Neuer Mopedschein

Bures führt verpflichtende Moped-Fahrstunden ein

Österreich
24.02.2009 19:36
Wer ein Moped lenken will, soll künftig zwingend Fahrstunden nehmen müssen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf des Verkehrsministeriums ist am Dienstag in Begutachtung gegangen. Vorgesehen sind darin neben sechs Stunden Theorie gleich acht Stunden Fahrpraxis, davon mindestens zwei im Straßenverkehr. Zudem müssen nicht mehr nur unter 16-Jährige, sondern alle Personen, die keine andere Lenkberechtigung besitzen, in Zukunft den Schein erwerben, wenn sie Moped oder Mopedautos fahren wollen. Zukünftige Microcar-Lenker müssen die Ausbildung in einem Mopedauto absolvieren, wie das Ministerium gegenüber krone.at betonte.

Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) begründete den Schritt zu einem neuen Mopedschein mit gestiegenen Unfallzahlen, besonders Ungeübte würden häufig verunglücken. "60 Prozent aller Mopedunfälle passieren Anfängern im ersten halben Jahr, das heißt, es fehlt ihnen an Fahrpraxis", so die Politikerin. Während es 2003 bei den 15-Jährigen 779 verletzte Mopedfahrer gab, waren es 2007 mit 1.686 Personen mehr als doppelt so viel. Vor zwei Jahren gab es insgesamt gar 6.000 Verletzte: "Jeder zehnte Verletzte im Straßenverkehr ist ein Mopedfahrer", betonte Bures.

Ein Mopedschein für alle Altersgruppen verpflichtend
Laut dem Entwurf wird die Novelle die Bestimmungen für alle Altersgruppen vereinheitlichen. Derzeit müssen 15-Jährige acht Stunden Theorie (inkl. Theorieprüfung) und sechs Stunden Fahrpraxis am Übungsplatz absolvieren, 16- bis 24-Jährige nur acht Stunden Theorie (inkl. Theorieprüfung) und ab 24 Jahren gibt es überhaupt keine Voraussetzung. Künftig sind für alle Altersgruppen acht Stunden Fahrpraxis (sechs am Platz, zwei im Verkehr) und sechs Stunden Theorie (inkl. Theorieprüfung) vorgesehen.

Praxisstunden für Moped und Mopedauto werden dabei getrennt geführt und im Schein vermerkt, heißt es im Ministerium. Wer etwa vom Mofa aufs Mopedauto wechselt, muss Praxisstunden in einem Microcar nachholen. Das Argument "führerscheinfrei" im Sinne von "ohne Prüfung zu haben", wird es bei Mopedautos also gar nicht mehr geben. Wer bereits einen Führerschein besitzt, darf natürlich ohne Schulungen Microcars und Mopeds lenken.

"Mehr Fahrpraxis soll mithelfen, Unfälle zu vermeiden", so Bures. Das Regierungsprogramm sehe die Prüfung von Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von jungen Lenkern vor. Die Entwicklung der Unfallzahlen fordere ein rasches Handeln. Die Begutachtungsfrist der Führerscheingesetznovelle läuft etwa sechs Wochen, im Juni soll der Entwurf im Verkehrsausschuss behandelt werden. Das Ministerium rechnet noch im Sommer mit einem Inkrafttreten.

Signale für Preisnachlass aus Fahrschulen
Statt rund 150 Euro dürfte die neue Ausbildung etwa 180 Euro kosten. Der Mehr-Preis für die zwei zusätzlichen Praxisstunden im Gegenzug zu den beiden Theoriestunden läge bei 30 bis 40 Euro. Laut Verkehrsministerium gebe es Signale aus der Versicherungsbranche nach der neuen Ausbildung einen Prämiennachlass zu gewähren.

Wer schon länger mit einem Moped fährt, kann übrigens bis zu einem Jahr nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes ohne weitere Ausbildung einen Mopedschein beantragen. Dazu muss er seine Fahrpraxis lediglich den Behörden glaubhaft machen. Derzeit werden jährlich rund 40.000 bis 45.000 solche Führerscheine ausgestellt.

FPÖ fordert Ausbildung im Unterricht
"Mehr Fahrpraxis ist natürlich zu begrüßen", meinte am Dienstag FPÖ-Chef Strache zu den Plänen von Verkehrsministerin Bures, "aber es steht zu befürchten, dass die neue Moped-Ausbildung in erster Linie wieder dazu dient, den jungen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen." Mehrkosten von 30 bis 40 Euro würden für Bures vielleicht nur eine Kleinigkeit sein, für einen Lehrling oder Schüler sei das aber viel Geld. Insgesamt käme der Moped-Führerschein dann schon auf beinahe 200 Euro. Strache schlägt daher vor, zumindest die theoretische Führerscheinausbildung in den regulären Schul- bzw. Berufsschulbetrieb zu integrieren. Mit dem Moped-Führerschein könne man hier einen Feldversuch starten, um die Ausbildung dann in Folge auf weitere Kfz auszuweiten. Damit erspare man den Jugendlichen und ihren Eltern immense Kosten.

ÖAMTC: Gesundheitscheck für Mopedauto-Lenker
Beim ÖAMTC sieht man mit der Bures-Novelle einen doppelten Gewinn: "Einerseits ist die geplante Reform eine wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, andererseits kommt es zu einer Vereinfachung der Gesetzeslage", so Ursula Zelenka vom ÖAMTC. "Die Ausbildung wird altersunabhängig und gilt gleichermaßen für Moped- sowie Leichtkraftfahrzeug-Lenker." Nachbesserungsbedarf sieht die Clubjuristin aber in der Überprüfung der gesundheitlichen Eignung von Bewerbern um einen Mopedausweis für sogenannte "Microcars". "In diesem Bereich sollte - vergleichbar dem Pkw-Führerschein - ein Gesundheitscheck der Ausstellung eines Mopedausweises vorangehen", so die ÖAMTC-Juristin.

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