Familie weggesperrt

US-Amerikaner hielt Ehefrau und Kinder gefangen

Ausland
14.08.2008 11:59
Ein Fall, der jenem von Josef F. in Amstetten ähnelt, hält derzeit die USA in Atem: Die Polizei im Bundesstaat Georgia kam einem Mann auf die Spur, der seine Frau und vier Kinder drei Jahre lang in einem Mobilheim unter unsagbaren hygienischen Bedingungen wie Gefangene gehalten haben soll. Der 36-jährige Raymond Daniel Thurmond (im Bild) soll nun wegen Vergewaltigung seiner Frau, Kindesmisshandlung und Freiheitsentzug angeklagt werden.

Die Polizei zeigte sich erschüttert, als sie das drei Zimmer zählende Heim durchsuchte, das in einem Wohnpark in Lavonia, Georgia, steht. Tausende Kakerlaken und anderes Ungeziefer krabbelten in Schubladen, Schränken und anderen Möbeln herum. Auf dem Boden lag verfaultes Essen, wegen eines Wasserschadens rotteten der Fußboden und Matratzen vor sich hin.

Nur mit Atemschutzmaske wagte sich ein Polizeibeamter in das stinkende und völlig verdreckte Heim, ein weiterer Polizist weigerte sich hineinzugehen. "Es war praktisch ein Gefängnis", erklärte Polizeisprecherin Missy Collins am Mittwoch. "Er kontrollierte, was sie aßen, was sie taten, eigentlich alles."

Kinder in staatlicher Obhut
Die Kinder sind jetzt in staatlicher Obhut. Sie sind unterernährt, schüchtern, sollen aber sozial nicht völlig unterentwickelt sein. Nur der Älteste der vier Geschwister im Alter von neun bis 14 besuchte einmal kurz die Schule. Immer wieder soll der Vater die Kinder mit seinen Stahlkappenschuhen getreten haben, wenn er von der Arbeit in einer nahe gelegenen Geflügelfarm heimkehrte.

Mutter mehrfach vergewaltigt
Außerdem mussten die Kinder laut Polizeiermittlungen des Öfteren mit anhören, wie ihre Mutter im Schlafzimmer vergewaltigt wurde. Die Polizei hat eine psychologische Untersuchung der Frau angeordnet. Warum sie so lange Zeit die Torturen über sich und ihre Kinder ergehen ließ, ist noch immer nicht klar. Laut Polizei könnte der Vater die Familie in den Zimmern eingeschlossen haben, während er arbeitete. Möglicherweise leide die Frau aber auch unter dem "geschlagenen Ehefrauen-Syndrom", hieß es, bei dem Frauen völlig unter die Kontrolle ihres Ehemanns geraten und sich nutzlos und zu Recht bestraft fühlen.

Nachbarn entsetzt
Zuletzt war es aber auch für die Frau zu viel und sie meldete ihr Leid. Auslöser war offenbar die Ankündigung ihres Mannes, er werde sie wegen einer anderen Frau verlassen, aber alle paar Tage mit Lebensmitteln vorbeikommen, wie die Polizei berichtete. Die Nachbarn in dem etwa 100 Häuser zählenden Wohnpark waren entsetzt. "Wir hatten keine Ahnung. Ich wusste nicht einmal, dass dort Kinder leben", erklärte eine Bewohnerin. "Er war sehr angesehen, sehr freundlich und seriös", beschrieb Parkmanagerin Alma Medina den Festgenommenen. "Man hätte sich niemals vorstellen können, dass er so etwas tun würde."

Die Familie war vor genau drei Jahren in den Park gezogen. Äußerlich unauffällig fügt sich ihr Mobilheim in die Häuserreihen ein. Vorstrafen hat der Mann keine. Seiner Familie erlaubte er in den vergangenen drei Jahren nur einmal, ihr Gefängnis zu verlassen: Das war ein zweistündiger Besuch an Ostern bei den Eltern seiner Frau in North Carolina.

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