¿Benvenuto Cellini¿

Orgie der Bilder, Farben und Turbulenzen

Oberösterreich
11.08.2007 17:42
Salzburgs Festspiele wollten so richtig auf die Pauke hauen... Und offenbar Theatermachern zwischen Broadway und Kittsee vormachen, wie man Rekorde aufstellt: Philipp Stölzl, der Bildermagier aus Madonnas Video-Clip-Welt, durfte im Großen Festspielhaus Berlioz' „Benvenuto Cellini“ inszenieren. Alte Oper als Popshow!

Das Publikum war von der in den Kosten allein schon rekordverdächtigen Produktion immerhin begeistert. So gejubelt wurde heuer selten.

Mitunter hat man allerdings das Gefühl, von der Flut der Bilder überrollt und weggespült zu werden. Zu schauen gibt´s einfach zu viel. Cellini, der gefeierte Bildhauer, Schöpfer der „Saliera“, und Liebhaber der schönen Teresa Balducci, kommt mit dem Hubschrauber zum Rendezvous. Dann donnern Schnellzüge kreuz und quer durchs Bild; Ein roter Hai öffnet sein Maul und zeigt Kabarettszenen...

Stölzls Regie und Bühnengestaltung und Kathi Maurers Kostüme entfesseln eine Orgie der Bilder, Farben, Turbulenzen. Er hat dafür einen ganzen Fundus historischer Vorlagen geplündert. Vergessen wir Popshows und Comics, Roboter, Starwars und Batman, den berühmten Film „Metropolis“ – in Stölzls Cellini ist alles drin. Gesamtkunstwerk nennt er das. Ein entfesseltes Arrangement, in dem aber Schlüsselszenen merkwürdig altmodisch und lahm bleiben. Die Geschichte und Psychologie Cellinis, dieses Künstlers, Liebhabers, Raufbolds, Mörders und Utopisten wird sehr blass dargestellt. Berlioz ersäuft in Betriebsamkeit.

Valery Gergiev am Pult der Wiener Philharmoniker treibt scharf an: harte Konturen, grelle Farben, dröhnende Entladungen. Berlioz' delikates Licht- und Schattenspiel wirkt da abgewürgt. Der Wiener Staatsopernchor ist perfekt studiert.

Burkhard Fritz bleibt in der Titelpartie einiges an Stimmkraft, Tenorglanz und Bühnenpräsenz schuldig. Maija Kovalevska trifft mit Wärme und Ausstrahlung die Partie der Teresa präzise. Bravour zeigt Kate Aldrich als Ascanio im Roboter-Outfit. Verlässlich sind Laurent Naouri als Cellinis Konkurrent Fieramosca, Brindley Sherratt als Vater Balducci und Mikhail Petrenko als Papst.




Foto: Franz Neumayr

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