"Krone"-Interview

“War David ein Papa-Kind, Herr Alaba?”

Österreich
13.06.2015 15:43
Zum Vatertag spricht George Alaba (54) über seinen verletzten Sohn, Traumgagen, Gottvertrauen und Mitgefühl für Bootsflüchtlinge aus Afrika.

Trotz Sabbat hat sich Papa Alaba Zeit für ein "Krone"-Interview genommen: "Wir Siebenten-Tags-Adventisten verbringen den Samstag normalerweise in der Kirche", erklärt George Alaba, während er nach einem schattigen Plätzchen in der Asperner Seestadt am Rande von Wien sucht. Auf der Festbühne wird in wenigen Stunden Tochter Rose auftreten. Und noch einen anderen guten Grund gibt es, den Sabbat nicht zu feiern: wenn David Alaba bei einem Fußballmatch spielt. Das wichtige Länderspiel gegen Russland verpasst der 22-jährige Rekordnationalspieler leider - aber sicher nicht den Vatertag.

"Krone": Herr Alaba, wie geht es David?
George Alaba: Er hat keine Schmerzen mehr, Gott sei Dank. Er ist nur im Moment etwas traurig, weil er so gerne am Sonntag gespielt hätte. Er hat sich das Comeback etwas schneller vorgestellt, aber das hat nicht funktioniert.

"Krone": Wird er sich am Vatertag, melden?
Alaba: Ganz bestimmt. Er ist keiner, der sich nur alle heiligen Zeiten meldet, oder weil gerade Vatertag ist. Wir telefonieren jeden Tag miteinander und schreiben SMS.

"Krone": Was war David für ein Kind?
Alaba: Ein Favoritner! (lacht) David war immer fröhlich und schon als Baby sehr, sehr beweglich. Als er vier oder fünf vier war, habe ich bemerkt, dass er nie müde wird. Also bin ich mit ihm die Favoritenstraße bis zur Buchengasse gejoggt und zurück. Er hat immer mitgehalten und dabei gelacht. Da wusste ich: Dieses Kind hat eine unglaubliche Power.

"Krone": Wann hat er den ersten Fußball bekommen?
Alaba: Das war schon im Kindergarten. Die anderen Buben in der Siedlung haben ihn "Alabissi" genannt. Die haben den ganzen Tag im Hof gespielt. Wir wohnten im zweiten Stock, und ich musste runtergehen und David holen, damit er überhaupt etwas isst.

"Krone": War David ein Papa-Kind?
Alaba: Beim Sport auf jeden Fall. Aber er war natürlich auch ein Mama-Kind. Wir lieben beide unsere Kinder und sind stolz auf sie. Das ist für mich das größte Geschenk: dass dieser Kontakt zwischen uns nie abgerissen ist.

"Krone": David hat das Elternhaus schon mit 13 Jahren verlassen. Hat das wehgetan?
Alaba: Es war schwer, aber es war Davids Traum. Wir waren so stolz, dass er die Aufnahme in die Stronach-Akademie geschafft hatte. Und am Wochenende durfte er ja nach Hause.

"Krone": Drogen, Alkohol, Ausgehen bis zum Morgen: Hatten Sie keine Pubertätsprobleme mit ihm?
Alaba: Gar nicht. David ist bis heute sehr diszipliniert, auch was Ernährung anbelangt. Disziplin war der Motor unserer Erziehung. Das, was wir von den Kindern verlangt haben, das haben wir ihnen aber auch vorgelebt.

"Krone": Sie stammen aus Nigeria, Ihre Frau von den Philippinen. In welcher Sprache sind Ihre Kinder aufgewachsen?
Alaba: In Deutsch und Englisch. Deshalb kann man David mit langem "a" oder auch englisch aussprechen. Es ist beides korrekt.

"Krone": Hatte David aufgrund seiner Hautfarbe Probleme?
Alaba: Jedenfalls war das nie ein großes Thema bei uns. Ich habe David immer gesagt, dass sich kein Mensch aussuchen kann, wo und mit welcher Hautfarbe er auf die Welt kommt. Wichtig ist es, sich selbst zu akzeptieren, stolz auf das zu sein, was man ist. Und so wie man selbst mit Menschen umgeht, so werden einem die anderen auch begegnen.

"Krone": So gesehen gäbe es gar keinen Rassismus.
Alaba: Sicher hört man ab und zu den Ausdruck "Neger". Aber nicht alle Menschen meinen das böse. Manche sagen es auch aus Unwissenheit. Man muss das genau abwägen.

"Krone": Was empfinden Sie angesichts der Zeltstädte für Asylwerber und beim Anblick der Bootsflüchtlinge, die übers Mittelmeer nach Europa kommen wollen?
Alaba: Das ist erschreckend und nur schwer zu begreifen. Es erinnert mich natürlich an meine Immigration in Österreich 1984 und wieviel Glück ich hatte. Viele haben das nicht und denen muss man helfen. Wir versuchen wirklich, unser Bestes zu machen - über Hilfsorganisationen und so. Aber ich möchte hier keine Spenden aufzählen.

"Krone": Stört es Sie, dass Ihre Familie in Österreich als "Vorzeige-Migranten" gelten?
Alaba: Nein, das stört uns nicht. Ich glaube, dass wir ein Beispiel dafür sind, dass Anpassung und Einsatz sich lohnen. Integrationsminister Sebastian Kurz hat mich einmal gefragt, was meine Strategie damals war. Ich habe ihm gesagt, dass ich erst mal Deutsch gelernt habe. Mein Rat an Einwanderer: Schaut nicht, was ihr vom Land bekommen könnt, sondern was ihr ihm geben könnt.

"Krone": Sie sind heute auch Davids Manager. Wissen Sie seinen Kontostand?
Alaba: Nein, über Geld reden wir nicht. Es kommt erst an zweiter Stelle. Natürlich hat David als Bayern-München-Spieler heute ein schönes Haus, wo wir und auch alle seine Freunde immer willkommen sind. Es ist ein Open House, mit vielen Zimmern und Sofas für Davids Freunde. Aber an unserem Leben als Familie hat sein Erfolg nichts geändert.

"Krone": Was haben Sie ihm als Vater mitgegeben?
Alaba: Vor allem den Glauben. Und dass man, egal was passiert, immer auf Gott vertrauen kann.

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