Dauerkoma vermutet

Prinz Friso hat laut Ärzten massive Schäden im Gehirn

Adabei
24.02.2012 12:47
Der Zustand des bei einem Lawinenabgang lebensgefährlich verletzten Prinzen Johan Friso ist sehr ernst: Laut den behandelnden Medizinern führte der Sauerstoffmangel zu massiven Schäden im Gehirn. Es könne derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der Patient jemals wieder das Bewusstsein erlangen werde, sagte Wolfgang Koller (Foto rechts), der Leiter der traumatologischen Intensivstation an der Innsbrucker Klinik, am Freitag.

Friso habe nach dem Unfall einen 50 Minuten andauernden Herzstillstand gehabt. In diesem Zeitraum musste er am Unfallort reanimiert werden. Dies war laut Koller ein sehr, sehr langer Zeitraum: "Der Prinz wurde 50 Minuten lang reanimiert. Das ist sehr, sehr lange. Man kann auch sagen, zu lange."

Seitdem kämpfe ein Team von Spezialisten an der Innsbrucker Klinik um das Leben des Prinzen. "Wir hatten die Hoffnung, dass die milde Unterkühlung für eine gewissen Schutz des Gehirns gesorgt hatte. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt", erklärte der Intensivmediziner.

Seit MRT steht die Diagnose fest
Am Donnerstag sei es erstmals möglich gewesen, eine Magnetresonanztomographie ohne Gefahr für den Patienten durchzuführen. Seither und aufgrund einiger neurologischer Tests stehe die Diagnose fest. Eine neurologische Behandlung könnte Monate, wenn nicht Jahre in Anspruch nehmen. Die königliche Familie werde eine geeignete Einrichtung für die Rehabilitation suchen, erklärte Koller.

Königin Beatrix bleibt vorerst in Lech
Das niederländische Königshaus teilte am Donnerstag in Den Haag mit, dass Königin Beatrix nach dem Lawinenunfall ihres Sohnes ihren Aufenthalt im Skiort Lech bis nächste Woche verlängert habe. Nur am Wochenende wollte die 74-Jährige vorübergehend in die Niederlande zurückkehren.

In Lech, wo sich das Lawinenunglück zugetragen hat und wo die holländische Königsfamilie seit Jahrzehnten ihren Skiurlaub verbringt, zeigte man sich angesichts der schlechten Nachrichten aus Innsbruck "geschockt und zutiefst betroffen". Der ganze Ort habe seit dem Lawinenabgang gehofft, dass sich der Gesundheitszustand von Prinz Johan Friso verbessere, erklärte Bürgermeister Ludwig Muxel. Das hoffe man auch weiterhin. "Unser ganzes Mitgefühl gilt der Familie, besonders Johan Frisos Gattin Mabel und den Kindern", sagte der Ortschef.

Der 42-jährige Lecher Hotelier Florian Moosbrugger, der beim Lawinenunglück gemeinsam mit dem Prinzen unterwegs war, sagte gegenüber der "Bild"-Zeitung, dass er alles getan habe, um Johan Frisos Leben zu retten. "Mir geht es nicht gut", so der 42-Jährige.

Am Freitag von Lawine verschüttet
Das Lawinen-Drama hatte sich am Freitag, dem 17. Februar, ereignet, nachdem der 43-jährige Prinz mit seinem langjährigen Freund und Gastgeber Florian Moosbrugger in der Nähe des Balmenalpliftes im Bereich Litzen in Richtung Zugertobel trotz der zweithöchsten Lawinenwarnstufe 4 in freies, ungesichertes Gelände eingefahren war. Ein Schneebrett riss den Prinzen mit, fast einen halben Meter türmten sich die Schneemassen über den Sohn von Königin Beatrix.

Weil der zweifache Familienvater ein Verschüttetensuchgerät mit sich trug, konnte ihn sein Begleiter, der sich dank eines Lawinenrucksackes selbst retten hatte können, nach rund 20 Minuten ausgraben. Skilehrer, die sich in unmittelbarer Nähe des Unglücksorts befunden und den Lawinenabgang beobachtet hatten, hatten die Rettungskette in Gang gesetzt.

Seit Heirat nicht mehr in der Thronfolge
Prinz Johan Friso von Oranien-Nassau von Amsberg wurde 1968 in Utrecht als Sohn der damaligen Kronprinzessin Beatrix und ihres deutschen Ehemannes Claus von Amsberg geboren. Er ist der mittlere von drei Söhnen der seit 1980 regierenden Königin Beatrix, seit seiner umstrittenen Heirat 2004 aber nicht mehr in der Thronfolge der Niederlande.

Der flugzeugbegeisterte Prinz absolvierte an mehreren renommierten Universitäten technische und wirtschaftswissenschaftliche Studien, arbeitete u.a. bei der Unternehmensberatungsfirma McKinsey und war Vizepräsident für Investmentbanking bei der Bank Goldman Sachs. Seit 2011 war er für das britische Nukleartechnologieunternehmen Urenco tätig.

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(Bild: kmm)



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