"Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht!" oder "Schiri, Telefon!" schreien Fußballfans im Männerchor, wenn sie mit einem Pfiff oder einer Entscheidung des schwarzen Mannes nicht zufrieden sind. Und tatsächlich treffen die "Unparteiischen" häufig Fehlentscheidungen, obwohl sie doch eigentlich objektiv urteilen sollten. Dabei können sie oft gar nichts dafür – sagt die Wissenschaft.
Zwei Innsbrucker Ökonomen haben herausgefunden,dass die Fußball-Referees, die von Berufs wegen unparteiischsind, unter Druck einseitig entscheiden. Und zwar nicht nur punktuell,sondern über lange Zeiträume statistisch nachweisbar.
Schiris pfeifen für die Heimmannschaft In einer Studie wurden die Nachspielzeit untersucht,die Schiedsrichter gewähren, und Elfmeterentscheidungen.Die "Überminuten" sollten sich eigentlich nur danach richten,wie lange das Spiel unterbrochen war, nicht nach dem Spielstand.Tatsächlich zeigt sich aber, dass der Schiedsrichter längernachspielen lässt, wenn die Heimmannschaft zurückliegt.Basis für die Auswertung war die Saison 2000/01 der DeutschenBundesliga. Im Durchschnitt wird 40 Sekunden länger nachgespielt,wenn die Heimmannschaft ein Tor zurückliegt. Für diespanische Primera Division wurde sogar eine Differenz von zweiMinuten errechnet. Übrigens wurden von 306 gewerteten Spielenfünf durch ein Tor in der Nachspielzeit entschieden.
Mehr Heimelfer In der deutschen Bundesligasaison 2000/01 wurdeninsgesamt 76 Elfmeter vergeben - davon nur 21 an die Gastmannschaften,aber 55 an die Heimelf! Das liegt nicht nur daran, dass die Heimmannschaftprinzipiell offensiver spielt und deshalb einfach öfter amStrafraum auftaucht. Auf Basis der Spielberichte des wichtigstendeutschen Fußballmagazins Kicker, wurde ermittelt, dassAuswärtsmannschaften signifikant seltener einen berechtigtenElfmeter erhalten (nur in etwa 50 Prozent der Fälle) alsHeimmannschaften (in etwa 80 Prozent der Fälle).
Schiris - Opfer der Psychologie Die akustischen Reize, die durch Pfiffe und Schreievon Fans ausgehen, beeinflussen die Referees mehr, als sie wahrhaben möchten. Wird etwa ein Spieler der Heimmannschaft gefoult,reagiert das Publikum üblicherweise wesentlich lauter undungehaltener, als wenn ein Spieler der Auswärtsmannschaftgefoult wird. Die Kombination von optischem Reiz - dem Zweikampfzweier Spieler - mit dem akustischen Reiz, der abhängig vonder Mannschaftszugehörigkeit des angegriffenen Spielers ist,führt erwiesenermaßen zu Fehlentscheidungen zugunstender Heimmannschaft. Das läuft völlig unbewusst ab, derSchiedsrichter kann eigentlich nichts dafür.
Das Einzige, was Fehlentscheidungen minimieren würde,wäre der Videobeweis. Aber den wird es so bald nicht geben.Bis dahin müssen wir mit Fehlentscheidungen leben - und wenndie Unparteiischen noch so sehr versuchen, ihrem Namen gerechtzu werden...
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