Nach Zeltfest-Drama

Opfer haben Angst vor Zukunft

Oberösterreich
23.08.2017 00:27

Zwei Tote, mehr als 100 Verletzte, von denen etwa fünfzehn Schwerverletzte noch in Spitälern liegen und ein 20-Jähriger in Lebensgefahr schwebt - das ist die blutige Bilanz nach der Zeltfest-Katastrophe von St. Johann am Walde. Zu Trauer und Schock kommt nun auch die Angst der Opfer vor der Zukunft. Denn wenn die Justiz kein Verschulden feststellt, steigen die Versicherungen aus.

"Wir werden kein Schmerzensgeld fordern" - so wie die Angehörigen eines verletzten Festbesuchers aus Maria Schmolln reagieren derzeit noch viele Innviertler, die von der Zeltfest-Katastrophe betroffen sind. Diese Solidarität mit der veranstaltenden FF Frauschereck ist lobenswert. Doch nicht jeder, der bei der Horrornacht Schäden davon trug, wird sich diese Haltung leisten können.

Versicherungen müssen nicht unbedingt zahlen
Oö. Versicherung-Generaldirektor Josef Stockinger erklärt, dass die Versicherungen aus der Haftpflicht aussteigen, wenn das Gericht kein Verschulden feststellt. Diese Variante wäre für die Feuerwehr und die Gemeinde, also FF-Kommandant Erich Feichtenschlager und Bürgermeister Gerhard Berger, am besten. Opfer, die keine Privatversicherung haben, müssen dann aber befürchten, dass sie keine Ansprüche ersetzt bekommt.

Orkan-Böe war wie ein riesiges Messer
Tatsächlich war es eine Orkan-Böe, die wie ein riesiges himmlisches Messer durch die umgebenden Wälder zog, das Zelt erwischte, die nebenstehende Siedlung aber verschonte, weiß auch Stockinger, dem detaillierte regionale Infos vorliegen.

Laut Verleiher wurde das Zelt 2016 überprüft
Johann Egger-Lederer von der Firma "Johnny’s Durstexpress" in Wildenau vermietete mit seiner Frau, die in Pocking (D) einen Verleih hat, das Festzelt an die FF Frauschereck. Er meint: "Das Ganze ist für uns alle ein Wahnsinn, wir kennen uns ja alle gut. Das war doch kein normaler Sturm mehr, sondern ein Tornado. Die Feuerwehrler haben einen Evakuierungsplan gehabt, aber es ging einfach zu schnell. Da kann man niemand einen Vorwurf machen." Das Zelt war neun Jahre alt, wurde 2016 vom deutschen TÜV überprüft. Egger-Lederer wird seinen Verleih aufgrund der tragischen Ereignisse in "Saiga Hans" heuer nur noch eingeschränkt weiterführen.

Begräbnisse in St. Johann am Walde und Höhnhart
Heute, Mittwoch, wird um 14 Uhr der Eisenbieger Christoph A. (28) in seinem Heimatort St. Johann/Walde beerdigt, morgen, Donnerstag, das zweite Zeltopfer, die Krankenschwesternschülerin Alexandra P. (19), um 14 Uhr in Höhnhart zu Grabe getragen.
Weiter zwischen Leben und Sterben schwebt ein 20-Jähriger auf der Intensivstation des Braunauer St. Josef-Spitals. Etwa 15 Schwerverletzte liegen noch mit Schädelverletzungen und Verbrennungen in den umliegenden Krankenhäusern.


Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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