Hinterlistiger Jäger

Schlange bringt Beute dazu, in ihr Maul zu fliehen

Wissenschaft
23.06.2009 13:29
Schlangen kann man viel vorwerfen, aber Hypnose gehört – entgegen der Darstellung der hinterlistigen Schlange Kaa in Walt Disneys Dschungelbuch – offenbar doch nicht zu den Fähigkeiten dieser verrufenen Kriechtiere. Zumindest eine besondere Wasserschlangenart hat eine kaum schlechtere Möglichkeit gefunden, auf unkonventionelle Weise fette Beute zu machen: Durch einen Trick schafft sie es nämlich, dass ihr ihre Opfer "freiwillig" ins Maul schwimmen.

Auf diese recht eigentümliche Jagdstrategie, bei der die Buchstaben "J" und "C" eine große Rolle spielen, ist der Wissenschaftler Ken Catania von der Vanderbilt-Universität in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee gestoßen, als er eigentlich die Bedeutung der beiden "Fühler" am Maul der Schlange untersuchen wollte. Bei deren Beobachtung setzte Catania auch Hochgeschwindigkeits-Kameras ein, entdeckt hat er etwas ganz anderes, als erwartet.

78 Prozent begehen "Selbstmord"
Der US-Forscher bemerkte nämlich, dass die Beutefische der Wasserschlange mit erschreckender Häufigkeit ganz allein ins Maul der Schlange schwammen. Diese ersten Eindrücke bestätigte er in 120 Versuchen mit vier verschiedenen Schlangen-Exemplaren: Zu 78 Prozent hatte die Schlange nichts anderes zu tun, als das Maul weit genug aufzureißen und sich die Mahlzeit dann schmecken zu lassen.

Fataler Fluchtreflex der Fische
Nach genauer Auswertung der Bilder seiner Kamera entdeckte Catania dann den Clou: Die Schlange nützt den natürlichen Fluchtreflex der Fische, den sogenannten "C-Start", aus. Wenn sich Fische bedroht fühlen, verspannen sie ihren Körper in Form eines "C", um dann durch eine Art Katapultstart rasch fliehen zu können. Doch womit kein Fisch rechnet, ist, dass die Schlange sich darauf eingestellt hat.

Schlange reagiert mit "J-Stellung" auf "C-Start"
Die reagiert auf den "C-Start" nämlich mit der "J-Stellung", d.h. sie legt sich in Form eines "J" auf die Lauer und wartet, bis sich ein Fisch in die unmittelbare Gefahrenzone zwischen Kopf und Schwanz wagt: Im richtigen Moment bewegt die Schlange ihren Schwanz, um eine Bedrohung von dieser Seite anzutäuschen, worauf der Fisch reflexartig in Richtung des Mauls der Schlange zu fliehen versucht.

Nur verhaltensgestörte Fische entkommen
"Ich habe in all den Jahren meiner wissenschaftlichen Tätigkeit noch kein Raubtier gesehen, das die Fähigkeit hat, seine Beute zu beeinflussen und seine Reaktionen vorherzusagen", ist Catania von seiner Entdeckung nachhaltig beeindruckt. Vor allem auch deswegen, weil diese Schlange nicht auf die Ausgangsposition der Beute, sondern gleich auf den vermuteten Fluchtweg abzielt. Nur bei verhaltensgestörten Fischen, die keine natürlichen Refelxe zeigen, zieht die Schlange den Kürzeren...

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