Bomben-Attentäter

“Kofferbomber” von Köln in Beirut verurteilt

Ausland
18.12.2007 12:51
Ein libanesisches Strafgericht hat am Dienstag einen der beiden "Kofferbomber" von Köln zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Jihad H. hatte gestanden, gemeinsam mit seinem Landsmann Youssef El H. Ende Juli 2006 im Kölner Hauptbahnhof zwei Sprengsätze in Regionalzügen deponiert zu haben. Sein Anwalt kündigte an, er wolle in Berufung gehen. Youssef El H. wurde in Abwesenheit zu 21 Jahren Haft verurteilt. Gegen ihn begann gleichzeitig am Dienstag der Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht (Foto).

Der 23-jährige Libanese muss sich wegen vielfachen versuchten Mordes verantworten. Nur ein handwerklicher Fehler verhinderte offenbar, dass die beiden Kofferbomben in den deutschen Zügen nach Hamm und Koblenz ein Blutbad unter Dutzenden von Reisenden anrichten konnten. Theoretisch wären die Konstruktionen in der Lage gewesen, einen ganzen Waggon in Sekundenbruchteilen in eine Flammenhölle zu verwandeln.

Unmittelbar vor Beginn des Prozesses kündigte der Verteidiger von Youssef El H. ein Teilgeständnis seines Mandanten an. "Er wird einräumen, dass er der Mann mit dem Trikot Nummer 13 ist", sagte Bernd Rosenkranz. Videoaufnahmen aus dem Bahnhof zeigen einen Mann in einem solchen Trikot mit einem Koffertrolley, in dem sich die Bombe befunden haben soll.

Mohammed-Karikaturen als Motiv
Motiv für den Anschlagsversuch war nach Erkenntnissen der Strafverfolger vor allem der Zorn der Studenten über die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen, aber auch der Tod des Terroristenführers Abu Mussab al-Zarqawi im Juni 2006 im Irak.

Auf die Spur kamen die Ermittler den mutmaßlichen Kofferbombern indirekt durch Videoaufnahmen von Gleis 3 des Kölner Hauptbahnhofs, die zwei junge Männer mit schweren Trolleys zeigten. Der Anklage zufolge deponierte Jihad H. seinen Rollkoffer im Regionalexpress 10121 Aachen-Hamm, während Youssef Mohamad E.H. seinen Trolley in der Regionalbahn 12519 Mönchengladbach-Koblenz abstellte.

Flucht von Köln in den Libanon
Bereits einen Tag nach Veröffentlichung der Videoaufnahmen durch das Bundeskriminalamt wurde E.H. am 19. August 2006 auf dem Kieler Hauptbahnhof festgenommen - nach einem Hinweis des libanesischen Nachrichtendienstes. Fünf Tage später stellte sich der zu diesem Zeitpunkt bereits per Haftbefehl gesuchte Jihad H. im libanesischen Tripoli den Behörden. Laut Anklage waren die beiden Männer, die nach dem Deponieren der selbst gebastelten Bomben die Züge bei nächster Gelegenheit verlassen hatten, noch am Tattag vom Flughafen Köln/Bonn nach Istanbul und weiter nach Damaskus geflogen. Von dort reisten sie über den Landweg in den Libanon ein.

Im Gegensatz zu seinem mutmaßlichen Mittäter kehrte E.H. jedoch am 8. August über Frankfurt am Main nach Kiel zurück, wo er zuvor ein Studienkolleg absolviert hatte. Erstmals nach Deutschland eingereist war der heute 23-Jährige Anfang September 2004. Mit dem zur Tatzeit 20-jährigen Jihad H., der sich seit Jänner 2006 in Deutschland aufhielt und zuletzt in Köln wohnte, traf E.H. erstmals im April 2006 in Kiel zusammen - den Kontakt zwischen beiden hatte ein Cousin von E.H. vermittelt.

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