"Wenn wir das Laserlicht auf die prälimbische Region im präfrontalen Kortex richteten, dann war die zwanghafte Kokainsucht weg", sagt Antonello Bonci vom National Institute on Drug Abuse (NIDA) der US-Gesundheitsbehörde NIH. Der präfrontale Kortex ist ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde, von dem man annimmt, dass er für diverse höhere Gehirnfunktionen, wie beispielsweise die Impulskontrolle, verantwortlich ist.
Versuche mit süchtigen Ratten
Für die Studie waren die Ratten im Labor kokainsüchtig gemacht worden, wobei sie sich die Droge mittels eines Hebels selbst verabreichen konnten. Knapp ein Drittel der Kokaingaben wurden dann an einen leichten Elektroschock gekoppelt. Die Abhängigkeit der Tiere von der Droge war so groß, dass der elektrische Schlag nur noch bei einem Teil der Ratten abschreckende Wirkung zeigte – die restlichen Nager war bereits so süchtig, dass sie ihren Kokainkonsum nicht einschränken konnten.
Physiologische Untersuchungen zeigten, dass die Aktivität der Gehirnzellen von süchtigen Ratten in manchen Bereichen des Frontallappens deutlich vermindert war. Mithilfe der sogenannten Optogenetik testeten die Wissenschaftler, ob sich die Aktivitätsmuster der kokainabhängigen Tiere rückgängig machen lassen. Dazu wurde in einem ersten Schritt ein lichtempfindliches Eiweiß in die betroffenen Neuronen (Bild) der Nager eingeschleust und die so veränderten Gehirnzellen anschließend mittels Laserlicht manipuliert.
Gehirnzellen ein- und ausgeschaltet
Es zeigte sich, dass sich die Nervenzellen auf diese Art und Weise gezielt ein- oder ausschalten ließen und das Suchtverhalten der kleinen Nager durch die Aktivierung der Neuronen quasi ausgelöscht wurde. Aber auch umgekehrt funktionierte das Verfahren: Wurden die entsprechenden Gehirnzellen im präfrontale Kortex von nicht süchtigen Ratten mittels Laserlicht deaktiviert, zeigten die betroffenene Tiere das gleiche Suchtverhalten wie ihre kokainabhängigen Artgenossen.
Laut Angaben des Hauptautors der Studie, Billy Chen vom NIDA, sollte dieses Grundprinzip auch bei drogensüchtigen Menschen funktionieren, bei denen ebenfalls eine verringerte Aktivität im präfrontalen Kortex zu beobachten ist. Allerdings würde man nicht mit Laserlicht arbeiten, sondern eine andere Methode - die sogenannte transkranielle Magnetstimulation - verwenden.
Klinische Test mit Menschen geplant
Bei dieser Technik werden bestimmte Bereiche des Gehirns durch starke Magnetfelder gehemmt oder angeregt. Die Forscher wollen jetzt klinische Versuchsreihen entwickeln, mit denen getestet werden soll, ob dieser Zugang im Kampf gegen die unkontrollierte Drogensucht in Zukunft eine Rolle spielen könnte.
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