Schwanger durch TV

US-Serienhits fördern Teenie-Schwangerschaften

Wissenschaft
03.11.2008 23:04
Warum werden viele junge Mädchen wie in dem Kinohit "Juno" schwanger, obwohl sie Zugang zu Aufklärung und Verhütungsmitteln haben? Dieser Frage sind US-Wissenschaftler nachgegangen. Die mehr oder weniger erschütternde Erkenntnis: Teenies, die sich Serien und Filme mit sexuell gefärbten Dialogen oder Darstellungen anschauen, man denke an "Desperate Housewives", "Californication" oder "Sex and the City", werden in den USA mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit früher schwanger als Kolleginnen, die sich an den Serien nicht die Augen viereckig glotzen.

Die Studie wurde am Montag in der November-Ausgabe der Fachzeitschrift "Pediatrics" vorgestellt. Sie beruht auf der landesweiten Befragung von 2.003 Mädchen und Buben im Alter von 12 bis 17 Jahren über ihre Fernsehgewohnheiten im Jahr 2001. Die Jugendlichen wurden danach zweimal zu einer Schwangerschaft befragt, zuletzt 2004. Bei den Mädchen registrierte die Studie 58 Schwangerschaften. Bei den männlichen Jugendlichen gaben 33 an, eine Schwangerschaft verursacht zu haben.

Schwangerschaften waren demnach doppelt so häufig in derjenigen Personengruppe, die sich regelmäßig Fernsehfilme mit sexuellen Themen anschauten, darunter auch die Serie "Sex and the City" - verglichen mit anderen, die sich nicht regelmäßig diese Filme ansahen. Die Leiterin der Studie, Anita Chandra, erklärte, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Teenager-Schwangerschaften und dem Fernsehkonsum gebe. Dieser sei auch dann festzustellen, wenn andere Faktoren wie Schulnoten, Familienstrukturen oder das Bildungsniveau der Eltern mit einbezogen würden. Sie zieht daraus den Schluss, dass Serien, die allein die positiven Seiten von sexuellem Verhalten betonten, Jugendliche dazu verleiten könnten, sich auf ungeschützten Geschlechtsverkehr einzulassen, "ehe sie bereit sind, verantwortliche und informierte Entscheidungen zu treffen".

Elizabeth Schroeder, die an der Rutgers University das Sexualerziehungsprogramm Answer leitet, kritisierte, dass die Studie nicht umfassend genug angelegt sei und Faktoren wie Selbstachtung oder Familieneinkommen nicht berücksichtigt habe. "Die Medien haben einen Einfluss", sagte Schroeder. "Aber wir kennen nicht das ganze Ausmaß, weil es so viele andere Faktoren gibt."

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