Bizarrer Prozess

Streit um Charles Mansons Leiche: Enkel gewinnt

Ausland
13.03.2018 06:39

Ein bizarr anmutender Rechtsstreit ist am Montag vor einem Gericht in Kalifornien ausgetragen worden. Jason Freeman, laut eigenen Angaben Enkel von US-Serienkiller Charles Manson, hat auf die Herausgabe des Leichnams seines Großvaters geklagt. Das Gericht entschied zugunsten des Klägers, Freeman darf die sterblichen Überreste des Sektenführers abholen. In einem weiteren Verfahren geht es um den Nachlass des im November 2017 verstorbenen Manson - neben Briefen und Zeichnungen sind darunter auch die Urheberrechte für Songs, die Manson verfasste. Einige Nachfahren des kranken Killers wittern jetzt ein Millionengeschäft.

Vier Männer hatten vor dem kalifornischen Gericht um die Herausgabe der sterblichen Überreste von Charles Manson angesucht: Jason Freeman, dessen Vater Charles Manson Jr. gewesen sein soll, die angeblichen Söhne des Killers, Michael Brunner und Matthew Lentz, sowie Michael Channels, ein Freund Mansons, der eine der großen Memorabilien-Sammlungen über den Sektenführer betreibt. Das Gericht entschied, dass Freeman die Leiche seines Großvaters abholen darf. Seit dem Tod des Serienkillers im November 2017 waren die sterblichen Überreste an einem nicht näher genannten Ort gelagert worden, berichten US-Medien.

Freeman, der auf seinen Social-Media-Accounts sowie in seinem Weblog immer wieder seine Verehrung für den angeblichen Großvater ausdrückte, hatte angegeben, die Leiche Mansons in einer „privaten Familienzeremonie“ einäschern lassen zu wollen. Zuvor waren immer wieder Befürchtungen laut geworden, ein Grab könne zur Pilgerstätte für Manson-Fans werden. Michael Channels hatte vor Gericht ein angebliches Testament von Charles Manson aus dem Jahr 2002 vorgelegt, wonach die sterblichen Überreste sowie der Nachlass des Killers an ihn gehen sollten. Die Richterin hatte das Testament allerdings als ungültig abgelehnt.

Unklar, wie viele Kinder der Killer zeugte
Manson war offiziell zweimal verheiratet, aus der ersten Ehe mit der Kellnerin Rosalie Jean Willis stammt Charles Manson Jr., der Vater von Jason Freeman. Freemans Vater hatte massive Probleme mit seinem biologischen Vater, 1993 beging er Selbstmord. Mit seiner zweiten Ehefrau, der Prostituierten Candy Stevens, zeugte Manson seinen zweiten Sohn Charles Luther Manson, Michael Brunner ging aus der Verbindung mit Sektenmitglied Mary Brunner hervor. Wie viele leibliche Kinder Manson tatsächlich zeugte, ist bis heute nicht ganz klar, denn nach den Morden der Sekte wurden die meisten der Kinder, die mit den „Family“-Mitgliedern auf der Spahn Movie Ranch in Kalifornien lebten, zur Adoption freigegeben.

Doch es geht nicht nur um die Leiche des Massenmörders: In einem weiteren Verfahren streiten sich die Nachkommen Mansons um seinen Nachlass. Neben den Songs, die der Sektenführer verfasste, umfasst sein persönlicher Besitz diverse Zeichnungen, Briefe und handschriftliche Aufzeichnungen - Dinge, die unter Sammlern zu enormen Preise gehandelt werden. Auch die Verwertungsrechte der Songs sind ein Thema. So sagte etwa der 49-jährige Matthew Roberts, laut eigenen Angaben ebenfalls ein Manson-Sohn, er werde gegen alle vor Gericht ziehen, „die Songs meines Vaters ohne Genehmigung verwenden“.

Manson-Sohn: „Er war wie Gandhi“
Roberts, der selbst Musiker ist, ist von der Unschuld seines Vaters überzeugt: „Er hat nie jemanden umgebracht.“ Vielmehr sei Manson „eine inspirirende Figur wie Mahatma Gandhi gewesen“, sagte er im November gegenüber der „Daily Mail“. Charles Manson hatte unter anderem den Beach-Boys-Song „Never Learn Not to Love“ geschrieben. Guns n‘ Roses veröffentlichten auf ihrem Album „The Spaghetti Incident“ 1993 den Manson-Song „Look at Your Game Girl“. Um die Rechte an diesen und anderen Werken des Mehrfachmöders geht es bereits am Freitag, wenn die mutmaßlichen Erben wieder vor Gericht ziehen.

Charles Manson hatte in den 1960er-Jahren seine „Family“ gegründet. Die Mitglieder der Sekte, die er vielfach mit Drogen und Sex gefügig machte, folgten ihm bedingungslos. 1969 stiftete der damals 34-Jährige mehrere Anhänger zu einer brutalen Mordserie in Los Angeles an. Zu den insgesamt sieben Opfern zählte die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, Ehefrau von Filmregisseur Roman Polanski. Für seine Rolle bei den Verbrechen war Manson ursprünglich zum Tode verurteilt worden. Dies wurde 1972, als Kalifornien für einige Jahre die Todesstrafe abschaffte, in lebenslange Haft umgewandelt. Am 19. November 2017 starb er im Alter von 83 Jahren im Gefängniskrankenhaus in Bakersfield.

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