Für ihre Untersuchung spielten Forscher um Angela Friederici vier Monate alten deutschen Babys italienische Sätze vor. Wie Messungen mittels EEG zeigten, speicherte ihr Gehirn innerhalb von einer knappen Viertelstunde syntaktische Abhängigkeiten, die zwischen den sprachlichen Elementen bestanden, und reagierte auf Abweichungen von den so erlernten Mustern.
Die Geschwindigkeit, mit der Kinder Sprachen lernen, verblüfft Eltern und Sprachforscher immer wieder. In Windeseile speichern sie neue Worte und erkennen Grammatikregeln. Schon sehr junge Sprösslinge können Beziehungen zwischen benachbarten Silben erkennen, wenn diese wiederholt zusammen auftauchen.
Grammatische Regeln betreffen aber oft weit auseinander stehende Elemente in einem Satz. Bisher glaubten Linguisten, dass sich das diesbezügliche Verständnis erst um den 18. Lebensmonat herum entwickelt. "Das erschien mir immer reichlich spät", so Friederici, Direktorin der Abteilung Neuropsychologie am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften.
Babys lernen in kürzester Zeit
Während die Verarbeitung falscher und richtiger Sätze anfangs noch sehr ähnliche EEG-Kurven erzeugte, führten die beiden Satztypen im vierten Durchgang - also nach einer Gesamt-Lernzeit von weniger als einer Viertelstunde - zu stark unterschiedlichen Aktivierungen.
"In diesem Alter werden natürlich keine inhaltlichen Fehler registriert", betonte Friederici. Lange vor dem semantischen Verständnis erkennen und generalisieren Babys aber schon Regelmäßigkeiten an der Lautoberfläche. Das Gehirn filtert aus gehörten Sätzen offenbar automatisch die syntaktischen Beziehungen heraus und ist so innerhalb kürzester Zeit in der Lage, Abweichungen zu erkennen. Für das spätere Sprachlernen sind diese frühen Prozesse eine wichtige Grundlage.
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