Lage eskaliert

Slowenien: Migranten zünden Zelte in Lager an

Ausland
21.10.2015 16:02
Die Lage an der slowenisch-kroatischen Grenze verschärft sich weiter. In der Ortschaft Brezice haben Flüchtlinge am Mittwoch - offenbar aus Protest - Dutzende Zelte angezündet. Polizei und Feuerwehr konnten das Feuer löschen, Verletzte gab es offiziellen Angaben zufolge nicht. Seit das kleine EU-Land vor vier Tagen zum neuen Transitland auf der Balkan-Route wurde, haben bereits mehr als 21.400 Flüchtlinge das Land erreicht, wie die slowenischen Behörden mitteilten.

Fernsehbilder und in sozialen Netzwerken verbreitete Aufnahmen zeigten am Mittwochvormittag hohe Flammen und anrückende Rettungskräfte, die das Feuer mittlerweile löschen konnten. "Mehr als 20 Zelte haben gebrannt", teilte eine Sprecherin der slowenischen Polizei mit. Letztlich wurden 27 Zelte ein Raub der Flammen - was die Situation in dem Flüchtlingslager nahe Brezice zusätzlich verschärfen dürfte, da derzeit nur noch neun Zelte zur Verfügung stünden. Laut Angaben der Polizei gab es bei dem Brand keine Verletzten.

Ersten Informationen zufolge sollen Migranten in dem Auffanglager das Feuer aus Protest gelegt haben, da sie an der Weiterreise gehindert wurden. "Das können wir derzeit nicht bestätigen", so die Polizeisprecherin. Der Staatssekretär im Innenministerium, Bostjan Sefic, sagte, man warte noch auf den Bericht über den Zwischenfall. "Tatsache ist aber, dass die Menschen ihren Weg schnellstens fortsetzen wollen, sie werden unzufrieden und nervös, wenn sie sich nicht weiterbewegen", so Sefic.

N24-Chefreporter Steffen Schwarzkopf, der sich vor Ort befand, hatte kurz vor dem Ausbrechen des Feuers berichtet, dass die Polizei das Auffanglager abgeriegelt hat. Wenig später trafen Soldaten des slowenischen Militärs in Kampfmontur ein, wie in einem Video zu sehen ist. Die Flüchtlinge im Camp hätten mit "No Stay"-Rufen dessen Öffnung gefordert. Schwarzkopf zufolge wurden nach den Löscharbeiten erste Flüchtlinge aus Brezice mit Bussen in Richtung Österreich gebracht.

Für Aufregung sorgte am Mittwoch ein auf Twitter verbreitetes Bild in Verbindung mit dem Brand. Die brisante Aufnahme zeigt einen männlichen Flüchtling, der mit hochgestreckter Hand ein Siegeszeichen macht und vor brennenden Zelten lächelnd für ein Selfie posiert.

Zeltlager in Brezice seit Tagen heillos überfüllt
Das Zeltlager in Brezice hat eine Kapazität für 400 Menschen, wegen des großen Zustroms über die Grenze werden dort derzeit aber deutlich mehr Flüchtlinge untergebracht. Nach den letzten Daten der Polizei befanden sich Mittwochfrüh rund 1750 Menschen in der Einrichtung. Bereits am Dienstag, als in dem Zeltlager mehr als 2000 Menschen untergebracht waren, war es Tumulten gekommen. Beim Besteigen der Busse, mit denen die Flüchtlinge in Unterkünfte in der Nähe der österreichischen Grenze gebracht werden sollten, kam es zu einem Gedränge, die Polizei setzte Pfefferspray ein.

Seit Slowenien vor vier Tagen zum neuen Transitland auf der Balkan-Route geworden ist, haben bereits mehr als 21.400 Flüchtlinge das Land erreicht. Alleine am Dienstag kamen laut jüngsten Daten der Polizei etwas mehr als 8000 Flüchtlinge an. Mittwochfrüh befanden sich noch 11.000 Schutzsuchende im Land, während erneut Tausende aus Kroatien erwartet wurden.

Das slowenische Parlament hatte Mittwochfrüh grünes Licht für den Einsatz der Armee an der Grenze gegeben, um den großen Andrang von Flüchtlingen aus Kroatien zu bewältigen. Zu den neuen Kompetenzen zählen unter anderem Patrouillen an der Grenze. Außerdem sollen die Soldaten die Flüchtlinge im Grenzbereich steuern und festhalten können. Bisher durften die Streitkräfte nur logistische Hilfe leisten.

5700 Neuankünfte in Mazedonien in 24 Stunden
Auch in Mazedonien hält der Flüchtlingsstrom an: In den vergangenen 24 Stunden kamen in Gevgelija an der Grenze zu Griechenland rund 5700 Flüchtlinge an, hieß es am Mittwochnachmittag. Der Flüchtlingsandrang habe sich besonders in den Abendstunden erhöht, meldeten Medien. Nach der Registrierung würden die Flüchtlinge sogleich den Weg Richtung Tabanovce an der Grenze zu Serbien fortsetzen. Wegen der hoher Flüchtlingszahlen wurden in der Nacht auf Mittwoch neben Sonderzügen auch Busse eingesetzt, berichtete die Tageszeitung "Utrinski".

4300 Menschen verbrachten Nacht in steirischen Notquartieren
4300 Flüchtlinge wurden in der Nacht auf Mittwoch in der Steiermark in Notquartieren betreut, weitere 2400 waren es an Sammelstellen bzw. in Transitzonen, wie der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, bekannt gab. Mittwochmittag durchbrachen dann rund 1000 Flüchtlinge eine Absperrung der Polizei in der Sammelstelle Spielfeld und setzten sich zu Fuß auf eigene Faust auf der B67, der Grazer Straße, in Richtung Norden in Gang.

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