Türkische Lira im Fall

Araber kaufen massenhaft Villen am Bosporus auf

Ausland
12.10.2018 13:56

Die Araber erobern das Ufer des Bosporus. Dieses zählt zu den schönsten und begehrtesten Wohngegenden in Istanbul, doch wegen der aktuellen wirtschaftlichen Misere in der Türkei sind viele Eigentümer gezwungen, ihre Villen zu Geld zu machen. Dutzende der rund 600 Yali genannten Residenzen stehen derzeit zum Verkauf - und fast alle Interessenten sind reiche Araber aus den Golfstaaten, die das nötige Kleingeld für den Erwerb der Anwesen haben. Seit einer Gesetzesreform winkt ihnen beim Kauf einer Immobilie zudem ein türkischer Pass.

Den Kaufinteressenten kommt zugute, dass die türkische Lira seit Jahresbeginn massiv an Wert verloren hat. „Mit dem Verlust der Lira ist Istanbul zum Paradies für Leute vom Golf mit hoher Kaufkraft geworden“, sagt der Makler Hamed Elhamian. Die Araber würden davon ausgehen, dass die Lira bald wieder steigt und ihre Investitionen an Wert gewinnen.

Bei 250.000-Dollar-Investition winkt türkische Staatsbürgerschaft
„Unsere Kunden stammen aus Ländern im Nahen Osten. Wir haben Leute vor allem aus Katar und den anderen Golfstaaten, aber auch aus Aserbaidschan und dem Iran“, sagt auch der Makler Ugur Ayhan. Türken würden Immobilien derzeit kein Interesse entgegenbringen. Viele Eigentümer setzten daher auf Ausländer, die nach Immobilien für mehr als 250.000 Dollar (rund 216.000 Euro) suchten - auch um die türkische Staatsbürgerschaft zu bekommen.

Denn seit einem Dekret im September können Ausländer bereits beim Kauf von Häusern und Wohnungen im Wert von 250.000 Dollar einen türkischen Pass erhalten. Vor der Gesetzesreform mussten sie dafür noch eine Million Dollar investieren. Für Iraner etwa sei es mit einem türkischen Pass viel leichter, in andere Länder zu reisen, meint Ayhan. Allerdings seien für einen Yali am Bosporus deutlich höhere Summen nötig.

„Von unverwechselbarer Schönheit“: Ein Yali als „Symbol der Macht“
„Es ist unmöglich, ein Luxusappartement, geschweige denn einen Yali für 250.000 Dollar zu erwerben“, so Ayhan. Um eine der größeren Villen zu bekommen, müssen Käufer schon mal mehrere Millionen Dollar lockermachen. Laut der Maklerin Pinar Ayikcan Tuna seien die Villen für viele Araber diesen Preis aber wert, da „ein Bosporus-Anwesen ein Symbol der Macht und von unverwechselbarer Schönheit ist“.

Türkische Seifenopern pushen Popularität der malerischen Villen
Die traditionellen Holzvillen am Bosporus, die im 19. Jahrhundert von der osmanischen Elite und reichen Kaufleuten als Sommerhäuser gebaut wurden, sind den Arabern vor allem durch Romane und die türkischen Fernsehserien bekannt. Besonders die in der arabischen Welt äußerst erfolgreiche Serie „Ask-i-Memnu“ (Verbotene Liebe) trug zur Bekanntheit der Yalis bei, da sie weitgehend in einer Villa am Bosporus gedreht wurde. „Diese Seifenopern sind tatsächlich unsere beste Werbung im Ausland“, sagt Tuna.

Sie nimmt an, dass das Interesse der Araber an den malerischen Anwesen am Bosporus in der nächsten Zeit noch steigen wird. Dabei stehen viele der historischen Villen unter Denkmalschutz, sodass die Eigentümer die Gebäude im Originalzustand erhalten müssen und für etwaige Änderungen die Zustimmung der Behörden benötigen. Das bedeutet hohe Kosten und viel Aufwand - doch den Bosporus hinter der Gartenmauer gibt es eben nicht umsonst.

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