"LaserSnake"

Dieser "Laser-Tentakel" zerschneidet Schrott-AKWs

Wissenschaft
16.12.2016 07:00

Wie demontiert man verstrahlte Ruinen wie den britischen Atomkomplex Sellafield, wenn die Arbeit für Menschen lebensgefährlich wäre? Mit hochspezialisierten Robotern. Sie wagen sich in Bereiche von Atomkraftwerken, in denen Menschen nicht arbeiten könnten, und zerlegen radioaktiven Schrott, der bei der Stilllegung von AKWs anfällt. Die britische Firma OC Robotics hat jetzt einen besonders bizarren AKW-Roboter vorgestellt: Einen Laser-Tentakel, der dicke Stahlplatten zerschneidet.

Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima, die quadratkilometerweise Land unbewohnbar gemacht haben, kennt heute jedes Kind. Doch es muss nicht zu einem nuklearen Störfall kommen, damit ein Staat Probleme mit radioaktiven Ruinen bekommt.

In Nordwestengland beispielsweise gibt es mit dem Atomkomplex Sellafield eine Einrichtung aus der Anfangszeit der Atomkraft, in der von 1953 bis 2003 Strom und waffenfähiges Material produziert wurde. Das Problem: Die verstrahlte Ruine ist auch Jahre nach ihrer Stilllegung noch da und eine Gefahr für Mensch und Umwelt.

"Laser-Tentakel" zerschneidet Stahl und Beton
Der britische Robotik-Spezialist OC Robotics hat in Sellafield nun einen der Roboter getestet, mit denen die Anlage zerlegt werden soll: "LaserSnake". Und der könnte direkt aus einem Science-Fiction-Film stammen, handelt es sich doch um einen "Tentakel", an dessen Spitze ein Laser befestigt ist. Er schlängelt sich durch die gefährlichsten Bereiche der Anlage und zerlegt gefährlichen Schrott, um ihn auf seinen Abtransport vorzubereiten.

Wie das Technologiemagazin "Technology Review" berichtet, erreichen die Ingenieure die hohe Flexibilität ihrer "LaserSnake" durch ein ausgefuchstes Seilzug-System. Das Endstück - ein fünf Kilowatt starkes Laser-Schneidegerät, das Stahl- und Betonplatten zerlegt - ist austauschbar, theoretisch könnte man hier also auch Greifarme, Messgeräte oder andere Technik montieren. Der Arm funktioniert nicht nur an der Luft, sondern auch unter Wasser.

In Sellafield arbeitet ein ganzes Roboter-Heer
Die "LaserSnake" ist allerdings nur einer der Roboter, die in Sellafield aufräumen sollen. In den verstrahlten Teichen und Abklingbecken auf dem Gelände kommen ferngesteuerte U-Boote zum Einsatz, um den Zustand des dort gelagerten Atommülls einzuschätzen.

Ein Schornstein, der seit einem Störfall im Jahr 1957 stark kontaminiert ist, wird mit Drohnen inspiziert. Und die Umverpackung von in lecken Containern gelagertem Atommüll erledigen Industrieroboter. Der TV-Sender ARTE berichtete überdies schon vor drei Jahren, dass am Strand vor Sellafield täglich Plutonium angespült oder freigelegt wird, das maschinell aufgesammelt wird.

Während das verstrahlte Umland ein Sellafield-Spezifikum ist, wird die Demontage alter AKWs in Zukunft neben Großbritannien auch andere Länder beschäftigen. In den USA, Frankreich oder Deutschland gibt es etliche Reaktoren, die seit Jahrzehnten in Betrieb sind und sich dem Ende ihrer Lebensdauer nähern. In Deutschland hat man sich zudem zum Atomausstieg entschlossen, was eine Demontage vorhandener Atomanlagen nötig macht.

Lagerung von Atommüll macht Probleme
Die langfristige Verwahrung des Atommülls - die Demontage von Sellafield dürfte in einigen Jahrzehnten abgeschlossen sein, der geborgene Müll strahlt aber noch Jahrtausende - stellt ein weiteres Problem dar, das wohl Roboter lösen müssen.

Niemand kann garantieren, dass die nuklearen Abfälle so lang perfekt vor Umwelteinflüssen geschützt werden und ihren bedenklichen Inhalt sicher unter Verschluss halten können, dass kommende Generationen nicht irgendwann damit in Kontakt kommen. Ihnen bleibt dann wohl nur, abermals Roboter zu bemühen, um die Folgen billiger Energie durch Kernkraft einzudämmen.

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