Causa Piquet jr.

Lauda: “Größter Schaden für die Formel 1”

Sport
17.09.2009 14:15
Im Renault-Skandal hofft Flavio Briatore nach seinem Rücktritt als Teamchef auf eine Zukunft für den Formel-1-Rennstall. "Ich versuche damit, das Team zu retten. Das ist meine Pflicht. Deshalb habe ich aufgehört", zitierte das britische Boulevardblatt "Mirror" am Donnerstag den Italiener. Österreichs dreifacher Weltmeister Niki Lauda fordert nach der Unfall-Affäre um Piquet jr. ein energisches Durchgreifen des Weltverbandes FIA: "Das ist der größte Schaden für die Formel 1. Jetzt muss die FIA Renault hart bestrafen, um die Glaubwürdigkeit des Sports wiederherzustellen", wettert der 60-Jährige in der "Daily Mail".

Briatore soll gemeinsam mit Technik-Direktor Pat Symonds den damaligen Piloten Nelson Piquet jr. zu einem Unfall im Singapur-Grand-Prix 2008 angestiftet haben, von dem Renault-Pilot Fernando Alonso, der das Nachtrennen im Vorjahr gewonnen hat, entscheidend profitierte. Renault muss sich am kommenden Montag vor dem Motorsport-Weltrat verantworten.

Eine Liste der Formel-1-Skandale der vergangenen Jahre und weitere Infos findest du in der Infobox!

Dem 59-jährigen Briatore droht wegen des inszenierten Unfalls die endgültige Verbannung aus der Königsklasse des Motorsports, seinem bisherigen Arbeitgeber eine drakonische Strafe des Weltverbands FIA. Experten fürchten danach einen Ausstieg des französischen Autobauers, zudem könnte eine Klagewelle gegen Briatore und Renault folgen.

"Schlimmster Fall von Manipulation"
"Das ist der schlimmste Fall von Manipulation in der Sportgeschichte", kommentierte die Londoner Zeitung "The Times". Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone verweigerte Freund Briatore seine Unterstützung. "Man kann ihn auf keinen Fall verteidigen. Was er getan hat, war völlig unnötig", meinte der Brite. Von einem Totalschaden für seinen Milliardenzirkus will der Rechte-Mitinhaber aber nichts wissen. "Die Formel 1 hat sich schon so oft erholt, auch wenn Leute behauptet haben, es sei vorbei. Sie wird sich auch davon erholen", erklärte Ecclestone.

Ein deftiges Urteil der FIA könnte Renault dazu bewegen, den Geldhahn für das Formel-1-Projekt und knapp 700 Mitarbeiter des Rennstalls per Saisonende abzudrehen. Mit dem Aus für Briatore und Symonds habe der Konzern "einen Beweis des guten Willens" geliefert, meinte "Le Figaro". Nun könnte der Autohersteller einen Gnadenakt in Form einer Bewährungsstrafe und einer erträglichen Geldbuße erwarten. Sollte Renault jedoch ausgeschlossen werden oder sich aus der Königsklasse zurückziehen, würde der BMW-Sauber-Nachfolger "Qadbak" automatisch als 13. Team für die Saison 2010 nachrücken.

Klagewelle könnte folgen
Ein Schuldspruch für Renault und seine Teamführung könnte zugleich die Tür für weitere Klagen öffnen. Konkurrenz-Rennställe könnten entgangene Preisgelder und Prämien einfordern. In Singapur droht britischen Medien zufolge Strafanzeige gegen Briatore und Symonds, weil durch Piquets Unfall das Leben von Zuschauern, Streckenposten und der anderen Piloten gefährdet wurden. Renault selbst könnte versuchen, Briatore und Symonds für den Imageschaden und mögliche Strafgelder haftbar zu machen.

Rücktritt von Briatore und Symonds
Teamchef Briatore und Chefingenieur Symonds hatten am Mittwoch Renault mit sofortiger Wirkung verlassen. Gleichzeitig machte der Rennstall ein indirektes Schuldeingeständnis in der Affäre um den angeblich absichtlich herbeigeführten Unfall beim Großen Preis von Singapur. "Wir werden die aktuellen Anschuldigungen der FIA bezüglich des Singapur-Grand-Prix nicht bestreiten", hieß es in einer Mitteilung.

Ausgelöst hatte die sogenannte "Crashgate-Affäre" der frühere Renault-Pilot Nelson Piquet junior, der in einem Brief an die FIA geschrieben hatte, dass man ihn im ersten Singapur-Nachtrennen 2008 angewiesen habe, absichtlich einen Unfall zu verursachen, um dem Teamkollegen Fernando Alonso den Sieg zu ermöglichen. Renault hatte die Vorwürfe zunächst bestritten und Piquet sowie dessen Vater Nelson Piquet senior wegen "falscher Behauptungen und versuchter Erpressung" sogar angezeigt.

Erinnerungen an Lügen-Affäre werden wach
Mit dem Briatore-Rückzug kommen Erinnerungen an die Lügen-Affäre von Lewis Hamilton zu Saisonbeginn auf. Weil der Weltmeister, wohl im Auftrag des McLaren-Mercedes-Teams, damals die FIA-Kommissare bezüglich eines Überholmanövers wiederholt angelogen und daraus Vorteile gezogen hatte, drohte ihm bzw. dem Team eine drastische Strafe. McLarens Vorsitzender Ron Dennis konnte diese damals abwenden, indem er die volle Verantwortung übernahm und zurücktrat. McLaren-Mercedes wurde damals nur für drei Rennen gesperrt, und diese Strafe wurde für zwölf Monate auf Bewährung ausgesetzt.

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