Migranten ausgenützt

Salvini sagt Ausbeutung von Erntehelfern Kampf an

Ausland
08.08.2018 12:35

16 Tote und sieben Verletzte - das ist die Bilanz zweier Verkehrsunfälle in der süditalienischen Provinz Foggia, bei denen innerhalb von drei Tagen afrikanische Saisonarbeiter verunglückt sind. Diese waren auf dem Rückweg von den Gemüsefeldern gewesen. Die Unglücksfälle stellen in Italien einmal mehr das Thema der Ausbeutung von Migranten in der Landwirtschaft in den Mittelpunkt und sorgen für heftige Diskussionen. Innenminister Matteo Salvini verspricht nun, schärfer gegen sklavenähnliche Arbeitsbedingungen auf den Feldern vorzugehen.

„Wir werden Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft bekämpfen. Der Einsatz gegen die Mafia, gegen die Schwarzarbeit und gegen die illegale Migration sind Prioritäten dieses Kabinetts“, erklärte Salvini. Gewerkschaften und Saisonarbeiter beteiligten sich am Mittwoch im apulischen Foggia an einer Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen auf den Feldern. „Arbeit, Rechte und Würde“, lautete der Slogan der Demonstranten. „Schluss mit Ausbeutung, wir wollen in Sicherheit arbeiten“, war auf einem Spruchband zu lesen.

Hungerlöhne, Unterkünfte ohne Strom und Wasser
Tausende afrikanische Saisonarbeiter werden schwarz auf den Gemüsefeldern in Süditalien eingesetzt. Sie arbeiten für einen Hungerlohn von 30 Euro pro Tag. Sie müssen auch für die Transportkosten von den Barackensiedlungen, in denen sie leben, bis zu den Feldern aufkommen. In einem Kleinbus eingepfercht waren am Montag zwölf afrikanische Migranten nahe Foggia verunglückt. Das Fahrzeug war gegen einen Bus geprallt.

Zu einem ähnlichen Unfall war es am Samstag unweit von Foggia gekommen. Dabei waren vier Saisonarbeiter ums Leben gekommen. Gewerkschaften und Vereinigungen zur Unterstützung der Arbeiter verlangen seit Jahren ein System öffentlicher Verkehrsmittel in der Haupterntesaison.

Der Handel mit illegalen Immigranten, die auf den Feldern Süditaliens ausgebeutet werden, beschäftigt die italienischen Behörden schon seit Jahren. 40 Prozent der Ausländer, die in der süditalienischen Landwirtschaft arbeiten, wohnen in Hütten ohne Strom und Wasser. 30 Prozent von ihnen werden misshandelt. In kaum einem Landwirtschaftsunternehmen würden Saisonarbeiter legal angestellt, berichten italienische Medien. Hinter der Ausnutzung der Tagelöhner stecke meistens die Mafia, die sich mit dem Menschenhandel bereichere.

Arbeiter werden von Mafia überwacht
Lediglich 30 Prozent aller Saisonarbeiter haben einen Arbeitsvertrag, alle anderen seien Taglöhner und das ganze Jahr, rund um die Uhr, einsatzbereit. Viele Erntehelfer werden zudem von der ‘Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, ausgebeutet, die die Arbeit auf den Feldern kontrolliert.

Gesetz sieht Haftstrafen von bis zu sechs Jahren vor
Italien habe zwar ein fortgeschrittenes Gesetz im Kampf gegen den sogenannten Caporalato, wie die Ausbeutung von Schwarzarbeitern auf den Feldern in Italien genannt wird, das Strafen von bis zu sechs Jahren Haft vorsieht, die Kontrollen seien jedoch unzulänglich, bemängelte der italienische Premier Giuseppe Conte. Zugleich müsse eine „Qualitätslandwirtschaft“ gefördert werden. „Würdevolle Arbeitsbedingungen sind ein Hauptanliegen dieser Regierung“, erklärte Conte.

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