Blutbad aus Rache

Zeitung entlarvte Todesschützen (38) als Stalker

Ausland
29.06.2018 07:52

Jener Schütze, der am Donnerstagnachmittag in der Lokalredaktion der Tageszeitung „Capital Gazette“ im US-Staat Maryland fünf Menschen getötet und zwei weitere verletzt haben soll, hat vor seiner Bluttat einen langwierigen Rechtsstreit mit dem Blatt verloren. Die Zeitung hatte enthüllt, dass der 38-jährige Jarrod W. Ramos eine Frau auf Facebook belästigt hatte.

Ramos wurde 2011 zum Thema eines Artikels der „Capital Gazette“, nachdem der 38-Jährige wegen Belästigung verurteilt worden war. Laut dem Artikel mit dem Titel „Jarrod möchte dein Freund sein“ soll der 38-jährige Ingenieur, der in einem US-Büro für Arbeitsstatistiken arbeitete, seine ehemalige Klassenkameradin aus der Highschool belästigt und bedroht haben. Demnach soll er der Frau über mehrere Monate hinweg vulgäre E-Mails geschickt und ihr geschrieben haben, dass sie sich umbringen solle.

„Er war gekränkt“
Ramos reichte laut Medienberichten eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung ein, die 2013 abgewiesen wurde. „Er war gekränkt, weil ihn die Geschichte schlecht darstellte und seine Seite zu wenig beleuchtet wurde“, hieß es damals in einer Stellungnahme eines Richters. 
Polizeisprecher Ryan Frashure bestätigte: „Das war ganz offensichtlich jemand, der eine alte Rechnung mit der Zeitung offen hatte.“ Es sei eine gezielte, wenngleich nicht besonders akribisch geplante Tat gewesen. Augenzeugen berichteten, wie sich der Schütze seinen Weg in Richtung der Schreibtische gebahnt hatte, wo ein Teil der Führungsmannschaft der Zeitung saß.

Fünf Menschen getötet
Am Donnerstag um 14.40 Uhr stürmte Ramos mit Rauchgranaten und einer Schrotflinte bewaffnet das Gebäude der Redaktion. Er erschoss fünf Menschen. Unter den Opfern sind zwei Frauen: eine Verkaufsassistentin, die erst kurz bei dem Blatt war, sowie eine Lokalreporterin und Kolumnistin. Getötet wurden auch ein langjähriger Sportjournalist, ein Leitartikel-Autor und der stellvertretende Chefredakteur.

„Er war vorbereitet, Menschen zu erschießen, und er wollte Schaden anrichten“, so ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz kurz nach der Bluttat.

Fingerkuppen absichtlich beschädigt
Ramos wurde verhaftet, kurz nachdem die Polizei das Gebäude in Annapolis gestürmt hatte. Der 38-Jährige versteckte sich unter einem Schreibtisch, als ihn die Beamten fanden. Laut Polizeiangaben musste man Ramos mit einer Gesichtserkennungstechnologie identifizieren, weil er seine Fingerkuppen absichtlich beschädigt hatte. Der Verdächtige wurde unmittelbar nach dem Geschehen stundenlang verhört. Er sei nur bedingt kooperativ, hieß es von der Polizei. Seine Wohnung sei durchsucht worden.

Drohungen über soziale Medien
Vor dem blutigen Anschlag in der Zeitungsredaktion hatte es nach Angaben der Polizei Drohungen über soziale Medien gegen die Redaktion gegeben, sagte Polizeichef Bill Krampf in der Nacht auf Freitag. Ob Ramos für die Drohungen verantwortlich war, muss allerdings erst geprüft werden.

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