Mega-Show in D.C.

Riesiges Konzert für Obama hinter Panzerglas

Ausland
20.01.2009 17:29
Am Sonntag haben die Feierlichkeiten zur Amtseinführung Obamas mit einem riesigen Konzert vor dem Washingtoner "Lincoln Memorial" begonnen. Ein Staraufgebot aus der Musikbranche und dem Showbusiness sowie Hunderttausende Fans feierten dabei den künftigen Präsidenten. Bei seiner Rede beim Open Air unter dem Motto "We Are One" blieb der künftige mächtigste Mann der Welt allerdings betont ernst und staatsmännisch. Die USA stünden vor keinem leichten Weg, sagte Obama. "Wir werden länger als einen Monat oder ein Jahr brauchen, wahrscheinlich sind viele nötig." Das Konzert musste sich Familie Obama aus Sicherheitsgründen hinter Panzerglas ansehen.

Es werde Fehlstarts und Rückschläge geben, warnte Obama die Anwesenden und die weitgereisten, teilweise seit Stunden in der Kälte kampierenden Fans. Doch sei er so zuversichtlich wie stets, dass die USA ihre Probleme überwinden würden. "Wir dürfen nie vergessen, dass sich der wahre Charakter unserer Nation nicht offenbarte, wenn die Dinge leicht sind, sondern durch unser richtiges Handeln, wenn die Zeiten hart sind." Vor Beginn des gigantischen Open Airs - so etwas hatte es für einen Präsidenten noch nicht gegeben - hatten Obama und sein Vize Joe Biden am Arlington-Friedhof einen Kranz niedergelegt.

"This Land Is Your Land"
Mit dem Open-Air-Konzert im Herzen der US-Hauptstadt erreichten die Feiern zur Vereidigung Obamas einen ersten Höhepunkt. Es traten Musiklegenden wie Bruce Springsteen, Herbie Hancock, John Mellencamp, Sheryl Crow und die irische Band U2 auf. Auch Stevie Wonder, Jon Bon Jovi und Shakira beteiligten sich an dem kostenlosen Freiluftkonzert. Schauspieler sowie Fernseh- und Sportstars lasen historische Texte und erinnerten an US-amerikanische Ideale. Golfgröße Tiger Woods würdigte als Sohn eines Soldaten die Leistungen der Streitkräfte. Schauspieler Jack Black hob die Naturschönheiten der USA hervor. Daneben traten die Hollywood-Stars Tom Hanks, Forest Whitaker, Denzel Washington und Laura Linney auf der mit Fahnen geschmückten Bühne vor dem Denkmal zu Ehren von Bürgerkriegspräsident Abraham Lincoln auf.

Springsteen eröffnete die Show musikalisch mit seinem Aufbruchs-Hit "The Rising", bei Pete Seegers "This Land Is Your Land" sang Obama berührt mit. Die Sängerin Beyoncé Knowles stimmte anschließend "America The Beautiful" an.

Obama hinter Panzerglas
Der neue US-Präsident genoss die Show und das Staraufgebot sichtlich. Und das obwohl er wegen der Sicherheitsvorkehrungen die ganze Zeit über hinter Panzerglas sitzen musste. Nach dem Konzert umarmte er die Sänger Jon Bon Jovi und Bono von U2, während er den Künstlern des Konzerts persönlich für die Auftritte dankte.

Vergleiche mit legendärer King-Rede
"Im Laufe unserer Geschichte haben nur wenige Generationen solch große Herausforderungen annehmen müssen wie wir jetzt", sagte Obama weiter. "Unsere Nation steht im Krieg. Unsere Wirtschaft ist in der Krise." Er gebe nicht vor, dass es einfach sein werde, diese Herausforderungen zu meistern. "Es wird länger als einen Monat oder ein Jahr dauern, es werden bestimmt viele Jahre sein."

Viele Anwesende verglichen den Moment, als Obama ans Rednerpult trat, mit der historischen "I have a dream"-Rede von Martin Luther King, bei der ebenso viele Menschen sich vor dem Präsidentendenkmal versammelt hatten. Die jungen Sänger eines Kinderchores sagten laut durchs Mikro: "Martin Luther King schritt voran, damit Barack Obama jetzt laufen kann. Und Barack Obama läuft, damit wir Kinder eines Tages fliegen können."

"Hallelujah, wir haben es geschafft!"
Mit einer historischen Zugfahrt hatte der Veranstaltungsreigen zur Vereidigung begonnen. Die Reise startete am Samstag nach dem Vorbild einer Zugfahrt des früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln, der 1861 ebenfalls über diese Strecke zur Amtseinführung nach Washington gefahren war. Der Pullman-Zug aus den 1930er Jahren mit Obama und Biden startete in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania und hielt zwischendurch in Wilmington im Bundesstaat Delaware und in Baltimore im Bundesstaat Maryland, bevor er am Abend in Washington eintraf. Dort wurde Obama vom Secret Service abgeholt, dem Sicherheitsdienst des Weißen Hauses. Obama und seine Familie stiegen in eine schwarze Cadillac-Limousine mit der "44" im Nummernschild - als Hinweis darauf, dass er der 44. US-Präsident ist.

"Hallelujah, wir haben es geschafft!", hieß es auf einem Plakat, das Obama in der Stadt Claymont entgegengehalten wurde. Biden gesellte sich in seinem Wohnort Wilmington zu der Reisegesellschaft. Für Obamas Frau Michelle, die am Samstag 45 Jahre alt wurde, stimmte die Menschenmenge ein "Happy Birthday" an. An der Bahnstrecke herrschten scharfe Sicherheitsvorkehrungen, zur Luftüberwachung war ein Chinook-Hubschrauber im Einsatz.

"Neue Unabhängigkeitserklärung"
Bei der Zugfahrt rief Obama sein Land zu einer "neuen Unabhängigkeitserklärung" auf, um die Menschen von "Ideologie und Kleingeistigkeit, Vorurteilen und Engstirnigkeit" zu befreien. "Lasst uns dafür sorgen, dass diese Wahl nicht das Ende des Wandels in Amerika ist, sondern der Anfang", sagte Obama. In Philadelphia wurde am 4. Juli 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verabschiedet und elf Jahre später, nach dem Sieg über die Kolonialmacht England, die Verfassung beschlossen.

In seiner letzten Radioansprache vor seinem Einzug ins Weiße Haus hatte er die US-Bürger zuvor auf schwierige Zeiten eingestimmt. "Wir erleben eine schwere Zeit, und noch schwerere Tage könnten vor uns liegen", sagte der 47-Jährige. "Unsere Nation ist im Krieg. Unsere Wirtschaft durchlebt große Turbulenzen. Und es gibt so viel zu tun, um Frieden wiederherzustellen und Wohlstand zu steigern."

Große Hoffnungen in Obama
Einer Umfrage zufolge setzen die Amerikaner große Hoffnungen in Obama. 65 Prozent der Befragten erklärten, Obama werde ein überdurchschnittlicher Präsident sein. 28 Prozent von ihnen halten ihn sogar für herausragend. Und auch in wirtschaftlichen Fragen trauen ihm die Menschen etwas zu: 71 Prozent sagten, die Konjunktur werde sich im ersten Jahr von Obamas Präsidentschaft wahrscheinlich verbessern.

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