68 Tote bei Anschlag

Bin Laden ruft zu Gewalt gegen Schiiten auf

Ausland
02.07.2006 15:56
Mit einem verheerenden Anschlag auf Zivilisten in einem Schiiten-Viertel von Bagdad hat die Gewalt zwischen irakischen Schiiten und Sunniten am Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht. 68 Menschen starben, als eine Bombe am Samstag in dem Vorort Sadr-City explodierte. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira veröffentlichte zudem ein Tonband, auf dem angeblich El-Kaida-Chef Osama bin Laden erstmals den Schiiten im Irak mit Gewalt droht.

102 weitere Menschen erlitten nach Angaben des Gesundheitsministeriums zum Teil schwere Verletzungen.


"Die schiitischen Regionen im Süden des Iraks sollen nicht sicher sein, wenn die Liquidierung der Sunniten nicht aufhört", heißt es auf dem Tonband. Die Schiiten müssten bestraft werden, da sie gemeinsam mit den USA und ihren Verbündeten sunnitische Städte wie Mossul, Falludscha und Ramadi angriffen, fordert die Bin Laden zugeschriebene Stimme.

Dies wäre das erste Mal, dass der El-Kaida-Chef eine derart aggressive Haltung gegenüber schiitischen Muslimen zeigt. Allerdings bedrohte der Terroristenchef in der Tonbandbotschaft auch die sunnitische Islamische Partei, weil sie seit dem Frühjahr an der irakischen Regierung beteiligt ist. Alle Angehörigen der Regierungsparteien seien Angriffsziele.

Begleiter einer Politikerin entführt
Bewaffnete griffen am Sonntag in Mahmudija südlich von Bagdad die Abgeordnete Lika al-Jassin von der religiösen Schiiten-Allianz an. Die Parlamentarierin konnte nach Angaben aus Sicherheitskreisen entkommen. Die Extremisten verschleppten aber acht ihrer Begleiter.

Abgeordnete in Lebensgefahr
Ein schiitischer Abgeordneter der säkularen Partei von Ijad Allawi überlebte ebenfalls einen Attentatsversuch. Aus dem Büro von Ijad Dschamal al-Din hieß es, zwei Leibwächter des Politikers seien verletzt worden, als am Sonntag ein Sprengsatz in der Nähe des Hauses von Dschamal al-Din in Bagdads Dschadirija-Viertel explodiert sei. Noch kein Lebenszeichen gibt es von der sunnitischen Abgeordneten Tajsir Awad al-Maschhadani, die am Samstag gemeinsam mit acht ihrer Leibwächter in Bagdad entführt worden war.

Zivilbevölkerung leidet unter Attentaten
Am Sonntag explodierte erneut ein Sprengsatz auf einem Markt in der irakischen Hauptstadt. Nach Angaben des irakischen Staatsfernsehens wurden auf dem Markt im Al-Hurrija-Viertel 31 Menschen verletzt. Bei der Explosion einer Autobombe im Stadtteil Karrade kamen zwei Zivilisten ums Leben.

Nachfolger von Al-Sarkawi bestimmt
Der Nationale Sicherheitsberater, Muwaffak al-Rubai, präsentierte am Sonntag in Bagdad erstmals eine irakische Liste der meistgesuchten Terroristen des Landes. An erster Stelle steht Abu Hamsa al-Muhadschir, der von den Terrorzellen der Organisation El Kaida im Zweistromland zum Nachfolger von Abu Mussab al-Sarkawi gewählt worden sein soll. Auf dem von Al-Dschasira veröffentlichten Tonband erteilt Bin Laden den Terroristen im Irak praktisch seinen Segen für die Ernennung Al-Muhadschirs zum neuen Chef, nachdem die US-Truppen Al-Sarkawi getötet hatten.

Husseins Familie auf Fahndungsliste
Auf der Fahndungsliste stehen insgesamt 41 Verdächtige, darunter auch die Ehefrau von Ex-Machthaber Saddam Hussein, Sadschida Chairallah und Saddams Tochter Raghed. Raghed war seit der Gefangennahme ihres Vaters durch die Amerikaner im Dezember 2003 mehrfach im arabischen Fernsehen aufgetreten und hatte ihren Vater verteidigt.

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