Österreichs Ökolandschaft steht still und verbeugt sich in Ehrfurcht vor einem Visionär. Denn Werner Lampert, geboren 1946 in Feldkirch, hat diese Biowelt unerwartet verlassen. Ein Mann, dessen Leben die Ökolandschaft Österreichs wie ein leuchtender Stern geprägt hat – still, beharrlich, voller „grünem“ Herzblut und Vision.
Am Dienstag hatte Lampert noch seinen 79. Geburtstag gefeiert. Zwei Tage später starb er völlig unerwartet, wie seine langjährige Lebensgefährtin Ursula Ramsauer gegenüber der „Krone“ bestätigte. „Wir sind alle fassungslos und traurig“, so Ramsauer. „Werner hat sich schon so auf seinen 80er gefreut.“
Schon als Bub auf dem Bauernhof seiner Großmutter in Vorarlberg spürte Werner, dass die Natur mehr ist als Erde und Pflanzen. Er sprach mit Kühen, lauschte ihrem Atem, rieb seinen Kopf an ihr warmes Fell und teilte mit ihnen seine ersten Träume, seine kleinen Geheimnisse, seine ersten Liebesgeschichten. Wer Lampert einmal beim Blick in die Augen einer Kuh erlebt hat, weiß: Er sah nicht nur Tiere, er sah Seelen.
Erfinder von „Ja! Natürlich“
In Wien brachte er in den 1980er-Jahren die ersten Bio-Produkte auf den Markt, gründete einen Großhandel und prägte eine Bewegung, die heute aus Österreich nicht mehr wegzudenken ist. 1994 entstand „Ja! Natürlich“ – und mit ihr das schelmische „Ja! Natürlich“-Schweinchen, das mehr war als ein Maskottchen. Es wurde zum sprechenden Symbol für Tierwohl, Verantwortung und das Herzblut eines Mannes, der glaubte, dass echte Qualität und Respekt vor Lebewesen untrennbar sind.
Doch Lampert träumte größer. Unter seiner Führung erblühte der Csardahof der Familie Dichand zu einem Öko-Leuchtturm. Zwischen den Reihen von Gemüsebeeten, in Ställen mit sanftmütigen Kühen und Schweinen, wuchs eine Vision, die zeigte, dass Innovation, Tradition und Verantwortung Hand in Hand gehen können. Wer den Hof betrat, spürte die Liebe, die Lampert in jeden Winkel gesteckt hatte – in jede Pflanze, in jedes Tier, in jede Idee.
2006 setzte er mit „Zurück zum Ursprung“ neue Maßstäbe für die österreichische Heumilchproduktion. In enger Zusammenarbeit mit Bäuerinnen und Bauern, Molkereien und Handelspartnern gelang es ihm, eine ganze Branche zu retten. Hinter jedem Glas Milch, das heute auf Österreichs Tischen steht, steckt ein Funken Lamperts unermüdlicher Leidenschaft, sein unerschütterliches Vertrauen in das Miteinander von Mensch, Tier und Natur.
Inspirierender Freund
Für den Autor dieser Zeilen war Werner Lampert weit mehr als ein Vorbild. Er war ein inspirierender Freund, ein treu verbundener Wegbegleiter auf allen ökologischen Pfaden. Gemeinsam durchstreiften sie Felder und Ställe, diskutierten über Pflanzen, Tiere und die Grundsätze echter Nachhaltigkeit – und lernten von einem Mann, dessen Leben die Fähigkeit hatte, Ideen in Realität zu verwandeln.
Mit Werner Lampert verliert Österreich einen Bio-Pionier, im wahrsten Sinne des Wortes. Lampert hat für Österreichs Landwirtschaft und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz enorm viel bewirkt. Er war für viele Menschen auch das Gesicht der Bio-Bewegung. Wir alle verdanken ihm viel.
Auf Nachfrage der „Krone“ würdigt Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Verstorbenen.
Bild: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Werner Lampert, der in Salzburg lebte, hinterlässt ein Vermächtnis, das weit über Produkte hinausgeht. Es lebt in jeder Wurzel, in jedem Gemüsebeet, in jeder Kuhherde, in jedem Stück Fleisch, das nach seinen Prinzipien entsteht. Ein Leben voller Hingabe, Weitsicht und Liebe zur Natur – ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Leidenschaft, Mut und Herzblut Spuren hinterlassen, die bleiben: unvergesslich, einzigartig, inspirierend.
Und so bleibt Werner Lampert nicht nur in unseren Erinnerungen. Er lebt in jedem Samen, der keimt, in jedem Tier, das in Respekt und Fürsorge aufwächst, und in jedem Menschen, den sein Wirken berührt hat. Ein Bio-Pionier, dessen Licht weiterleuchtet, auch wenn er plötzlich von uns gegangen ist.
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