Trotz Kündigung

SPÖ buchte Ex-Funktionärin Jahresbeitrag ab

Österreich
09.01.2018 17:30

Da trieb es der ehemaligen SPÖ-Funktionärin die Zornesröte ins Gesicht, als sie am 2. Jänner einen Blick auf ihr Konto geworfen hatte. Die Genossen hatten ihr einfach den Jahresbeitrag für die Parteimitgliedschaft in Höhe von 72 Euro abgebucht. „Und das, obwohl ich im Vorfeld mehrmals schriftlich die Kündigung eingereicht hatte. Das ist eine absolute Frechheit, spricht aber für die Präpotenz dieser Partei. Ich fordere sofort mein Geld zurück“, ärgert sich die junge Wienerin, die in ehrenamtlichen Funktionen tätig war, gegenüber krone.at. Die Partei bedauert diesen Fall und rechtfertigt sich damit, dass die Kündigung „nicht mehr rechtzeitig“ eingelangt sei - was wiederum von der Ex-Funktionärin vehement bestritten wird. Zudem übt sie scharfe Kritik am laschen Umgang der SPÖ mit dem politischen Islam. 

„Ich habe meine erste E-Mail bezüglich Kündigung der Parteimitgliedschaft einen Tag vor der Nationalratswahl verschickt, auch an das gesamte Who is Who der SPÖ. Christian Kern hat mich an diesem Tag sogar noch kontaktiert und wollte mit mir reden, doch für mich gab es kein Zurück mehr“, schildert die Funktionärin. 

SPÖ: „Sie erhält die 72 Euro umgehend zurück“
Nachdem sie keine Bestätigung auf ihre erste E-Mail erhalten habe, habe sie am 22. Dezember, also knapp vor Weihnachten, eine zweite Kündigungs-Mail verschickt. Von dieser Kündigung habe die Partei auch Kenntnis gehabt, sagt Hannes Uhl, Sprecher der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle gegenüber krone.at. „Von einer E-Mail zu einem früheren Zeitpunkt wissen wir nichts“, so Uhl. Warum der Betrag am 2. Jänner abgebucht wurde, liege laut Uhl daran, dass dies aufgrund der Weihnachtsfeiertage nicht mehr rechtzeitig korrigiert werden konnte. „Es wurden bei jedem Mitglied die 72 Euro automatisch am 2. Jänner abgebucht. Im Falle der Dame ist es sich zeitlich nicht mehr ausgegangen, diese Abbuchung zu stoppen. Sie erhält natürlich ihr Geld zurück, wir haben die Rückerstattung bereits in die Wege geleitet. Das Geld müsste in den nächsten Tag wieder auf ihrem Konto sein. Das Wenigste, was wir wollen, ist mit jemandem um 72 Euro zu streiten.“

Ex-Funktionärin: „SPÖ betreibt Tabuisierung beim Thema politischer Islam“
Warum die Ex-Funktionärin, die jahrelang für sämtliche roten Vorfeldorganisationen tätig war und sich zuletzt um das Thema politischer Islam intensiv gekümmert hatte, mit der Partei gebrochen hat? „Weil ich damit nicht kann, wie die SPÖ mit dem Thema politischer Islam umgeht. Ich habe es satt, dass immer eine Rassismuskeule geschwungen wird und man als islamophob abgekanzelt wird, wenn man kritisch über den politischen Islam diskutiert. Es findet eine Tabuisierung statt.“

So würde die SPÖ ihr zufolge kritische Entwicklungen – zum Beispiel bei den Islam-Kindergärten – nicht wahrhaben wollen. „Die SPÖ baut sich eine Parallelgesellschaft auf. Sie kooperiert mit islamistisch und türkisch nationalistischen Vereinen wie ATIB, UETD, Mili Görüs oder den Grauen Wölfen, die sehr dubios und gefährlich sind. Und das nur, um damit das Wählerpotenzial zu maximieren. Das ist nicht meine Philosophie, wie man ehrliche Politik betreibt.“ Sie sei in ihrer Kindheit bzw. in ihrer Schulzeit im roten Wien aufgewachsen, „das sehr wohl im Guten sozialdemokratisch geprägt ist“. Doch mittlerweile erkenne sie „ihr Wien“ nicht mehr wieder und mache sich Sorgen um die Stadt.

Von Kern persönlich enttäuscht
Detail am Rande: Erst mit der Parteivorsitzübernahme von Christian Kern wurde sie schließlich auch Parteimitglied. „Mir hat am Anfang seine Rhetorik gefallen und weil er frischen Wind in die Partei reingebracht hat.“ Doch in weiterer Folge wurde sie bitter enttäuscht. „Für mich ist es unverzeihlich, wenn sich jemand einen Tag vor der Wahl mit türkischen Nationalisten in einem Restaurant trifft.“

„Habe am 15. Oktober erstmals nicht SPÖ gewählt“
Schließlich kam es im Mai vergangenen Jahres endgültig zum Bruch zwischen ihr und der Partei, als sie ihre Funktion in einer Vorfeldorganisation verloren hatte. „Ich war mit dem richtigen Thema zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nur bin ich der Partei zu gefährlich geworden, weil ich mich auch mit Funktionären anderer Parteien gut verstanden habe. Leider hatte ich nicht die Seilschaften, die mir den Rücken gestärkt hätten“, bilanziert die Ex-Funktionärin enttäuscht. Für sie sei die Tür jedenfalls für immer zu. „Ich will mit dieser Partei nichts mehr zu tun haben. Ich habe am 15. Oktober auch erstmals nicht mehr SPÖ gewählt und freue mich auch über die neue ÖVP-FPÖ-Regierung. Als Demokrat ist es wichtig, ein Wahlergebnis zu akzeptieren. Viele in der linken Szene tun das nicht.“

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