Das freie Wort

Weltkulturerbe

Wenn man vom Belvedere zur Wiener Innenstadt blicken will, dann wird dieser unsägliche „Emmentalerklotz“ auf dem Heumarkt (der angebliche Preisträgerentwurf eines internationalen Architekturwettbewerbes – arme Architekten!) in Zukunft diese Perspektive massiv blockieren. Auch der vorgesehene große Zubau in Anlehnung an die weltberühmte Karlskirche wird deren einzigartige Ausstrahlung erheblich vermindern. Diese ungeheuerlichen Bausünden werden der Öffentlichkeit erst dann präsentiert, wenn die diesbezüglichen Verträge bereits in trockenen Tüchern sind und juristisch kein Einwand mehr möglich ist. Warum wird nicht am Beginn der Planungen das UNESCO-Weltkulturerbe-Zentrum zu einer Stellungnahme eingeladen, warum werden bei uns nicht das Bundesdenkmalamt und das Kulturamt der Stadt Wien rechtzeitig um ihre Beurteilung gefragt? Es klingt wie blanker Hohn, wenn – angeblich – der Wiener Tourismusverband meint, der Begriff „Weltkulturerbe“ habe mit der Anziehungskraft auf Gäste aus aller Welt nichts zu tun. Zigtausende Reisende aus der ganzen Welt und besonders Ostasien treten alle Jahre die weite und teure Fahrt an zu den Wiener Kulturstätten, die sie von ganzem Herzen bewundern. Und weiters ist es völlig unverständlich, wenn Menschen, die aufgrund ihrer Position und Herkunft Gralsritter der Schönheit Wiens sein müssten, von denen wir hören, dass die Kultur einer der bedeutendsten Rettungsanker in der derzeit grassierenden Orientierungslosigkeit ist, und die nicht müde werden zu verkünden, wie heilig unsere „Werte“ sind, vor dem nächstbesten auf Profit ausgerichteten Investor in die Knie gehen. Wenn wir Wiener nicht bereit sind, der fortschreitenden Auflösung der Einzigartigkeiten unserer Heimat die Stirn zu bieten, sind wir es eigentlich nicht wert, in der Stadt mit der noch immer weltweit höchsten Lebensqualität wohnen zu dürfen. Und darum: NEIN und nochmals NEIN zur Verschandelung unseres so wunderbaren Wiens!

Dkfm. Eduard Musil, Wien

Erschienen am Fr, 2.3.2018

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