10.11.2018 13:39

Der Andrang war groß, das Interesse ebenso: Mit einem Festakt im Camineum der Nationalbibliothek ist am Samstag in Wien das „Haus der Geschichte Österreich“ (hdgö) feierlich eröffnet worden. Zahlreiche Vertreter der Politik wohnten den Feierlichkeiten bei, während gleichzeitig wenige Hundert Meter entfernt die Pforten des in der Neuen Burg am Heldenplatz gelegenen Museums erstmals für das Publikum öffneten.

Vor zahlreichen Ehrengästen verlas Moderatorin Ingrid Thurnher ein Grußwort von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der bedauerte, aufgrund seiner Teilnahme an den internationalen Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs in Paris nicht mit dabei sein zu können. Er erinnerte daran, dass die Eröffnung die Einlösung eines Versprechens bedeute, das seit Jahrzehnten in fast allen Regierungsprogrammen enthalten war.

Sobotka: „Richtiger und richtungsweisender Schritt“
Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) stellte in einem „persönlichen Bekenntnis“ klar, „dass wir uns alle zum Fortbestand dieser Institution bekennen“. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betonte, „der Grundkonsens zur Weiterentwicklung ist nicht nur in der ganzen Regierung, auch im ganzen Parlament tief verankert“. Er richtete seinen „herzlichen Dank und herzliche Gratulation“ an Direktorin Monika Sommer und ihr Team. Mit ihrem Ansatz der Verdeutlichung unterschiedlicher Betrachtungs- und Sichtweisen auf bestimmte Kapitel der Geschichte habe das Haus „gleich zu Beginn einen richtigen und richtungsweisenden Schritt gesetzt“.

Lobende und mahnende Worte
Die geplante Festrede des Neurobiologen Eric Kandel konnte dieser aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung nicht selbst halten. An seiner statt verlas Zeithistoriker Oliver Rathkolb lobende, jedoch auch mahnende Worte. Österreich sei durch den Holocaust, aber auch durch eine Nachkriegspolitik, die an vertriebene Juden keine Einladung zur Rückkehr aussprach, sondern im Gegenteil ihnen das Heimkommen schwermachte, zu einem Land mit einem verschwindend kleinen Anteil an jüdischer Bevölkerung geworden.

Das sei aus zwei Gründen eine große Enttäuschung: erstens, weil Österreich von den Juden sehr gewinnen könne, zweitens, weil diese sehr von einem Leben in Wien gewinnen könnten. Österreich habe zwar große Anstrengungen bei der Überwindung des Antisemitismus und in der Erinnerungskultur unternommen, er vermisse aber Initiativen, die jüdische Gemeinde in Österreich zu vergrößern und das jüdische Leben des Landes zu fördern. „Die Eröffnung eines Museums österreichischer Geschichte, vor allem, weil es am Heldenplatz liegt, ist für mich ein sehr persönliches Ereignis.“ Der in Wien geborene Nobelpreisträger erinnerte daran, dass am Heldenplatz im März 1838 Hunderttausende Österreich die „Anschluss“-Rede Adolf Hitlers frenetisch bejubelt hatten. Deshalb sei es so wichtig, dass der Balkon, von dem Hitler sprach, als Geschichtsort „zugänglich gemacht und ins Museum integriert“ werde.

Fischer: „Kein Wahrheitsmuseum, sondern Geschichtslaboratorium“
Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, der Regierungsbeauftragte für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018, freute sich darüber, dass es sich beim neuen Museum um „kein Wahrheitsmuseum im Sinne von George Orwell, sondern um ein Geschichtslaboratorium“ handle. In der Frage, ob das Haus, wie zuletzt von Blümel und Sobotka angeregt, in „Haus der Republik“ umbenannt werden soll, ließ er jedoch klare Sympathie für den bestehenden Namen erkennen: „Ich denke, dass das ein guter Name ist, der seine Funktion erfüllen wird“, sagte er und erntete damit viel Applaus.

Eintritt bis einschließlich Montag frei
Umrahmt wurde der Festakt von einem eigens zusammengestellten Musikprogramm, unter anderem mit Stücken der von den Nazis verfolgten Komponisten Erich Wolfgang Korngold und Erwin Schulhoff, der mit der Bundes- und der Europahymne beschlossen wurde. Neben der Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse. Österreich seit 1918“ und einer Ausstellung zu den jüdischen Musikern Alma und Arnold Rosé im Haus der Geschichte in der Neuen Burg erwartet Interessierte noch bis in die Abendstunden ein Festprogramm. Zudem ist bis einschließlich Montag der Eintritt zur Ausstellung frei.

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