Staatsschutz aktiv

Ex-Terroristin: Wirbel um Auftritt in Wien

Österreich
15.04.2016 20:53

Leila Khaled hat eine bewegte, dunkle Geschichte: In den 1960er- und 1970er-Jahren sorgte sie als Mitglied der Volksfront zur Befreiung Palästinas als weltweit erste weibliche Flugzeugentführerin für Schlagzeilen. Im arabischen Raum galt sie als das Gesicht der Palästinenser. Heute ist die 72-Jährige politisch aktiv und hält Vorträge. Jetzt herrscht in Österreich Riesenaufregung um die einstige Top-Terroristin: Das österreichisch-arabische Kulturzentrum hatte sie als "Revolutions-Ikone" am Freitagabend nach Wien eingeladen. Bei der äußerst umstrittenen Rede in Wieden vor etwa 300 Besuchern lieferte Khaled lautstark Hasstiraden gegen Israel.

Leila Khaleds Biografie in Kurzform: Während des Palästinakriegs 1948 flieht die damals Vierjährige mit ihren Eltern in den Libanon. Im Zuge des Sechstagekriegs schließt sie sich als 23-Jährige der Volksfront zur Befreiung Palästinas an. In militärischen Ausbildungslagern übt sie den bewaffneten Kampf, steigt rasch in der Terror-Hierarchie auf.

Am 29. August 1969 wurde sie dann der Weltöffentlichkeit bekannt: Mit der Entführung des Flugs TW 840 auf dem Weg von Rom nach Tel Aviv. Nach der Landung in Damaskus wurde die Boeing - nachdem alle Geiseln von Bord waren - gesprengt. Beim Entführungsversuch einer israelischen El-Al-Maschine wurde Khaled noch an Bord überwältigt. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs kam die Top-Terroristin aber frei und galt fortan in der arabischen Welt als "Heldin".

Vortragseinladung von Kulturzentrum
Jetzt sorgt die heute 72-Jährige, die sich mit einem in Holland ausgestellten Schengen-Visum frei durch Europa bewegen kann, bei uns für gehörigen Wirbel. Denn Leila Khaled wurde vom österreichisch-arabischen Kulturzentrum zu einem Vortrag am Freitagabend in Wien eingeladen. Das rief den heimischen Staatsschutz auf den Plan. Doch trotz Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gab es bis Redaktionsschluss keinen Haftbefehl. Khaled durfte einreisen und hielt ihren umstrittenen Vortrag.

Palästinensischer Terror in Österreich
Dass der Wien-Besuch von Leila Khaled für derart große Aufregung sorgt, ist mit einem Blick in die Geschichtsbücher rasch verständlich. Denn in den 1980er-Jahren zogen palästinensische Terroristen eine Blutspur durch Österreich. Anzumerken ist aber, dass diese Verbrechen nicht Leila Khaleds Volksfront zur Befreiung Palästinas zuzurechnen sind, sondern der Gruppe "Fatah - Revolutionärer Rat" rund um den Top-Terroristen Abu Nidal.

  • Am 1. Mai 1981 wurde der Wiener SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel - er war auch Präsident der österreichisch-israelischen Gesellschaft - vor seinem Wohnhaus durch Pistolenschüsse getötet. Der Politiker war gerade auf dem Weg zum Mai-Aufmarsch auf dem Rathausplatz.
  • Am 29. August desselben Jahres überfielen zwei Täter die Synagoge in der Seitenstettengasse in der Wiener Innenstadt: Zwei Polizisten konnten das Schlimmste verhindern, indem sie den Eingang zum Gebetshaus im letzten Moment verriegelten. Bei einem anschließenden Schusswechsel kamen zwei Menschen ums Leben. Einer der beiden Angreifer gestand später den Mord an Nittel.
  • Am 27. Dezember 1985 drangen drei Terroristen mit Handgranaten und Sturmgewehren bewaffnet in den Flughafen Wien-Schwechat ein und eröffneten vor dem Schalter der israelischen Fluggesellschaft El Al das Feuer. Die Bilanz: vier Tote (darunter ein Attentäter) und 39 Verletzte.

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