Konflikt ufert aus

Saudi-Prinz: "Irans Ayatollah ist neuer Hitler"

Ausland
24.11.2017 20:46

Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran um die Vorherrschaft im Nahen Osten wird mit immer härteren Bandagen geführt. Riad wirft Teheran eine zunehmend "aggressive" Politik vor, angesichts derer man "nicht untätig" bleiben werde. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman bezeichnete nun den iranischen Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei gar als "neuen Hitler" - und warnte vor einer ähnlichen Entwicklung wie in Europa vor dem Zweiten Weltkrieg.

Das sunnitisch regierte Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran ringen seit Jahren um Einfluss in der Region, liefern sich - etwa in Syrien und im Jemen - Stellvertreterkriege und stehen in zahlreichen weiteren Konflikten auf gegnerischen Seiten, unter anderem im Libanon und im Verhältnis zu Katar.

"Haben von Europa gelernt, dass Appeasement-Politik nicht funktioniert"
In einem Interview mit der "New York Times" sagte Salman am Donnerstag mit Blick auf das iranische Streben nach mehr Macht in Nahost und das geistliche Oberhaupt Khamenei: "Wir wollen nicht, dass der neue Hitler im Iran das wiederholt, was in Europa passiert ist." Die internationale Gemeinschaft rief Salman dazu auf, den Iran angesichts dessen "aggressiver" Politik in die Schranken zu weisen: "Wir haben von Europa gelernt, dass Appeasement-Politik (die "Beschwichtigungspolitik" der Weltmächte angesichts des Großmachtstrebens Hitlerdeutschlands in den 1930er-Jahren, Anm.) nicht funktioniert."

Teheran: "Äußerungen sind unreif und dumm"
Die Führung in Teheran reagierte gelassen auf die scharfen Angriffe aus Riad. Die Äußerungen des saudischen Prinzen seien "so unangemessen, unreif und zum Teil auch dumm", dass dieser in der Welt immer mehr an Seriosität und Kredit verliere, erklärte Außenministersprecher Bahram Qassemi am Freitag. Eine "gefährliche und abenteuerliche Politik Saudi-Arabiens im Libanon" sorge auch bei den treuen Alliierten des Königreichs für Fragezeichen, so Qassemi. "Wir raten dem Kronprinzen daher, aufzupassen, dass er mit dieser Politik nicht das gleiche Schicksal erlebt wie die anderen gestürzten Diktatoren in der Region", sagte der Sprecher weiter.

Saudi-Führung will "nicht untätig" bleiben
Auch der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir hatte kürzlich bei einer von seinem Land einberufenen Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga erklärt, seine Regierung werde angesichts der "aggressiven" Politik des Iran "nicht untätig" bleiben. Man werde alles für seine nationale Sicherheit und den Schutz seines Volkes tun. Als Grund für die Sitzung hatte Saudi-Arabien einen Raketenangriff der vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen im Jemen auf die saudi-arabische Hauptstadt am 4. November und den Brand einer Ölpipeline in Bahrain am 10. November genannt. Auch Bahrain hatte nach dem Pipeline-Brand die Verantwortung dem Iran zugewiesen.

Regierungskrise im Libanon sorgt für weiteren Zündstoff
Mit der Regierungskrise im Libanon hat sich zudem ein neuer Konflikt entzündet: Der libanesische Regierungschef Saad al-Hariri hatte bei einem Besuch in Saudi-Arabien überraschend seinen Rücktritt erklärt und damit Spekulationen genährt, die Führung in Riad könne ihn zu diesem Schritt gezwungen haben. Hariri wies dies zurück und äußerte heftige Kritik am Iran und der von der Islamischen Republik unterstützten Hisbollah-Miliz, die an der libanesischen Einheitsregierung beteiligt ist. Hariri ist inzwischen in den Libanon zurückgekehrt und hat seinen Rücktritt aufgeschoben.

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